• 03.08.2017 16:57

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Smith über Verletzungen: Teams tragen mehr Verantwortung

Im Falle einer Verletzung ist der Druck auf die Fahrer enorm: Doch Bradley Smith erkennt, dass es einen positiven Trend und die Verantwortlichen umsichtiger sind

(Motorsport-Total.com) - In der Vergangenheit stiegen einige MotoGP-Piloten nach Verletzungen oder Operationen ohne die eigentlich nötige Pause wieder aus Motorrad. Das Paradebeispiel ist Jorge Lorenzos Sturz bei der Dutch TT in Assen vor vier Jahren. Damals verunglückte der damalige Titelverteidiger im Freien Training, ließ sich für die Operation des Schlüsselbeins nach Spanien fliegen und kehrte danach wieder nach Holland zurück. Im Rennen kam er mit 15 Sekunden Rückstand als Fünfter ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Bradley Smith

Bradley Smith lehnt zu riskante Entscheidungen konsequent ab Zoom

In der laufenden Saison sah man, dass es auch anders geht. So zog Suzuki Alex Rins nach dessen Sturz in Austin für fünf Rennen aus dem Verkehr. Und auch KTM verzichtete auf Risiken, als Bradley Smith in Barcelona zu Sturz kam. Smith weiß, wie es sich anfühlt, nach einer Verletzung zu fahren. Im vergangenen Jahr stürzte der Brite bei seinem Endurance-Gaststart in Oschersleben schwer und kämpfte nach seinem MotoGP-Comeback mit starken Schmerzen.

Smith stuft den Japan-Grand-Prix als schlimmstes Rennwochenende seiner Karriere ein. Die Knieverletzung erschwerte dem ehemaligen Tech-3-Fahrer die Arbeit ungemein. "Es gehört dazu, mit Verletzungen zu fahren", weiß der Brite und freut sich über das gestiegene Bewusstsein der MotoGP-Manager: "Schön ist, dass jetzt die Hersteller immer öfter die Entscheidung treffen und nicht die Fahrer. Ich würde auch behaupten, dass die Ärzte mittlerweile strengere Entscheidungen aussprechen."


Fotos: MotoGP in Brünn, Pre-Events


"Mir gefiel, wie sich Suzuki im Fall von Rins verhielt. Sie setzten ihn erst wieder ein, als er wirklich in der Lage dazu war. Ich denke, er hätte zwei oder drei Wochenenden eher aufs Motorrad steigen können. Doch er kehrte bei einem Test zurück, bei dem er keinen Druck hatte. Es scheint, als ob die Leute nicht mehr so dumme Entscheidungen treffen", freut sich der KTM-Werkspilot.

Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo fuhr 2013 unmittelbar nach einer Schlüsselbein-Operation Zoom

"Die Story von Jorge, als er sich das Schlüsselbein mit einer Platte fixieren ließ und sofort wieder fuhr, war eine Art Präzedenzfall für alle. Jeder erwartete dann so etwas von den anderen Fahrern", bemerkt Smith. "Die Teams und die Journalisten sahen das als Präzedenzfall und gingen davon aus, dass Fahrer sofort wieder aufs Motorrad steigen können."

"Verletzungen sind nicht gut. Man kämpft mit großen Schmerzen. Und es ist nicht einfach, so ein Motorrad zu fahren", betont Smith, der kein Befürworter ist, dass mit einer Verletzung gefahren werden darf: "Man fährt nicht wie man sonst fahren würde. Ich sah noch keinen, der verletzt so fuhr, wie er unverletzt gefahren wäre", so Smith.