MotoGP Silverstone: Bastianini nutzt Martin-Fehler zum erneuten Sieg!

Silverstone-Doppelschlag für Ducati-Werkspilot Enea Bastianini, während Jorge Martin auch mit P2 als neuer Tabellenführer in die zweite Saisonhälfte geht

(Motorsport-Total.com) - Für Enea Bastianini (Ducati) hat sich das MotoGP-Wochenende zum Grand Prix von Großbritannien 2024 in Silverstone so richtig gelohnt. Einen Tag nach seinem Sieg im Sprint triumphierte "Bestia" auch im Grand Prix und hat damit seinen Rückstand in der WM-Tabelle weiter verkürzt.

Titel-Bild zur News: Enea Bastianini

Im Ducati-Retro-Design von 2003 fuhr Enea Bastianini zum Silverstone-Sieg Zoom

"Es war ein sehr schwieriges Rennen", bekennt Bastainini, für den es der erste Grand-Prix-Sieg seit Sepang 2023 ist. "Beim Start habe ich Fehler gemacht und war Vierter. Aber ich war zuversichtlich. In den letzten vier, fünf Runden hat Jorge [Martin] richtig attackiert. Es war schwierig, ihn einzuholen. Aber in den letzten zwei, drei Runden habe ich immer mehr attackiert. Das war auch heute so. Es ist fantastisch und unglaublich, wieder einen Grand Prix gewonnen zu haben."

Alle Teams mit Retro-Designs am Start

Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Motorrad-Weltmeisterschaft rückte am Sonntag nicht nur Ducati, sondern alle MotoGP-Teams mit einem eigenen Retro-Design aus. Im Falle des LCR-Honda-Teams waren es sogar zwei Retro-Designs, weil die beiden Bikes dieses Teams auch bei allen anderen Rennen stets abweichend voneinander lackiert sind. Fotostrecke: Die Retro-Designs aller MotoGP-Teams zum 75-jährigen Bestehen der Motorrad-WM

Jorge Martin (Pramac-Ducati) führte das Rennen kurz vor Schluss an, machte in der vorletzten Runde aber den entscheidenden Fehler, der Bastianini den Sieg auf dem Silbertablett servierte. Trotz P2 ist Martin der neue Tabellenführer.


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Großbritannien (Silverstone) 2024


"Danke an mein Team. Es ist fantastisch, beim Tribut für Angel Nieto auf dem Podium zu stehen", so Martin. "Ich wusste schon zu Beginn, dass Enea etwas stärker ist. Als ich mit 'Pecco' fuhr, versuchte ich den Benzinverbrauch zu managen. Als der Zeitpunkt gekommen war, habe ich es versucht."

"Die Pace war wieder außergewöhnlich. Wir erreichen ein verrücktes Level und sind immer am Limit. Als ich gesehen habe, dass Enea aufholt, habe ich versucht, konstant zu bleiben. Aber er war heute stärker. Gratulation an Ducati und Enea, denn er war heute auf einem anderen Level. Ich führe jetzt wieder die WM an. Damit bin ich natürlich zufrieden", so Martin.

Jorge Martin

Jorge Martin im Angel-Nieto-Desgin: Auch mit P2 der neue Tabellenführer Zoom

Der vorherige Tabellenführer Francesco Bagnaia (Ducati) kam "nur" als Dritter ins Ziel. Mit etwas mehr Pech hätte "Pecco" aber auch eine Nullnummer schreiben können, denn einen Sturz konnte er gerade so vermeiden.

"Ich habe versucht, den Hinterreifen zu managen, aber dann ist mir das Vorderrad weggerutscht. Als mich Martin überholt hat, wollte ich ihm folgen, aber dann ist mir in Kurve 7 wieder das Vorderrad weggerutscht. Da ich schon gestern gestürzt bin, war es besser, heute einfach ins Ziel zu kommen. In den letzten zwei, drei Runden war es sehr, sehr schwierig mit dem Grip hinten", so Bagnaia.

Bagnaia gewinnt Start - Binder und Trackhouse-Duo früh out

Genau wie im Sprint am Samstag kam Francesco Bagnaia vom zweiten Startplatz besser weg als Polesetter Aleix Espargaro (Aprilia).Und diesmal hielt Bagnaia die Führung nicht nur für ein paar Kurven. Er kam vor Teamkollege Enea Bastianini als Erster aus der ersten von 20 Runden zurück. An dritter Stelle fuhr Jorge Martin, während Espargaro "nur" Vierter war.

Brad Binder (KTM) kam beim Start nicht richtig in die Gänge und gab das Rennen noch im Verlauf der ersten Runde auf. Ursache war ein Kupplungsschaden.

Die beiden Trackhouse-Aprilia-Piloten Miguel Oliveira und Raul Fernandez verabschiedeten sich in der ersten Runde mit einer unglücklichen Kollsion in Brooklands Corner gegenseitig aus dem Rennen. Laut Informationen des Teams sind beide Fahrer "okay".

