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  • 24.09.2018 13:48

  • von M. Reyer, J. Klein & O. Puigdemont

Pedrosa & Crutchlow bestätigen: Marquez lag mit weichem Reifen richtig

Marc Marquez bewies mit seiner Reifenwahl einmal mehr, dass er Strategie und Taktik beherrscht - Pedrosa und Crutchlow bereuen Griff zum harten Reifen

(Motorsport-Total.com) - Marc Marquez hat sich seinen sechsten Saisonsieg am Sonntag in Aragon nicht nur mit Hilfe seiner Rennstärke gesichert, sondern vor allem auch mit seiner Reifenwahl. In allerletzter Minute entschied sich der WM-Führende in der Startaufstellung um: Zunächst war der harte Michelin-Pneu angeschraubt, doch gestartet ist Marquez am Hinterrad schließlich mit der weichen Mischung. "Das war die einzige Chance, um gegen Dovi zu kämpfen." Die Honda-Kollegen bereuen, im Nachhinein nicht auch die Marquez-Variante gewählt zu haben.

Titel-Bild zur News: Andrea Dovizioso, Marc Marquez

Während sich Marquez für den weichen Hinterreifen entschied, fuhr Dovizioso hart Zoom

"Alles lief ganz gut im Rennen, ich konnte mit der Spitzengruppe zunächst mitfahren und ein paar Leute überholen, aber leider hatte ich auf dem harten Hinterreifen keinen Grip", schildert etwa ein leidgeprüfter Dani Pedrosa. Der Honda-Teamkollege von Marquez setzte ganz auf den harten Reifen von Michelin.

Er konnte im Rennen von Startplatz sechs zwar zunächst mit der Spitzengruppe mithalten, musste aber zusehends abreißen lassen. Im Ziel fehlten ihm auf Rang fünf 5,274 Sekunden auf den Teamkollegen - im Durchschnitt ließ er also etwas mehr als zwei Zehntelsekunden pro Runde liegen. "Nach dem Moto2-Rennen lag auf dem Asphalt zu viel Gummi. Mein Hinterrad drehte stark durch und im Kurveneingang bin ich herumgerutscht. Ich hatte einfach nicht genügend Grip."

Pedrosa sicher: "Hätte um den Sieg mitgekämpft"

Pedrosa ist davon überzeugt, dass der weiche Hinterreifen auch für ihn die bessere Wahl gewesen wäre. "Natürlich muss man auf den [weichen Reifen] mehr Acht geben bis zum Rennende, aber der passte schließlich besser zu den Bedingungen nach dem Moto2-Rennen als der harte. Ich konnte darauf nicht den gewünschten Kurvenspeed fahren und nicht ordentlich herausbeschleunigen. Das hat mir jede Runde etwas Zeit gekostet, daher konnte ich schließlich nicht mit der Spitzengruppe mithalten." Sein Fazit: "Mit etwas besserem Grip im Heck wäre ich in der Lage gewesen, auf das Podium zu fahren oder gar um den Sieg mitzukämpfen."

Auch LCR-Honda-Fahrer Cal Crutchlow hat nach seinem Crash die Einsicht gewonnen, auf den falschen Gummi gesetzt zu haben. "Rückblickend betrachtet haben jene Fahrer die falsche Wahl getroffen, die den harten Hinterreifen gewählt haben. Drei der Top 4 sind auf dem weichen Reifen gefahren. Das weiß man vorher natürlich nicht, so läuft das eben. Ich hätte heute auch konkurrenzfähig sein können. Nur leider bin ich gestürzt."

Cal Crutchlow

In Runde vier war Schluss für Crutchlow: Crash in Kurve 1 Zoom

Der Brite stieg in der vierten Runde in Kurve 1 unfreiwillig von seinem Bike ab. "Mein Heck ist plötzlich leicht ausgebrochen und mich hat es runtergeknallt. Das hatte vielleicht etwas mit meiner Position zu tun, ich hatte keinen guten Grip, habe aber auch nie eine Warnung bekommen davor", erklärt Crutchlow seinen dritten Sturz am Wochenende. Er berichtet, dass sich die Honda sehr gut angefühlt habe.

Crutchlow: "Kann nicht einfach rumfahren wie die Elektroautos"

"Es ist positiv, dass wir Leute fast schon aus Spaß ausbremsen können. Aber ich war total am Limit und hatte sieben Bikes im Nacken, der ganze Druck am Vorderreifen. Zwar war das Gefühl nicht schlecht, aber ich kann jetzt nachträglich natürlich immer sagen, ich hätte geduldiger sein sollen. Ich wäre bestimmt in die Top 5 gefahren." Gestürzt ist er auf Position sieben liegend auf dem harten Hinterreifen.

Vor dem Briten lag überraschend Aleix Espargaro, der sich wie auch Marquez, Andrea Iannone und Alex Rins vor ihm für den weichen Hinterreifen entschieden hatte. "Ich wurde von Aleix aufgehalten, er hat auf dem weichen Reifen aber einfach besseren Speed im Kurvenausgang gehabt." Crutchlow betont, dass er natürlich pushen musste, um am Spanier vorbeizukommen. "Man kann nicht einfach rumfahren wie Elektroautos, natürlich muss man pushen. Ich denke nicht, dass ich es übertrieben habe."

Marc Marquez, Andrea Dovizioso

Im Ziel lag Marquez 0,648 Sekunden vor Dovizioso Zoom

Auch die Suzuki-Piloten setzten auf die richtige Reifenwahl. Obwohl die Streckentemperatur bei 45 Grad Celsius lag, hatten sie keine Schwierigkeiten auf dem weichen Reifen. "Die wenden einen guten Trick an mit dem weichen Reifen, damit können sie zu Rennbeginn gleich mithalten und dann vorne bleiben. Vielleicht hätten wir das auch machen sollen, aber eigentlich fühlte sich der harte Reifen ganz gut an", meint Crutchlow im Nachhinein.

Schließlich entschied sich nur Marquez als einziger Honda-Pilot für das Risiko. "Ich bin in der Früh aufgestanden und sagte mir: 'Okay, ich werde heute ein Risiko eingehen'. Ich habe mich im Warm-up nicht so gut gefühlt und bin dann auch gestürzt. Gemeinsam mit Santi [Hernandez, Crewchief] haben wir das dann analysiert und sind draufgekommen warum. Ich wollte den weichen Reifen." Diese Entscheidung habe aber zu vielen Diskussionen bei HRC geführt, schildert Marquez - denn der Spanier fuhr im vierten Training nur mit dem harten Hinterreifen.


Fotos: MotoGP in Aragon, Rennen


"Ich sagte, ich glaube aber daran, dass ich [den Reifen] unter Kontrolle halten kann. Das war auch die einzige Chance, gegen Dovi zu kämpfen. Zwar fühlte ich mich auf dem harten gut, aber er hat mit meinem Fahrstil nicht so gut funktioniert - besonders am Kurveneingang", verrät der Aragon-Sieger sein Erfolgsgeheimnis.

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