VR46-Startcrash: Marini mit Knochenbruch, Bezzecchi mit Aufholjagd

Luca Marini fängt sich beim Startunfall mit Teamkollege Marco Bezzecchi im Indien-Sprint eine Verletzung und eine Strafe ein - Bezzecchi trotz Aufholjagd nicht happy

(Motorsport-Total.com) - "Don't Crash Me Again". Das hatte VR46-Ducati-Pilot Marco Bezzecchi vor zwei Wochen auf seinem besonderen Helmdesign für Misano stehen. An diesem Wochenende nun gastiert der MotoGP-Zirkus im Großraum Neu-Delhi in Indien. Bezzecchi fährt wieder mit seinem Standard-Helmdesign und prompt wurde er in der ersten Kurve des Indien-Sprints gleich wieder getroffen.

Titel-Bild zur News: Startunfall mit Luca Marini im MotoGP-Sprint am Indien-Wochenende in Noida 2023

Startunfall mit Luca Marini und Marco Bezzecchi im MotoGP-Sprint in Noida Zoom

Nachdem Bezzecchi schon im Sprint in Spielberg und auch im Grand Prix in Barcelona jeweils direkt in der ersten Kurve abgeräumt wurde, war es diesmal ausgerechnet sein VR46-Teamkollege Luca Marini, der in der ersten Kurve auf ihn auffuhr.

Bezzecchi war von der Pole gestartet, aber schlechter weggekommen als Jorge Martin (Pramac-Ducati) und Francesco Bagnaia (Ducati) neben ihm. Marini war von P4 gestartet und verbremste sich vor Kurve 1 kolossal. Das Hinterrad seiner VR46-Ducati war hoch in der Luft, als er seinen Teamkollegen erwischte und dabei selber stürzte.

Während das Rennen für Marini an Ort und Stelle gelaufen war, konnte sich Bezzecchi erstaunlicherweise im Sattel halten. Er setzte seine Fahrt fort, allerdings ganz am Ende des Feldes. Von dort startete "Bez" eine furiose Aufholjagd, im Zuge derer er die schnellste Runde fuhr. Und nach elf Runden (ursprünglich waren zwölf geplant gewesen) kam Bezzecchi tatsächlich noch als Fünfter ins Ziel.

Luca Marini mit Schlüsselbeinbruch und Strafe

Hingegen musste Marini das Krankenhaus aufsuchen. Bei ihm wurde ein gebrochenes Schlüsselbein diagnostiziert. Den Grand Prix von Indien am Sonntag muss er auslassen. Und auch seine Teilnahme am Fahrbetrieb des Grand Prix von Japan am kommenden Wochenende ist fraglich.

Gresini-Ducati-Pilot Alex Marquez hat sich bei einem Sturz im Qualifying am Samstagvormittag drei Rippen gebrochen. Er hat bereits bestätigt, dass er abgesehen vom Indien-Sonntag auch das Japan-Wochenende verpasst. Noch am heutigen Samstag macht sich der junge Marquez auf den Weg nach Spanien, um seine Erholungsphase zu beginnen.

Luca Marini

Wann Luca Marini wieder wird fahren können, ist derzeit offen Zoom

Was Luca Marini betrifft, so wurde knapp zwei Stunden nach dem Indien-Startunfall verkündet, dass er mit einer Long-Lap-Penalty bestraft wird. Die muss er "absitzen", wenn er das nächste Mal einen Grand Prix startet. Ducati-Pilot Enea Bastianini hat für sein Auslösen des Startunfalls in Barcelona seinerseits eine Long-Lap-Penalty bekommen. Die hat er bis heute nicht "absitzen" können, weil er seither verletzt ist.

Aleix Espargaro fordert härtere Strafen

Gut möglich, dass auch Marini genau wie Bastianini und Alex Marquez den Japan-Grand-Prix am kommenden Wochenende verpasst. Wann es zur Einlösung seiner Strafe kommt, ist derzeit offen. Aprilia-Pilot Aleix Espargaro war in den von Marini ausgelösten Crash in Kurve 1 des Indien-Sprints zwar nicht verwickelt, hat aber trotzdem eine klare Meinung.

