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"Viele Kleinigkeiten": Woran es bei Ducatis GP15 noch hapert

Bei Ducati ist man von der Konkurrenzfähigkeit der GP15 überzeugt und peilt noch in dieser Saison Siege an - Warum die Italiener es zuletzt trotzdem schwer hatten

(Motorsport-Total.com) - Die letzten Rennen vor der Sommerpause verliefen für Ducati überhaupt nicht nach Plan. In Barcelona, Assen und auf dem Sachsenring verpassten die Italiener jeweils das Podium und hatten teilweise große Rückstände auf Honda und Yamaha. Von der Anfangseuphorie, als vor allem Andrea Dovizioso regelmäßig für Podestplätze sorgte (zum WM-Stand), ist momentan nicht mehr viel zu spüren. Trotzdem ist man Ducati noch immer davon überzeugt, dass die neue GP15 prinzipiell stark genug ist, um es mit der Konkurrenz aufzunehmen.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso

Andrea Dovizioso glaubt, dass die GP15 schnell genug für Siege ist Zoom

"Wir hatten einen außerordentlich guten Start in die Saison und waren beim Debüt der GP15 in Katar nah am Sieg dran", erinnert Teamchef Paolo Ciabatti im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir hatten weitere zweite Plätze von 'Dovi' bei den folgenden Rennen. Dadurch stieg die Erwartungshaltung. Andererseits war uns bewusst, dass die GP15 ein sehr junges Motorrad ist."

"Die Maschine debütierte beim zweiten Sepang-Test. Wir lernen nach wie vor dazu. Es folgten ein paar Strecken, auf denen wir nicht so stark waren. Zudem hatten wir bei Dovis Maschine Zuverlässigkeitsprobleme. Ausfälle wie der in Mugello und Assen waren nicht seine Schuld. Ich bin sicher, dass wir in Mugello zwei Ducatis aufs Podium gebracht hätten", so der Italiener. Andrea Iannone wurde beim Ducati-Heimspiel Zweiter (zum Rennbericht).

"Unsere Fahrer meinen, dass wir bei ein paar kleinen Details minimal zurückliegen. Bei den vergangenen Rennen fehlte uns etwas mehr als zu Beginn", gibt Ciabatti allerdings auch zu und ergänzt: "Unser Motorrad ist wenige Monate alt. Unsere Gegner haben Motorräder, mit denen sie in der Vergangenheit Rennen gewonnen haben. Wir arbeiten mit einer neuen Maschine und stoßen auf Dinge, die nicht so funktionieren, wie sie sollten."

"Unser Motorrad ist wenige Monate alt. Unsere Gegner haben Motorräder, mit denen sie in der Vergangenheit Rennen gewonnen haben." Paolo Ciabatti

"Speed alleine reicht nicht"

Grundsätzlich ist der Teamchef allerdings von der Schlagkraft des Bikes überzeugt. Das sieht auch Dovizioso so. "Wir haben den Speed, aber das alleine ist nicht genug", erklärt der Italiener. "Wir müssen sauber fahren und im ganzen Rennen konstant sein. Die meisten Piloten suchen auf ihren Maschinen nach dem Speed. Den haben wir schon, aber es ist eben nicht genug, um Rennen zu gewinnen, weil Valentino, Lorenzo und Marquez sehr schnell und im ganzen Rennen konstant sind."

"Um dieses Level zu erreichen, müssen wir überall perfekt sein", ist sich "Dovi" bewusst. Doch genau das ist noch nicht der Fall. "Es geht nicht nur um einen Bereich", erklärt Dovizioso, laut dem es "sehr, sehr schwierig" ist, die entscheidenden letzten Zehntel zu finden. "Zum Glück hat unser Bike keine großen Probleme. Das ist sehr wichtig. Unsere Pace ist wirklich gut. Aber wie schon gesagt: Es geht überall um Kleinigkeiten."

"Wenn du am Limit bist und 100 Prozent gibst, dann können Kleinigkeiten plötzlich ganz groß werden", erklärt er und nennt als Beispiel fehlenden Grip in den Kurven. "Es sieht so aus, dass wir dort etwas mehr hinter unseren Gegnern zurückliegen", so "Dovi", der das eigene Bike in diesem Bereich allerdings nicht zwangsläufig als schlecht betrachtet. Vielmehr seien die Konkurrenten in dieser Hinsicht einfach extrem stark.


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"Ich denke, Yamaha hat da gegenüber allen einen Vorteil", erklärt Dovizioso, der generell glaubt, dass Ducatis Rückstand in den vergangenen Rennen vor allem auf die Stärke der Konkurrenz zurückzuführen ist. "Ich denke, dass unsere Konkurrenten einen Schritt nach vorne gemacht haben. Das ist der Hauptgrund. Zweitens ist unser Bike noch immer ziemlich neu und vor allem ganz anders als unser altes Bike."

"Um dieses Level zu erreichen, müssen wir überall perfekt sein." Andrea Dovizioso

Ducati zuversichtlich, Leser skeptisch

"Unsere Gegner haben nicht geschlafen", weiß auch Ciabatti und erklärt: "Marquez hat die Probleme offensichtlich gelöst, seitdem er wieder mit dem alten Chassis fährt. Er fährt wieder so, wie man es von ihm erwartet. Rossi und Lorenzo fahren auf einem nahezu perfekten Motorrad sehr gut. Wir verfolgen ein bewegliches Ziel. Es ist nicht so, dass man sich verbessert und die Rivalen solange warten, bis man sie eingeholt hat."

"Jeder Hersteller steckt sehr viele Anstrengungen in die Sache. Das Tempo in den Rennen war in diesem Jahr sehr hoch. Wir müssen weiterhin hart arbeiten, weil wir in dieser Saison Rennen gewinnen möchten", gibt sich der Teamchef kämpferisch und ergänzt: "Die Meisterschaft ist in dieser Saison sehr eng. Es ist die beste Meisterschaft seit ein paar Jahren. Die Fahrer liegen eng beieinander."

Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass Ducati zuletzt eindeutig wieder nur dritte Kraft hinter Honda und Yamaha war. Das soll sich laut Dovizioso allerdings nach der Sommerpause schon wieder ändern. "Ich denke, dass Indianapolis ganz wichtig sein wird, um unser Level zu erkennen. Ich glaube, dass wir ab dort wieder näher dran sein werden", gibt er sich optimistisch und erklärt, dass Strecken wie Assen und der Sachsenring der Charakteristik der GP15 schlicht und ergreifend nicht entgegenkamen.


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Im kommenden Jahr wird es für Ducati allerdings noch schwieriger werden, mit Honda und Yamaha mitzuhalten. 2016 verlieren die Italiener sämtliche Vorteile der Open-Kategorie. Darin sehen auch die Leser von 'Motorsport-Total.com' ein echtes Problem. Bei einer Umfrage mit mehr als 1.000 abgegebenen Stimmen gaben lediglich 31 Prozent der Teilnehmer an, dass sie Ducati 2016 auf Augenhöhe mit den japanischen Konkurrenten sehen. Ganze 69 Prozent sind der Meinung, dass Honda und Yamaha die Italiener abhängen werden.

"Wir müssen hart arbeiten, weil wir in dieser Saison Rennen gewinnen möchten." Paolo Ciabatti