• 30.11.2007 14:49

  • von David Pergler

Rossi: Michelin noch schneller auf einer Einzelrunde

Starke Schmerzen an seiner Hand zwangen Rossi und sein Team, vorzeitig Koffer zu packen, einige Eindrücke konnte der Italiener dennoch sammeln

(Motorsport-Total.com) - Die Premiere auf den japanischen Teerschneidern hat Valentino Rossi gut absolviert. Am letzten Testtag lag der MotoGP-Megastar zwar in Bezug auf die Zeitentabellen weiter hinten, als man ihn sonst erwartet hätte, doch dies hat mehrere Ursachen. Zu aller erst muss man dabei natürlich die Handverletzung Rossis nennen, die Knochenbrüche sind nach wie vor ein Handicap. Aufgrund dessen brach Fiat-Yamaha am letzten Tag des Test vorzeitig ab.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Schmerzen in der Hand zwangen Valentino Rossi zur vorzeitigen Aufgabe

Das Team hat ohnehin laut eigener Auskunft alle relevanten Aufgaben erledigt und wollte daher Rossis Hand nicht unnötig weiter quälen. Der andere Punkt ist, dass die Michelinreifen auf eine Einzelrunde betrachtet noch schneller sind als Bridgestone. Doch darüber zerbricht sich der Italiener nicht den Kopf, schließlich hatte er noch die alte Reifengeneration von 2007 an seiner Maschine, während sowohl die Michelin- als auch die Bridgestone-Konkurrenz bereits fleißig neue Reifenmischungen ausprobieren konnte.#w1#

Der "Doktor" wird zum Patienten

"Ich kann mein positives Gefühl von vor zwei Tagen bestätigen" Valentino Rossi

Der Test in Jerez diente also primär dazu, Rossi mit den japanischen Reifen bekannt und vertraut zu machen. Das Testprogramm von Fiat-Yamaha war zudem durch Elektroniktests ergänzt. Rossi selbst ist zufrieden mit sich und der Welt: "Heute habe ich mein Bestes gegeben, war aber aufgrund meiner Hand nicht in der Lage, schnell zu fahren. Sie hat heute angefangen, stark zu schmerzen und ich hatte unter solchen Bedingungen keine Kraft mehr, weiter zu fahren."

Die Beschwerden zwangen den Yamahastar zur Aufgabe: "Die Brüche tun noch immer weh und ich bin einen Monat lang nicht mehr gefahren, noch habe ich trainiert. Wir haben es also erwartet, dass meine Hand schnell ermüden würde. Ich weiß, dass ich nicht in perfekter Form war und ich habe gewusst, dass ich beim ersten Test Probleme haben würde. Ansonsten haben wir unser Programm beenden können und abgesehen von heute war es ein positiver erster Test mit Bridgestone."

"Natürlich bleibt uns an dem Bike noch viel Arbeit, zusätzlich müssen wir es an die neuen Reifen anpassen", so Rossi. "Doch ich kann mein positives Gefühl von vor zwei Tagen bestätigen. Jetzt haben wir eine bessere Vorstellung davon, wo wir weiter arbeiten müssen, um uns zu verbessern."

Bridgestone-Reifen noch zu weich für die Yamaha

Valentino Rossi

Valentino Rossi bereut seine Entscheidung zum Wechsel nicht Zoom

Der 'Gazzetta dello Sport' erklärte der "Doktor" noch zusätzlich, wie er Michelins Leistung bei den Tests beurteilt: "Die Michelinreifen sind über eine Runde gesehen noch immer schneller. Das Problem mit den Bridgestone-Reifen besteht, soweit es Yamaha betrifft, darin, dass sie zu weich für die Yamaha sind. Wahrscheinlich haben die Japaner kältere Temperaturen erwartet."

Doch das ist alles eine Frage von Feintuning: "Wenn man das berücksichtigt, so scheint es mir, dass sie gut zur M1 passen. Ich bin ebenfalls einen Longrun gefahren und die Rundenzeiten sind im Durchschnitt ähnlich zu denen, welche im Rennen erzielt wurden. Es gibt noch Raum für Verbesserungen, besonders am maximalen Anlehnwinkel."

"Ich selbst bin noch auf der Suche nach etwas mehr Grip. Aber momentan habe ich nur die Reifen von 2007 ausprobiert, während Stoner, soweit ich weiß, schon begonnen hat, die Konfigurationen für 2008 zu testen. Es scheint so zu sein, dass er gestürzt ist, während er einen Reifen benutzt hat, der noch nicht richtig auf Temperatur war", spekuliert der Italiener über die Unfallursachen seines WM-Kontrahenten von 2007.

"Momentan habe ich nur die Reifen von 2007 ausprobiert" Valentino Rossi

Zu Bridgestone gewechselt zu haben, betrachtet der Italiener aber weiterhin als gute Wahl: "Ich bin glücklich, diese Wahl getroffen zu haben und ich brenne darauf, mich auf diese Aufgabe zu stürzen. Es war offensichtlich, dass alle Teammitglieder extrem konzentriert waren, das gab mir eine noch größere Motivation."

"Ich möchte die Gelegenheit beim Schopf packen und meinem Team, meinen Mechanikern und allen Yamaha-Leuten für ihre tolle Leistung durch die Saison hindurch danken. Ich weiß, dass wir uns 2008 alle mit der selben Motivation wieder begegnen werden, wenn diese sogar nicht noch größer sein wird. Ich danke allen." Mit diesen Worten verabschiedet sich der "Doktor" in die Winterpause.

Neue Gesichter in der Yamaha-Box

Rossis Boss, Davide Brivio erklärt den Testabbruch aus seiner Sicht: "Heute haben wir beschlossen, etwas früher die Koffer zu packen, weil Valentino aufgrund seiner Schmerzen in der Hand nicht in der Lage war, beim Fahren 100 Prozent zu geben. Das ist absolut normal, nachdem er in Valencia seinen schlimmen Unfall hatte und seitdem nicht mehr gefahren ist."

Zumindest konnte das Team alle seine Hausaufgaben erledigen: "Das ist kein allzu großes Problem für uns, weil wir dennoch in der Lage waren, unsere Aufgaben und unser Testprogramm zu erledigen. Wir haben es also vorgezogen, den Test früher abzubrechen, um seine Hand nicht unnötig weiter zu belasten. Es war eine sehr interessante Testsession hier in Jerez."

Zudem war der Test laut Brivio dahingehend nützlich, um neue Bekanntschaften zu machen: "Wir hatten die Chance, allen Bridgestone-Technikern und Ingenieuren die Hand zu schütteln, welche mit uns kommende Saison zusammenarbeiten werden. Wir haben von ihnen viele sehr interessante Informationen über die Reifen erhalten. Im Gegenzug waren wir wiederum in der Lage, ihnen wichtige Daten zu liefern, an denen sie arbeiten können."

"Jetzt müssen wir all die Testdaten analysieren und den ganzen Winter hart arbeiten, um im Januar so bereit wie möglich zu sein. Jetzt liegen vor Valentino und dem Team einige Feiertage, diese haben sie sich verdient, nachdem sie das ganze Jahr hart gearbeitet haben. Im Januar sind wir in Sepang wieder zurück, um die finalen Vorbereitungen für den Saisonstart zu treffen", schließt der Yamaha-Teamboss das Kapitel Jerez ab.