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MotoGP-Test Sepang: Wer setzt das erste Ausrufezeichen?

Yamaha, Honda und Ducati testen in Malaysia ihre neuen Prototypen - Stefan Bradl muss auf seine neue Aprilia warten - Casey Stoner mischt bei den Stammpiloten mit

(Motorsport-Total.com) - Das Warten hat ein Ende: Die MotoGP-Piloten um den neuen Weltmeister Jorge Lorenzo werden am Montag endlich wieder auf die Strecke zurückkehren. In Malaysia steht auf dem Sepang International Circuit vom 1. bis zum 3. Februar der erste offizielle MotoGP-Test der Saison 2016 auf dem Programm. Während Yamaha, Honda und Ducati am Samstag und Sonntag bereits ihre Testpiloten auf die Strecke schickten, dürfen ab Montag nach dem Ende des Testverbots auch die Stammpiloten wieder loslegen.

Titel-Bild zur News: Jorge Lorenzo, Andrea Dovizioso, Marc Marquez

Erleben wir 2016 einen Dreikampf zwischen Yamaha, Ducati und Honda? Zoom

Für die meisten Teams und Fahrer wird es auch in Sepang in erster Linie wieder darum gehen, die neuen Michelin-Reifen und die Einheitselektronik von Magneti Marelli besser zu verstehen. Beim letzten offiziellen Test des Jahres 2015 in Valencia bereiteten diese beiden Punkte den meisten Piloten noch große Kopfschmerzen. Vor allem die neuen Reifen sorgten im vergangenen November für reihenweise Stürze.

Den drei großen Werksteams steht damit gleich doppelte Arbeit bevor, denn Yamaha, Honda und Ducati bringen jeweils ihren neuen Prototypen mit nach Sepang. Bevor man allerdings ans Feintuning gehen kann, müssen die neuen Maschinen erst einmal an die neuen Reifen und die Elektronik angepasst werden. Welche schwerwiegenden Folgen eine falsche Entscheidung im Winter für die gesamte Saison haben kann, zeigt das Beispiel Honda aus dem vergangenen Jahr.

Honda muss Motorenprobleme lösen

Anfang 2015 entschied sich Honda für einen neuen Motor, der zwar mehr Leistung brachte, für die Piloten allerdings kaum fahrbar war. Dadurch war bereits früh in der Saison klar, dass der WM-Titel 2015 an Yamaha gehen würde. Dieses Mal sind die Japaner vorsichtiger: In Sepang wird man zwei verschiedene Motorenspezifikationen testen, um nicht erneut voreilig einen falschen Weg einzuschlagen.

"Die Fahrer können sich noch nicht festlegen, ob der neue Motor besser oder schlechter ist", sagte HRC-Vize Shuhei Nakamoto nach dem letzten Privattest im November 2015 in Jerez und erklärte: "Die Elektronik hat einen großen Einfluss auf die Motorencharakteristik. Unsere Ingenieure haben noch nicht genug Erfahrungen mit der neuen Elektronik gesammelt." Das zeigt, wie wichtig der Sepang-Test für die Japaner sein wird.

Hondas Technischer Direktor Takeo Yokoyama verrät im Hinblick auf die beiden Motoren, die in Sepang zum Einsatz kommen werden: "Den einen haben sie im November bereits in Jerez getestet und der andere ist eine Evolution. Wir werden einen Vergleich zwischen den beiden fahren und natürlich werden wir auch am Chassis, an der Elektronik und den Reifen arbeiten."

Yamaha: Neu heißt nicht automatisch besser

Yamaha ist da schon einen Schritt weiter als der große Konkurrent. Die M1 des Jahres 2015 funktionierte rundherum gut, große Baustellen gab es nicht. Trotzdem bringt natürlich auch der Weltmeister einen neuen Prototypen mit nach Malaysia, doch MotoGP-Projektleiter Kouichi Tsuji erklärt: "Wir haben ein neues Motorrad für Sepang, sind uns aber bewusst, dass ein neues Motorrad nicht immer besser sein muss."

