Qualifying: Teams rätseln über perfekte Strategie

Durch den Wechsel der Reifenmarke hat sich auch das Qualifying verändert: Hector Barberas Technikdirektor spricht über den Ablauf am Samstagnachmittag

(Motorsport-Total.com) - Durch die hohe Leistungsdichte in der MotoGP ist das Qualifying von großer Bedeutung. Bereits am Samstagnachmittag kann es eine Vorentscheidung geben, wer Sonntag das Rennen macht. In den beiden 15-minütigen Qualifying-Sessions muss jeder Handgriff sitzen. Durch den Wechsel zu Michelin haben sich ein paar Dinge geändert. Auffällig ist, dass beispielsweise Valentino Rossi deutlich bessere Qualifying-Ergebnisse erzielt als mit den Bridgestone-Reifen im Vorjahr.

Titel-Bild zur News: Hector Barbera

Im Qualifying entscheiden manchmal Tausendstel über die Platzierungen Zoom

Bisher tendierten die Teams zu zwei Mal zwei schnellen Runden mit einem Boxenstopp, bei dem das Hinterrad oder das komplette Motorrad getauscht wird. Beim Radwechsel ist Schnelligkeit wichtig. Die Mechaniker dürfen gleichzeitig keine Fehler machen, denn dann würden sie die Sicherheit des Fahrers aufs Spiel setzen. Avintia-Technikdirektor Jarno Polastri koordiniert im Qualifying die Crew von Hector Barbera und erklärt im Gespräch mit 'MotoGP.com', wie ein Samstagnachmittag aus seiner Sicht abläuft.

"Der Fahrer absolviert zu Beginn zwei gezeitete Runden und fährt danach in die Box. Das muss schnell erfolgen. Wir wechseln dann das Hinterrad. Danach fährt er noch einmal zwei schnelle Runden. Das war es. In 15 Minuten sind nur vier Runden möglich", bemerkt Polastri. Beim Boxenstopp bleibt nicht viel Zeit für Änderungen am Motorrad. Es können in der Regel lediglich ein paar Klicks an der Gabel oder beim Federbein gemacht werden.

"Die Federelemente-Experten stehen neben mir und sind bereit. Um das Hinterrad kümmern sich zwei Mechaniker. Während das Hinterrad gewechselt wird, spreche ich mit Hector und frage ihn, ob wir an den Federelementen etwas ändern sollen", berichtet Polastri. "Das Hinterrad lässt sich ziemlich schnell wechseln, doch wir müssen gewissenhaft vorgehen. Wir haben eine Philosophie etabliert, die besagt, dass wir schnell aber ruhig arbeiten müssen. Wenn man schnell sein möchte, doch dabei aufgeregt ist, dann sind Fehler vorprogrammiert."


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"Es ist durch den Wechsel der Reifenmarke schwierig, die perfekte Strategie zu finden. In Katar sah man, wie einige Fahrer nur den Hinterreifen wechselten. Andere wechselten das komplette Motorrad und hatten vorne und hinten neue Reifen", schildert der Technikdirektor von Barbera. "Wir müssen noch verstehen, welche Strategie perfekt ist für das Qualifying."

"Der Vorderreifen wird nicht so stark belastet wie der Hinterreifen. Deshalb kann der Vorderreifen für vier Runden die bestmögliche Performance bieten. Beim Hinterreifen sieht das anders aus. Der ist nur zwei Runden lang richtig gut", stellt der Italiener klar. "Mit dem ersten Reifen pushen die Fahrer zu 98 Prozent. Dann fährt der Fahrer an die Box und fragt mich, wie gut die Rundenzeit ist und an welcher Stelle er liegt."

"Wenn die Rundenzeit gut war, dann versucht der Fahrer, sie noch ein bisschen zu verbessern. Wenn die Rundenzeit im Vergleich zur Bestzeit nicht so gut war, dann schaut er mir in die Augen und sagt: 'Jarno, ich versuche jetzt, richtig zu pushen. Aber ich weiß nicht, ob ich das Motorrad wieder heil zurückbringe (lacht; Anm. d. Red.)", so Polastri.