• 29.10.2008 14:48

  • von Roman Wittemeier

Rossi meckert über Valencia und Elektronik

Valentino Rossi erneuert seine herbe Kritik an elektronischen Fahrhilfen in der MotoGP: "Aber die Ingenieure wollen das nicht hören!"

(Motorsport-Total.com) - Für Valentino Rossi war das Saisonfinale in Valencia symptomatisch für die Situation in der MotoGP. Über lange Phasen des sonntäglichen Rennens glich der Wettstreit eher einer Spanien-Tour eines mittelgroßen Motorradclubs - die Maschinen aufgereiht wie an einer Perlenschnur. "Die 800er sind im Vergleich zu den 990ern einfach langweilig", sagte Rossi im Magazin 'Motosprint' und benannte sofort das große Übel: "Es gibt einfach zu viel Elektronik."

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Der Champion äußert Kritik: Valentino Rossi ist kein Fan ausgefeilter Elektronik

Der achtfache Champion steht mit seinen kritischen Äußerungen nicht allein da. Viele Piloten der "alten Schule" erkennen in der ausgefeilten Traktionskontrolle die Spaßbremse der modernen MotoGP - Casey Stoner hat sich als Pilot der neuen Generation im Gegensatz schon voll darauf eingestellt. "Wenn die Elektronik gut funktioniert, dann werden die Maschinen perfekt. Die Abstände zwischen den Marken werden dadurch größer, statt kleiner", schätzte Rossi.#w1#

Zwei Jahre ist es mittlerweile her, dass ein Rennen der MotoGP erst in der allerletzten Runde entschieden wurde. Zwar erlebte man im Verlauf dieser Saison phasenweise tolle Duelle (man erinnere sich nur an Laguna Seca), aber spätestens ab zwei Drittel der Renndistanz waren die Positionen an der absoluten Spitze oft zementiert. "Das ist wirklich schlecht", so Rossi. "Das macht mir Sorgen."

"Auch die Einheitsreifen werden daran nichts ändern. Ich wiederhole: Die Elektronik ist extrem ausgefeilt, der technische Fortschritt unglaublich und im kommenden Jahr wird es noch schlimmer. Die Motoren sind für elektronische Hilfen ausgelegt. Die können ruhig brachial ihre Kraft entfalten, denn die Systeme gleichen das aus. Meiner Meinung nach brauchen wir eine sanftere Kraftentfaltung, auch zu Lasten der schieren Power. Aber das wollen die Ingenieure nicht hören!"

Der "Doktor" diagnostizierte weiter: "Du kannst heutzutage extrem aggressiv sein, musst nicht mehr präzise am Gas sein. Die Elektronik hilft dir schon aus allen Situationen." Nicht nur bei der technischen Entwicklung erkannte der Italiener Schwierigkeiten, sondern auch bei der Wahl der Rennstrecken. Beispiel Valencia: "Das muss man ansprechen. Dort kann man an keiner einzigen Stelle eine alternative Linie wählen. Das endet natürlich damit, dass alle schön hintereinander her fahren. Strecken wie Valencia sind nicht gut für die Show."