• 10.08.2017 15:49

  • von Juliane Ziegengeist & David Emmett

Verwirrung um Verletzung in Brünn: Cal Crutchlow klärt auf

Am Trainingssamstag in Brünn war Cal Crutchlow gegen den Rat der Ärzte zur Quali angetreten - Wie es zu dem Chaos kam und warum der Brite Glück im Unglück hatte

(Motorsport-Total.com) - Als Cal Crutchlow (LCR-Honda) im dritten Freien Training in Brünn vergangenen Woche unverschuldet abflog, herrschte über die möglichen Folgen des Crashs zunächst Unklarheit. Nachdem der Brite im Clinica Mobile vor Ort geröntgt worden war, vermuteten die Ärzte eine Wirbelverletzung und wollten ihn am Weiterfahren hindern, bevor die Situation nicht genau geklärt werden konnte. In der Box kam es deshalb zu Diskussionen.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow ging in Brünn ein Risiko ein, als er trotz unklarer Verletzung fuhr Zoom

Crutchlow bestritt die dritte Trainigssession und das Qualifying schließlich gegen den Rat der Ärzte. Danach ließ er sich im Krankenhaus noch einmal durchchecken. Laut Statement des Teams konnte keine Fraktur festgestellt werden. Später aber gab Crutchlow zu, dass er sich tatsächlich einen Wirbel gebrochen hatte. Verwirrung herrschte, weil nicht klar gewesen sei, ob es um einen klaren Bruch handelt oder sich der Wirbel verschoben hat.

"Ich wurde an der Strecke geröntgt. Dabei kam ein Bruch im Wirbel T6 heraus. Ich wollte dann zum CT-Scan. Aber die Leute im örtlichen Krankenhaus waren nicht soweit", erklärt der MotoGP-Pilot. "Es gab die Option den CT-Scan vor dem Training zu machen oder am Abend. Ich entschied mich dazu, es vor dem Training machen zu lassen, weil sie mir sagten, dass es nur eine Stunde dauert und ich zum Qualifying wieder zurück wäre."

Kein instabiler Bruch - Crutchlow auf der "sicheren Seite"

Crutchlow wartete also in der Klinik, wurde untersucht, sprach mit dem Doktor - und wollte schließlich zum Scan. "Doch da war niemand! Darum bin ich gegangen und fuhr zum Qualifying", schildert der Brite weiter. "Dr. Charte und Dr. Mir kamen zusammen mit Dr. Zasa zu mir und waren nicht glücklich. Denn hätte es sich um eine instabile Fraktur gehandelt, was sie zu dem Zeitpunkt nicht wussten, wäre es gefährlich gewesen."

Doch weil Crutchlow vom Streckenarzt für fit erklärt worden war, ließ er es sich trotz des Zuredens der besagten Herren nicht nehmen, auf seine Honda zu steigen und sich zu qualifizieren. Er sei nun mal ein Rennfahrer, betont aber zugleich, dass er mit dieser Entscheidung die anderen Ärzte keineswegs vor den Kopf stoßen wollte. "Ich respektiere sie sehr. Es sind sehr, sehr gute Ärzte. Ich vertraue ihnen zu 100 Prozent", so Crutchlow.


Fotos: Cal Crutchlow, MotoGP in Brünn


"Aber ich musste mich entscheiden: Will ich das Training und die Quali schmeißen oder es riskieren? Ich entschied mich dafür zu fahren. Damit war auch Honda nicht glücklich. Aber was erwarten sie denn von mir? Ich bin hier, um Rennen zu fahren, und ich fühlte mich okay." Nach dem Qualifying, dass er als Fünfter abschloss, fuhr der LCR-Honda-Pilot schließlich noch einmal in die Klinik, um sich endlich den CT-Scan durchführen zu lassen.

Dieser zeigte einen nicht verschobenen Bruch. "Also war ich so oder so auf der sicheren Seite. Es war okay, dass ich gefahren bin. Ich hatte zwar Schmerzen, aber man konnte sie aushalten. Vor allem mein Nacken tat am Sonntag weh. Es war ein schwerer Sturz", blickt Crutchlow ein Stück weit erleichtert zurück und versichert: Hätte die Untersuchung zu irgendeinem Zeitpunkt einen instabilen Bruch ergeben, wäre er nicht gefahren.