"Es ist denkbar, dass das alte Motorrad besser mit der Software und den Reifen harmoniert. Wir sind uns noch unschlüssig", so Tsuji. Auffälligste Änderung an der neuen M1 ist der Tank, der sich nun im Heck der Maschine befindet. Diese andere Gewichtsverteilung ist Yamahas Antwort auf die neuen Michelin-Reifen. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob der Plan auch in der Praxis aufgeht.


Yamaha präsentiert die 2016er-M1

Auch das Weltmeisterteam wird daher in Sepang erneut Vergleichstests fahren, wie man es bereits in Valencia im November tat. Vizechampion Rossi erklärt: "Die Situation sieht so aus, dass Yamaha die Daten von 2008 verwenden musste, um das neue Bike auf die Michelins abzustimmen. Daher haben sie die Gewichtsverteilung geändert. Aber sie wissen es nicht genau, und es war nur eine Idee. Beim ersten Test in Sepang wird es daher sehr wichtig werden, sich für eine Richtung zu entscheiden."

Ducati mit GP16 und Stoner

Ducati könnte währenddessen das Team sein, für das die neuen Regeln die größte Chance darstellen. Können die Italiener die Lücke zu Yamaha und Honda in diesem Jahr schließen? Die GP16 soll ein weiterer Schritt nach vorne sein, nachdem Andrea Dovizioso und Andrea Iannone auf der GP15 im vergangenen Jahr insgesamt acht Podestplätze einfahren konnten.

Auch bei Ducati setzt man in Sepang auf Vergleichstests. Iannone und Dovizioso werden jeweils eine GP15 und eine GP16 in ihrer Garage haben. Beim Valencia-Test im November war Iannone einer der wenigen Piloten, der den neuen Michelin-Reifen ein Lob aussprach. "Ich bin sehr glücklich mit den neuen Reifen. Das Gefühl war von Beginn an sehr gut", erklärte er damals. Sollte sich dieser Eindruck bestätigen, könnte Iannone 2016 ein Geheimfavorit sein.


Ducati: Casey Stoner testet in Sepang

Interessanter Nebenaspekt: Gemeinsam mit den Stammpiloten wird auch Casey Stoner an mindestens einem der drei Testtage auf die Strecke zurückkehren. Der Australier, der in dieser Saison als Testpilot für Ducati arbeitet, saß am Samstag erstmals nach mehr als fünf Jahren wieder auf einer Desmosedici und fühlte sich auf der alten GP15 gleich wohl. Am Sonntag bekam Stoner frei, wird dafür aber in den kommenden Tagen einen weiteren Testtag erhalten.

Bradl muss warten

Stefan Bradl muss derweil noch ein bisschen länger auf sein neues Motorrad warten. Aprilia wird in Sepang mit einem modifizierten Vorjahresbike antreten und die neue RS-GP erst einige Tage später auf die Strecke schicken. Testpilot Mike di Meglio soll die Maschine bei einem Privattest in Aragon am 10. und 11. Februar erstmals fahren. Bradl und sein Teamkollege Alvaro Bautista müssen sich noch etwas länger gedulden.

Noch mehr Pech hat Jack Miller: Der Marc-VDS-Pilot brach sich beim Motocrosstraining Mitte Januar das rechte Bein und muss den ersten Test des Jahres auslassen. Das Honda-Satellitenteam wird somit nur mit Neuzugang Tito Rabat an den Start gehen. "Das Ziel für den ersten Test ist klar: Ich will nach mehr als zwei Monaten Pause wieder ein Gefühl für das Bike bekommen", erklärt der ehemalige Moto2-Champion, der vor seiner ersten MotoGP-Saison steht.


Fotostrecke: Das MotoGP-Fahrerfeld 2016

Davon abgesehen wird das MotoGP-Fahrerfeld in Sepang komplett sein. Das Suzuki-Werksteam wird ebenso mit am Start sein wie die diversen Satellitenteams um LCR-Honda, Tech-3-Yamaha, Pramac-Ducati und Co. An allen drei Testtagen wird zwischen 10:00 Uhr Ortszeit (3:00 Uhr MEZ) und 18:00 Uhr Ortszeit (11:00 Uhr MEZ) jeweils acht Stunden getestet werden.