• 10.02.2017 12:55

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Unzählige Varianten: Verzettelt sich Honda beim Motor?

Honda testet aktuell verschiedene Motorversionen, um die RC213V fahrbarer zu machen: Bei den Wintertests verlieren selbst die Honda-Piloten die Übersicht

(Motorsport-Total.com) - Die aggressive Charakteristik des V4-Motors ist seit vielen Jahren eine der größten Schwachstellen der Honda RC213V. Zu Beginn der vergangenen Saison wurden die Mängel bei der Fahrbarkeit deutlich, als Honda zur Einheitselektronik von Magneti Marelli wechseln musste. Bis dahin kaschierte die ausgeklügelte HRC-Software das aggressive Ansprechverhalten des RC213V-Motors. Die Honda-Ingenieure benötigten Wochen und Monate, um die 2016er-Maschine kontrollierbarer zu machen.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Honda sucht bei den Tests fieberhaft nach mehr Traktion am Kurvenausgang Zoom

Im Sommer 2016 testeten die Honda-Werkspiloten erstmals eine neue Version des V4-Motors, der dank einer anderen Zündfolge mehr Traktion aufbauen soll. Der sogenannte Big-Bang-Motor ist drehmomentstärker als der bis Ende 2016 eingesetzte Screamer. Zudem reagiert die Neuentwicklung nicht so spitz und soll dadurch vor allem am Kurvenausgang Vorteile bringen. Der Big-Bang-Motor outet sich durch einen dumpferen Klang und ist dadurch gut zu erkennen.

LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er sich an die vergangene MotoGP-Saison erinnert. Der Brite war mit der für 2016 homologierten Motorvariante alles andere als zufrieden: "Wir denken, dass im vergangenen Jahr die falsche Entscheidung getroffen wurde und wir damit das ganze Jahr klarkommen mussten", bemerkt er und kritisiert damit die Entscheidung der Honda-Werkspiloten.

Crutchlow testete bereits den neuen Big-Bang-Motor, um HRC Daten zu liefern. Die Japaner kommentieren keine Fragen zum neuen Motor und geben auch keine Auskunft, wie viele verschiedene Motorversionen aktuell getestet werden. Selbst Crutchlow weiß nicht genau, welche Motoren aktuell gefahren werden. Der LCR-Pilot fragt sich, womit die Marc-VDS-Piloten in Malaysia ihre Runden drehten.


Fotos: Honda, MotoGP-Test in Sepang


"Jack (Miller) und Tito (Rabat) verfolgen einen anderen Testplan als wir. Das steht fest", betont Crutchlow. "Vom Klang des Motors kann man erkennen, dass sie auch nicht den Vorjahresmotor verwenden", stellt der Brite klar, der sich beim Test in Sepang auf die Arbeit mit dem neuen Motor konzentrierte. Crutchlows Kommentare sind für HRC besonders wichtig, denn der Brite ist aktuell der einzige Honda-Pilot, der in der MotoGP Erfahrungen mit anderen Motorrädern sammeln konnte.

Cal Crutchlow

Cal Crutchlow möchte HRC bei der Entwicklung unter die Arme greifen Zoom

"Ich fuhr extrem viele Runden mit der neuen Version. Danach wechselte ich zum alten Motor. Es war schwierig, sich wieder umzustellen, weil sich die Charakteristiken so stark voneinander unterscheiden", berichtet Crutchlow. "Ich beobachtete Jack. Er fuhr mit dem anderen Motor ziemlich gut. Dieser Motor ist wohl in einigen Bereichen besser als der Motor, den wir verwendeten. Es ist auch erfreulich, dass Dani und Marc so stark waren."