• 10.09.2015 20:07

  • von Gerald Dirnbeck & David Emmett

Neuer Asphalt in Misano: Rundenrekorde werden purzeln

Die MotoGP-Fahrer loben den neuen Asphalt in Misano: Durch den höheren Grip werden Rekordrunden erwartet - Nur Yamaha hat im Vorfeld nicht getestet

(Motorsport-Total.com) - Der Misano World Circuit Marco Simoncelli präsentiert sich an diesem Wochenende mit einem neuen Asphalt. Im Sommer absolvierten die Werksfahrer von Honda, Ducati und Suzuki einen Test und konnten sich einen ersten Eindruck verschaffen. Die Erkenntnis lautete, dass die Strecke nun extrem viel Grip bietet, wodurch die Rundenzeiten beim Test deutlich unter den bestehenden Rekorden blieben. Sollte es trocken bleiben, dann erwartet die italienischen MotoGP-Fans eine Rekordjagd. Der offizielle Streckenrekord aus dem Jahr 2011 liegt bei 1:33,9. Der Pole-Rekord von 2013 liegt bei 1:32,9 Minuten.

Titel-Bild zur News: Misano Boxengasse Asphalt

Durch den neuen Asphalt werden in Misano neue Rundenrekorde erwartet Zoom

"Der Grip war sehr gut und es gibt weniger Bodenwellen", berichtet Dani Pedrosa seine Eindrücke. "Das ist sehr gut, aber ich konnte spüren, dass die Bodenwellen bald wieder entstehen werden. Generell war der Grip viel besser, wodurch die Zeiten schneller werden." Offizielle Zeiten wurden von diesem Test nicht veröffentlicht. Es wird gemunkelt, dass Marquez 1:31,9 Minuten gefahren ist. "Wir werden das Setup zwar anpassen müssen, aber wir haben schon einmal eine gute Basis", grinst der amtierende Weltmeister.

Suzuki-Werksfahrer Aleix Espargaro kann diese Einschätzung nur teilen: "Die Honda war beim Test unglaublich schnell, aber wir waren beim Test den Ducatis nahe. "Für Suzuki ist zusätzlicher Grip gut, weil unser Topspeed nicht so hoch ist. Mit mehr Grip können wir mehr Speed aus der Kurve mitnehmen. Wir waren um eine Sekunde schneller als der Rundenrekord. Das Problem war, dass Honda um drei Sekunden schneller war."

Und wie sieht die Situation bei Ducati aus? "Im ersten Test bin ich mit harten Reifen 1:32.7 gefahren", sagt Andrea Iannone. "Im Vergleich zum Vorjahr ist das deutlich schneller. Ich denke, es liegt zu 50 Prozent am Asphalt und zu 50 Prozent am Motorrad." Allerdings war es beim Test extrem heiß, was an den nächsten drei Tagen nicht der Fall sein wird. Bei kühleren Bedingungen könnten sich die Verhältnisse wieder ändern. Schnell wird es trotzdem.

Reifentechnisch sollte es keine Probleme geben: "Nach einigen Runden war die Temperatur im Reifen extrem hoch, sodass sich der Reifen bewegt hat", schildert Pedrosa ein Detail. "Außerdem hat die Strecke auch noch etwas geschwitzt. Deswegen war es phasenweise etwas rutschig. Wenn es an diesem Wochenende nicht so heiß ist, funktionieren die Reifen etwas besser. Das Motorrad sollte dann auch auf der Geraden etwas schneller sein, womit die Rundenzeiten fallen."

Bridgestone hat für die Factory-Fahrer die Hinterreifen medium und hard nominiert. Die Open-Teams sowie Ducati, Suzuki und Aprilia können zwischen medium und soft wählen. Trotz des hohen Grips vom Asphalt hielt sich der Reifenverschleiß in Grenzen, wie Aleix Espargaro bestätigt: "Selbst mit dem weichen Reifen war es kein Problem, ich konnte viele Runden drehen. Am Wochenende wird es etwas anders sein, weil es etwas kühler ist."

Kein Test: Nachteil für Yamaha?

Lediglich Yamaha hat noch keinen Meter auf dem neuen Asphalt gedreht. Ein Nachteil? Zumindest Valentino Rossi konnte sich mit seinen privaten Trainingsrunden auf der R1 schon einen Eindruck verschaffen. "Jetzt müssen wir sehen, ob dieser neue Asphalt zur Yamaha passt, und ob der zusätzliche Grip für uns besser oder schlechter ist", wartet er gespannt die Freitagstrainings ab. Und auch Jorge Lorenzo ist neugierig: "Ich denke, dass alle schneller sein werden. Normalerweise ist eine Oberfläche mit mehr Grip gut für meinen Fahrstil."

Im Vergleich zum Test wird es zwei wesentliche Unterschiede geben: Zum einen ist es nicht mehr so heiß wie im Hochsommer, auf der anderen Seite werden viel mehr Motorräder unterwegs sein. Deshalb meint Pedrosa: "Es könnte jetzt also anders sein. Wenn morgen alle Fahrer auf der Strecke sind, werden wir die richtige Referenz bekommen. Die Strecke ist durch den neuen Asphalt schneller. Ich schätze, dass die Rundenzeiten besser sein werden als beim Test."

Bislang fanden die Fahrer nur lobende Worte für den neuen Asphalt. Aleix Espargaro geht soweit, es "den besten Asphalt, auf dem ich je gefahren bin", zu nennen. Dennoch sieht der Suzuki-Pilot ein mögliches Problem: "Das einzige Fragezeichen betrifft die Farbe, denn der Asphalt ist so schwarz, dass man auf abtrocknender Strecke nicht sehen kann, wo sich eine trockene Linie bildet." Für dieses Wochenende ist aber ohnehin kein Regen vorhergesagt.