"Die Lösung ist ganz, ganz einfach: Härtere Strafen für [Zwischenfälle in] Kurve 1", sagt Espargaro und betont mit Nachdruck: "Ich sage das jedes Mal in der Sicherheitskommission: Härtere Strafen. Und damit meine ich richtig harte. Dann nämlich werden alle früher bremsen, das werden wir sehen. So einfach ist das."

Marco Bezzecchi mit furioser Aufholjagd, aber nicht zufrieden

Und Bezzecchi? "Ich habe Luca seit dem Zwischenfall noch nicht gesehen", sagt er über den Crash mit seinem Teamkollegen, bei dem er selber sitzengeblieben ist und nach seiner furiosen Aufholjagd mit zahlreichen Überholmanövern noch Fünfter geworden ist.

Startunfall mit Luca Marini im MotoGP-Sprint am Indien-Wochenende in Noida 2023

Der Startcrash warf Bezzecchi ans Feldende zurück - Im Hintergrund stürzen Bradl und Pol Espargaro Zoom

Dass der Sprint auf dem Buddh International Circuit im Vorfeld von zwölf auf elf Runden verkürzt wurde, das nahm ihm letztlich die Chance, auch in den Kampf um die Top 3 einzugreifen. Denn der Viertplatzierte Brad Binder (KTM) hatte im Ziel nur 0,362 Sekunden Vorsprung auf Bezzecchi. Und der als Dritter ins Ziel gekommene Marc Marquez (Honda) lag nur 0,499 Sekunden vor Binder.

Im Verlauf der elf Runden überholte Bezzecchi nacheinander Michele Pirro, Aleix Espargaro, Miguel Oliveira, Fabio Di Giannantonio, Takaaki Nakagami, Raul Fernandez, Johann Zarco, Maverick Vinales, Jack Miller und in der letzten Runde schließlich noch Fabio Quartararo. Abgesehen davon profitierte er davon, dass Joan Mir in der vierten Runde an vierter Stelle liegend gestürzt ist. Happy ist "Bez" trotzdem nicht.

Marco Bezzecchi

"Bez" ärgert's: Dreimal in fünf Wochen ohne Schuld in Startunfälle verwickelt Zoom

"Das Endergebnis ist nicht das, was ich mir ausgerechnet hatte. Ich hoffe, dass zumindest alle ihren Spaß hatten", sagt Bezzecchi mit geknickter Miene. Dass er innerhalb von fünf Wochen nun schon zum dritten Mal unschuldig in einen Crash in Kurve 1 verwickelt wurde, das hat ihm die Laune gründlich verdorben.

"Das war jetzt das dritte Mal, dass ich von jemand anderem erwischt wurde", stöhnt Bezzecchi und sagt mit Blick auf den Grand Prix am Sonntag: "Keine Ahnung. Ich werde erst mal versuchen müssen, durch die erste Kurve zu kommen. Dann können wir weitersehen. Aber wenn ich nicht einmal in der ersten Reihe sicher bin, wo dann?"

Warum Bezzecchi nicht so gut wegkam wie Martin und Bagnaia

Zu seinem Start am Samstag sagt der VR46-Pilot: "Ich bin nicht schlecht gestartet, sondern wie immer. Ich kam ganz gut weg. Die Beschleunigung von 0 auf 100 war gut. Die Reaktionszeit war ebenfalls gut. Aber sobald mein Motorrad in Bewegung war, wurde ich von den anderen Motorrädern überholt."

Mit "den anderen Motorrädern" meint Bezzecchi die Ducatis von Jorge Martin und Francesco Bagnaia. Diese beiden nämlich sind Ducatis der Spezifikation GP23 und die haben seit einigen Wochen ein verbessertes Startsystem (Kombination aus Holeshot-Device und Kupplung). Für die GP22, wie sie unter anderem Bezzecchi fährt, gibt es dieses Update aber nicht.

"Ich will nicht sagen, dass es nur am Motorrad liegt. Fakt ist aber, dass sie sehr schnell starten", bemerkt Bezzecchi abschließend mit Verweis auf Bagnaia und Martin.