Während "Pecco" Bagnaia an der Spitze die Pace machte, fiel Ducati-Teamkollege Enea Bastianini vorübergehend zurück. Sowohl Jorge Martin als auch Aleix Espargaro kamen an ihm vorbei. Hinter Bastianini brachten sich derweil die Gresini-Teamkollegen Marc und Alex Marquez in Stellung. Aber auch Fabio Di Giannantonio (VR46-Ducati) meldete Ansprüche auf die Top 5 an. Mit Alex Marquez lieferte sich "Diggia" ein sehenswertes Duell.

Der von der Pole gestartete Aleix Espargaro und der direkt in Runde 1 gestürzte Raul Fernandez waren die einzigen der 22 gestarteten Piloten, die sich für den harten Vorderreifen entschieden hatte. Alle anderen fuhren am Vorderrad mit der Medium-Mischung. Am Hinterrad setzten alle auf Medium.

Martin nimmt Bagnaia die Führung ab - doppelt

Francesco Bagnaia führte das Rennen bis in die zweite Hälfte hinein an, absetzen konnte er sich aber nicht. Vor allem Jorge Martin blieb auf Tuchfühlung. Aleix Espargaro verlor eingangs der zweiten Rennhälfte nicht nur den Anschluss, sondern auch die dritte Position an Enea Bastianini.

In der zwölften der 20 Runden übernahm Jorge Martin die Führung von "Pecco" Bagnaia, indem er sich in Kurve 3 innen vorbeischob. Damit übernahm der Pramac-Pilot auch die virtuelle Tabellenführung vom Ducati-Werkspiloten.

Und es dauerte nicht lang, da übte auch Bastianini Druck auf Bagnaia aus. In der 14. Runde gab es den Positionswechsel, weil Bagnaia in Luffield Corner das Vorderrad weggerutscht war und er um ein Haar gestürzt wäre.

Im Kampf um den Sieg war Jorge Martins einziger Gegner nun Enea Bastianini. Drei Runden vor Schluss waren die beiden durch weniger als 0,3 Sekunden getrennt, während "Pecco" Bagnaia schon mehr als zwei Sekunden zurücklag.

Fehler von Martin bringt Bastianini Führung und Sieg

Und in der vorletzten Runde machte Martin in Kurve 3 (Village Corner) den entscheidenden Fehler. Er kam ein wenig von der Linie ab. Bastianini ließ sich nicht zweimal bitten, sondern übernahm direkt die Spitze. Von da an verteidigte der Ducati-Werkspilot diese bis ins Ziel und stellte damit seinen Silverstone-Doppelschlag mit Sieg im Sprint und auch im Grand Prix sicher.

Der von der Pole gestartete Aprilia-Pilot Aleix Espargaro fiel mit seinem harten Vorderreifen in der zweiten Rennhälfte noch weiter zurück. Gresini-Pilot Marc Marquez wurde letztlich Vierter, VR46-Pilot Fabio Di Giannantonio Fünfter. Für Espargaro wurde es nur P6 vor den jeweiligen Teamkollegen seiner beiden Vorderleute: Alex Marquez und Marco Bezzecchi.

MotoGP-Rookie Pedro Acosta (Tech3-GasGas) war auf P9 einmal mehr der bestplatzierte der vier KTM-Fahrer. Franco Morbidelli (Pramac-Ducati) hatte für den Startcrash tags zuvor im Sprint eine doppelte Long-Lap-Penalty für den Grand Prix kassiert. Trotz dieses doppelten Umwegs kam Morbidelli als Zehnter noch in die Top 10.

Die restlichen WM-Punkte gingen an Fabio Quartararo (Yamaha; 11.), Jack Miller (KTM; 12.), Maverick Vinales (Aprilia; 13.), Johann Zarco (LCR-Honda; 14.) und Luca Marini (Honda; 15.). Gegen Marini allerdings läuft eine Untersuchung, da er potenziell gegen die Reifendruck-Regel verstoßen hat.

Nicht ins Ziel kam abgesehen von den erwähnten Brad Binder, Raul Fernandez und Miguel Oliveira außerdem Joan Mir, der seine Werks-Honda an der Box abstellte.

Jorge Martin als Tabellenführer in die zweite Saisonhälfte

Bei Halbzeit der Saison wird die MotoGP-Gesamtwertung 2024 nun von Jorge Martin angeführt, und zwar mit einem Vorsprung von drei Punkten auf Francesco Bagnaia. Dessen Teamkollege Enea Bastianini hat sich mit seinem Silverstone-Doppelschlag bis auf 49 Punkte an die Tabellenspitze herangeschoben.

Die zweite Saisonhälfte im MotoGP-Kalender 2024 beginnt in zwei Wochen (16. bis 18. August) mit dem Grand Prix von Österreich auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg.