Offizieller Michelin-Test: Startschuss der MotoGP-Saison 2016

In Valencia findet heute der erste offizielle MotoGP-Testtag mit den neuen Michelin-Reifen statt - Wie präsentiert sich das Feld und hat ein Hersteller einen Vorteil?

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Saison 2016 begann offiziell am Tag nach dem Finale in Valencia. Dabei kommen auf die Teams in den kommenden Wochen zwei große Veränderungen zu: Alle Hersteller und Privatteams verwenden künftig nicht nur die ECU von Magneti Marelli, sondern auch die gleiche Software. Mechanisch besteht die größte Umstellung beim Wechsel des Reifenherstellers. Michelin übernimmt 2016 als Einheitsausrüster. Die Dimension der Reifen wird mit 17 Zoll auch etwas größer. Die Wintertests stehen ganz im Zeichen der Reifen und der Elektronik.

Titel-Bild zur News: Michelin

Am Dienstag und Mittwoch gibt es die ersten Rundenzeiten mit Michelin-Reifen Zoom

Nach sieben Jahren Pause mussten die französischen Ingenieure neue Konstruktionen und Mischung erarbeiten, die bereits bei vereinzelten Tests in den vergangenen Monaten von den MotoGP-Stammfahrern getestet wurden. Daneben führten auch die Hersteller Testfahrten mit den Testfahrern durch. Rundenzeiten wurden bisher nicht veröffentlicht. Der heutige Dienstag wird erste Aufschlüsse geben. Heute und am Mittwoch findet der erste offizielle Michelin-Reifentest mit allen MotoGP-Teams in Valencia statt.

Aufgrund der Verträge mit Bridgestone durften sich die Fahrer und Ingenieure bisher nicht gegenüber den Medienvertretern über Michelin äußern. Es sickerten aber einige Details durch. Bei Yamaha zeigte man sich bisher besorgt, denn die neuen Reifen sollen nicht zur Charakteristik der M1 passen. Auch Honda könnte die Stärke in der Bremsphase verlieren. Im Zusammenspiel mit der Elektronik - Ducati arbeitet schon lange mit Magneti Marelli zusammen - könnte das italienische Werksteam einen Vorteil haben.

Allerdings sind die ersten Anzeichen noch mit Vorsicht zu genießen, denn bei den bisherigen Testtagen wurden nur die Michelin-Reifen montiert. Die Abstimmungen der Motorräder wurden nicht an diese Reifen angepasst. Das größte Thema ist derzeit der Vorderreifen, der nicht die gleiche Performance wie der Bridgestone-Vorderreifen bietet. Deshalb gab es an den Testtagen einige Stürze. Selbst Routinier Valentino Rossi ging beim Aragon-Test Ende September zu Boden.

"Der erste Test mit Michelin hat uns Sorgen bereitet, denn es sieht danach aus, dass unser Bike für diese Reifen nicht gut balanciert ist", schildert Rossi seine Eindrücke. Beim Valencia-Test und spätestens im kommenden Februar werden die Motorräder mechanisch für Michelin angepasst sein. Auf die Crews wartet viel Arbeit, denn sie beginnen fast mit einem weißen Blatt Papier. "Ich hoffe, dass es nur eine Frage der Zeit ist, die M1 richtig abzustimmen, damit sie mit Michelin optimal funktioniert", vertraut Rossi auf die Yamaha-Ingenieure.


MotoGP: Michelin-Test in Brünn

Loris Capirossi könnte auch bald wieder testen

Im Winter könnte es auch zu einem Comeback von Loris Capirossi kommen. Der Sicherheitsberater der Dorna könnte die verschiedenen Motorräder testen, um sich einen Eindruck zu verschaffen: "Ich weiß aber noch nicht wann", antwortet er auf die Frage nach einem Test. "Michelin arbeitet sehr hart. Mit dem Vorderreifen gibt es noch Probleme, aber der Hinterreifen ist schon sehr gut. Wenn sie mich brauchen, kann ich es machen."

Im Honda-Lager macht man sich besonders über den Vorderreifen Sorgen: "Die Frontpartie der Honda ist sehr stark", erklärt Cal Crutchlow und geht ins Detail: "Wenn der Vorderreifen nicht gut ist, werden wir einen Vorteil verlieren. Alle sagen, dass es Honda helfen wird, wenn es mehr Grip am Hinterreifen gibt. Aber auch Yamaha und Ducati hilft das. Wir müssen beim Motorrad mehr finden, denn die Reifen sind bei allen gleich."

Die erste Kritik an Michelin will der Brite aber nicht gelten lassen: "Es gibt viele Bereiche, wo Yamaha meint, sie werden Nachteile haben. Wir hatten aber erst einen richtigen Test. Alle haben nur die Michelin-Reifen montiert und sind losgefahren ohne Veränderungen vorzunehmen. Dann sind einige gestürzt und haben gesagt, das liegt an den Michelin-Reifen. Es liegt aber nicht an Michelin. Man muss seinen Fahrstil und das Motorrad daran anpassen. Alles muss auf das neue Produkt angepasst werden."

"Man kann nicht nach zwei, drei Bridgestone-Jahren auf die Strecke gehen und erwarten, dass es mit Michelin gleich ist. Das ist nicht der Fall. Sicherlich gab es schwierige Momente, aber beim letzten Test war ich von den Reifen beeindruckt", sieht Crutchlow die Entwicklung in die richtige Richtung laufen. "In Malaysia (im Februar; Anm. d. Red.) bin ich damit 20 Runden gefahren und habe dann aufgehört, weil einige gestürzt sind und ich nicht wirklich testen musste. In Aragon war ich mit dem Test sehr zufrieden. Wir waren schnell, was sehr wichtig ist."

Ob die Erfahrung der Vergangenheit zählt, werden die Wintertestfahrten zeigen. Fahrer wie Rossi, Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa oder Andrea Dovizioso sind noch vor dem Michelin-Ausstieg mit den Reifen der französischen Firma gefahren. Viele aktuelle Fahrer kennen die MotoGP dagegen nur mit Bridgestone. Dazu zählen unter anderem Marc Marquez, Andrea Iannone und Stefan Bradl. Die Umstellung wird dennoch für alle eine Herausforderung werden.

"Ich schätze, dass auch Fehler passieren werden, aber das gehört dazu, wenn man auf ein neues Bike steigt oder mit neuen Reifen fährt", sieht Crutchlow die Situation locker. "Klar muss die Abstimmung verändert werden und jeder muss seinen eigenen Weg lernen. Ich denke, momentan weiß nur Ducati, was sie tun müssen. Pirro ist 5.000 Runden oder so mit Michelin gefahren. Deshalb erwarte ich, dass sie momentan sehr stark sein werden. Es kann sich aber alles ändern, weil alle für das nächste Jahr ihre Motorräder verändern werden."

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