Stoner: Fehler werden weniger bestraft
Casey Stoner und Nicky Hayden beklagen, dass die asphaltierten Auslaufzonen der modernen Rennstrecken zu viele Fehler verzeihen würden
(Motorsport-Total.com) - Sicherheit ist ein zweischneidiges Wort. Einerseits wird Rennsport durch entsprechend Maßnahmen weniger gefährlich, andererseits aber haben die guten Fahrer keinen Vorteil mehr, weil Fehler nicht mehr drastisch bestraft werden. Konkret gemeint sind die asphaltierten Auslaufzonen, wie sie auf jeder modernen Rennstrecke zum State of the Art gehören.

© Ducati
Casey Stoner beklagt, seine Vorteile als guter Fahrer nicht ausspielen zu können
Statt durch Kiesbetten sind die Rennstrecken nun durch Asphalt umgeben und nur parallel verlaufende weiße Linien deuten oftmals den genauen Streckenverlauf an. Fehler werden so weniger bestraft, denn sobald man eine Kurve auf einer falschen Linie anfährt, den Brems- oder Einlenkpunkt verpasst etc. - alles kein Problem: Lenkung wieder auf, ab in die Auslaufzone und über einen etwas weiteren Bogen gelangt man problemlos wieder auf die Rennstrecke. Und genau das prangern Casey Stoner und Nicky Hayden gegenüber 'Motor Cycle News' an.#w1#
"Ich denke, man muss sich innerhalb der weißen Linien halten. Leider ist es ein Sicherheitsproblem. Wenn man in einer Kurve zu hart angreift, weil man zu schnell einfährt, verbessert es auf jeden Fall die Sicherheit, weil man nicht immer gleich stürzt, nur um sich auf der Strecke zu halten", weiß Stoner um die unschätzbaren Vorteile der asphaltierten Auslaufzonen.
"Und wenn man die Strecke verlässt, taucht man nicht sofort in Kies ein. Vom Rennen Fahren her gibt es den Leuten viel mehr die Möglichkeit, über das Limit hinaus zu gehen." Das habe Auswirkungen auf die Rennen und die "Rennkultur": "Die Leute greifen etwas mehr an und verschieben die Grenzen weiter nach außen. Sie machen einen Fehler, fangen das Bike auf und fahren weiter. Für mich ist es jedoch so: Man macht einen Fehler, man verschwindet im Kiesbett, selber schuld, eigenes Problem, eigenes Verschulden."
"Jetzt fangen sie die Maschine einfach auf, fahren raus und kommen sofort wieder zurück auf die Piste. In der Vergangenheit hat man nicht so viele Fehler gesehen, weil sich die Leute davor gehütet haben, welche zu machen", prangert der Ducati-Start eine sorglose Mentalität an. "Sie wussten, dass sobald sie einmal ausrutschen, lauert dort das Kiesbett."
Veränderte Mentalität der Rennfahrer
Dazu kommt noch ein Nachteil der sicheren Auslaufzonen - bei Nässe sind sie sehr rutschig. Bei einem Sturz rodelt und schliddert man weiter, als normal: "Bei Regen ist es noch zusätzlich so, dass man nicht langsamer wird, bis man das Kiesbett erreicht und das ist sehr gefährlich."
"Mit all den Fahrhilfen und den zusätzlichen Auslaufzonen kommt man mit mehr Fehlern davon und es ist fast zu einfach, die Maschine nach einer schlecht genommenen Kurve wieder einzufangen", stößt Hayden ins gleiche Horn. "Gäbe es nicht so viele Asphaltzonen, würden die Leute die Kurven oft nicht so schlampig anfahren."
"Für Autos ist das toll, sie können bremsen, auch für uns ist das sehr nett, aber ich finde, dass, wenn man einen Fehler macht, man auch dafür bestraft gehört. In Le Mans und Assen und auf anderen Strecken kann man einen Fehler machen, man fährt raus, richtet sein Gefährt aus und kommt ohne Zeitverlust wieder zurück. Man sollte für Fehler mehr bestraft werden", fordert der Honda-Pilot.
Allerdings sollten die beiden Weltmeister nicht vergessen, dass noch keinen Fahrer viele Fehler schneller gemacht haben und nach wie vor nur die Fahrer siegen, welche die wenigsten Fehler machen. Vielleicht war es auch nur der Frust von Stoner, dass genau in Spanien, wo er viele Fehler machte, jedes Mal ein bremsendes Kiesbett zur Stelle war, um dem Champion viele Plätze wieder abzunehmen.

