Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Jack Miller

Während sich Brad Binder und Pedro Acosta in Katar in Szene setzen, macht Jack Miller wieder "Miller-Sachen" - Null WM-Punkte beim MotoGP-Saisonauftakt

Titel-Bild zur News: Jack Miller

Jack Miller hat beim Saisonauftakt kein brauchbares Ergebnis erzielt Zoom

Liebe MotoGP-Fans,

die neue Saison in Katar hat praktisch so begonnen, wie die alte zu Ende gegangen ist: Jorge Martin im Sprint fantastisch, Francesco Bagnaia im Grand Prix weltmeisterlich. Die Favoriten haben ihre Markierungen ganz klar gesetzt.

Das Ducati-Debüt von Marc Marquez war ebenfalls stark. Er war nicht nur von Beginn an schnell, sondern ist auch überlegt und fehlerfrei gefahren. Ich bin mir sicher, dass er in diesem Jahr Rennen gewinnen wird.

Aber ob Marquez wirklich mit der alten GP23 bis in den Herbst um den Weltmeistertitel kämpfen kann, daran habe ich weiterhin meine Zweifel. Aber ein Ausnahmetalent wie er kann mich natürlich eines Besseren belehren.

Wenn wir von Ausnahmetalent sprechen, dann sind wir natürlich auch bei Pedro Acosta. Testfahrten sind eine Sache, Rennen eine andere. Und der 19-Jährige hat am gesamten Wochenende eine fantastische Leistung gezeigt.

Direkte Q2-Qualifikation, WM-Punkte im Sprint und tolle Duelle mit den Topstars in seinem ersten langen Rennen. Er ist der beste Rookie seit Marc Marquez und ein künftiger Weltmeister. Davon bin ich schon jetzt überzeugt.

Das Reifenmanagement wird Acosta auch noch in den Griff bekommen, da mache ich mir keine Sorgen. Klar wird es für den Neuling auch das eine oder andere schwierige Wochenende geben, aber er wird uns bestimmt viel Spaß bereiten.

Und damit sind wir beim eigentlichen Thema unserer Kolumne, nämlich wer im übertragenen Sinne schlecht geschlafen hat. Wie ich schon in vergangenen Kolumnen geschrieben habe, hat Jack Miller pro Jahr seine gefühlt drei, vier ganz starken Rennen.

Pedro Acosta, Marc Marquez

Duell der Generationen: Pedro Acosta gegen Marc Marquez Zoom

Aber es gibt auch so viele Wochenenden, die verkorkst verlaufen. Katar war wieder so eines. Durch einen Sturz hat Miller die direkte Q2-Qualifikation verpasst. In Q1 hat er es dann nur haarscharf in den zweiten Abschnitt geschafft.

Im Sprint sammelte der Australier als Zehnter keinen WM-Punkt. Und im Grand Prix fuhr er nach dem frühen Sturz dem Feld hinterher. Miller war einmal mehr keine Hilfe für seinen Teamkollegen Brad Binder im Kampf gegen die Ducati-Übermacht.

Und dass Miller auch von Rookie Acosta in den Schatten gestellt wurde, kann ihn nicht gut geschlafen haben lassen. Klar, Miller hat viel Erfahrung und wird von KTM dafür sehr geschätzt. Sein Input ist nach wie vor ein wichtiger Puzzlestein für die Entwicklung der RC16.

Auch Augusto Fernandez völlig von der Rolle

Aber ein künftiger Weltmeister ist Miller nicht. Das gilt, meiner Meinung nach, auch für Augusto Fernandez, der ebenfalls ein Kandidat für diese Kolumne gewesen ist. Der zweite Tech3-Fahrer ist seit Beginn der Wintertestfahrten völlig von der Rolle.

Ob das mit dem psychologischen Druck durch die Ankunft von Acosta im Tech3-Team zusammenhängt? Das glaube ich nicht, denn schon in der gemeinsamen Moto2-Saison bei Ajo 2022 war Fernandez mental stark und hat sich durch Acosta nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Fernandez hat einfach noch nicht das optimale Gefühl für die aktuelle KTM gefunden. Seiner Aussage nach wurde es in Katar schon etwas besser. Geben wir ihm noch etwas Zeit, aber klar ist auch, dass er mit Blick auf die Zukunft nicht viel davon haben wird.

Augusto Fernandez

Auch Augusto Fernandez wurde von Pedro Acosta klar in den Schatten gestellt Zoom

Denn KTM hat ganz klar gesagt, dass man um den Weltmeistertitel kämpfen will. Mit Binder und Acosta hat man zwei Fahrer, die das Zeug haben mittel- bis langfristig WM-Titel gewinnen zu können - beide haben das Talent für mehrere Weltmeisterschaften.

Deswegen kann sich KTM beim anstehenden Transferkarussell entspannt zurücklehnen und in Ruhe abwägen, ob man Miller und Fernandez im nächsten Jahr eine weitere Chance gibt, oder ob sich doch interessante Alternativen ergeben könnten.

"Japan-Cup" außerhalb der Top 10

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Worte über Yamaha und Honda verlieren. Beide fuhren hinter den Top 10 den "Japan-Cup" aus. Auf dem Papier sieht es natürlich desaströs aus, dass diese glorreichen Marken derart chancenlos sind.

Aber im Qualifying ist Fabio Quartararo die schnellste Yamaha-Runde aller Zeiten in Lusail gefahren. In der Vergangenheit waren weder er noch ein Valentino Rossi oder ein Jorge Lorenzo mit der M1 auf dieser Strecke so schnell unterwegs.

Das gilt auch für Honda. Die Qualifying-Zeit von Johann Zarco war besser als jemals Marc Marquez mit der RC213V auf dieser Strecke gefahren ist. Das zeigt, dass beide Marken deutliche Fortschritte gemacht haben.

Fabio Quartararo, Johann Zarco

Yamaha und Honda fuhren in Katar chancenlos hinterher Zoom

Aber die drei europäischen Marken sind trotzdem noch mindestens einen Schritt voraus. Honda und Yamaha haben viel verändert, aber sie brauchen Zeit. Diese sollten wir ihnen auch geben und aufmerksam beobachten, ob sie mit den Concessions Fortschritte schaffen.

Ihr,


Gerald Dirnbeck

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