Rossi vs. Stoner: Titelkampf spitzt sich zu

Während das Rossi-Lager die Favoritenstellung auf den WM-Titel von sich schiebt, gibt sich das Stoner-Team Ducati noch nicht geschlagen

(Motorsport-Total.com) - Sechs Rennen vor Schluss geht die MotoGP-WM 2008 in die entscheidende Phase. Vor dem Grand Prix von San Marino sind Valentino Rossi und Casey Stoner durch 50 Punkte getrennt - jeder weitere Stoner-Patzer würde also wahrscheinlich schon alles klarmachen. Insofern stellt sich beim Titelverteidiger auch ein erster Anflug von Resignation ein.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi, Casey Stoner

Das atemberaubende Titelduell zwischen Rossi und Stoner geht in Misano weiter

"Den WM-Titel mit einem so großen Rückstand zu jagen, ist vielleicht bei einem anderen Fahrer möglich, aber mit Valentino ist es nahezu unmöglich", sagte der 22-Jährige im Rahmen der gestrigen Pressekonferenz in Misano. Ganz aufgeben will er jedoch nicht: "Es sind noch sechs Rennen zu fahren. Wir haben einen großen Rückstand auf Valentino in der WM, also müssen wir jetzt die Ärmel hochkrempeln."#w1#

Suppo hält sechs Siege für möglich

"Anzunehmen, dass er alle sechs Rennen gewinnt, ist nicht vermessen." Livio Suppo

Im Ducati-Lager gibt man sich noch etwas optimistischer als Stoner selbst, denn seit die Italiener die Desmosedici GP8 generalüberholt haben, war der Australier immer der schnellste Mann im Feld. Dass er trotzdem zweimal hintereinander nicht gewonnen hat, lag an ihm selbst: In Laguna Seca wurde er nach einem Ausritt nur Zweiter, in Brünn rutschte ihm in Führung liegend das Hinterrad weg - zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt in der Weltmeisterschaft.

Aber: "Seit Casey die neue Ausbaustufe des Motorrads hat, hat er drei von fünf Rennen gewonnen. Einmal war er Zweiter und das andere Mal lag er in Führung. Insofern glaube ich, dass er das Potenzial hat, alle noch ausstehenden Rennen zu gewinnen", kündigte Teamchef Livio Suppo selbstbewusst an. "Das ist Caseys wahres Potenzial. Anzunehmen, dass er alle sechs Rennen gewinnt, ist nicht vermessen."

Suppo weiß gleichzeitig, dass Rossi ein mehr als hartnäckiger Gegner ist - und dass die beiden WM-Rivalen in ihrer eigenen Liga fahren: "Im Moment gibt es niemanden, der zwischen Casey und Valentino hineinstoßen kann. Wenn man sich anschaut, was die beiden gerade aufführen, dann ist das für alle anderen fast schon peinlich", gab der Italiener vor dem Ducati-Heimspiel in Misano zu Protokoll.

Auch Rossi nicht unfehlbar

"Ich liege lieber 50 Punkte vorne als 25 oder 50 hinten." Jeremy Burgess

Und während man sich bei Ducati kämpferisch zeigt, weiß man im Yamaha-Lager, dass die Suppe noch lange nicht ausgelöffelt ist: "Was Casey in Brünn passiert ist", argumentierte Yamaha-Mastermind Jeremy Burgess, "kann in den nächsten sechs Rennen jedem anderen auch passieren. Es ist also noch lange nicht geschafft. Andererseits liege ich lieber 50 Punkte vorne als 25 oder 50 hinten."

Rossi selbst, der an diesem Wochenende Giacomo Agostinis Rekord von 68 Siegen in der Königsklasse einstellen möchte ("Das ist eines meiner Ziele für diese Saison!"), freut sich auf Misano, schließlich liegt seine Heimatstadt Tavullia nur etwa 15 Kilometer von der Rennstrecke entfernt: "Es ist etwas ganz Besonderes, hier zu sein, weil ich so nahe an meiner Heimat bin. Natürlich gibt das zusätzlichen Druck", gestand der "Doktor" gestern.

Interesse an Rossi größer als 2007

Valentino Rossi

Im Vorjahr hatte Valentino Rossi beim Misano-Grand-Prix technisches Pech Zoom

"Ich hatte diesmal viel mehr Ticketanfragen im Vergleich zum Vorjahr in Misano, denn diesmal ist die Situation in der WM viel besser für mich. Hoffentlich kann ich meinen Fans eine tolle Show bieten", fuhr er fort. "In diesem Jahr kommen wir in guter Form hier an und haben bei den letzten Rennen einen tollen Speed gezeigt. Wir hatten einen guten Test in Brünn, bei dem wir das Bike verbessert haben. Unser Ziel ist es, dieses hohe Level in den kommenden Rennen zu halten."

Die Scharte des Motorschadens von 2007 will er diesmal unbedingt ausmerzen: "Das letzte Jahr war eine große Enttäuschung. Wir haben hart gearbeitet und alles gegeben, im Training lief es auch gut. Wir benötigten ein gutes Ergebnis, ein Podium. Ich startete aus der ersten Reihe und hatte zu Beginn eine gute Pace, aber nach drei Runden ging mein Motor aus. Es war eine der schwierigsten Zeiten meiner Karriere. In diesem Jahr müssen wir es besser machen", so Rossi.