MotoGP-Paddock inside: Von Gewinnern und Verlierern im Katar-Sprint

Nicht nur Marc Marquez hat sich im Sprint stark in Szene gesetzt - Genauso gibt es neben Francesco Bagnaia auch weitere Verlierer - Die Analyse des Katar-Samstags

Liebe MotoGP-Fans,

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Alex Marquez

Die Vorherrschaft der Marquez-Brüder setzte sich in Katar fort Zoom

im Katar-Sprint hat es einige Gewinner und einige Verlierer gegeben. Die acht Fahrer, die auf den weichen Hinterreifen gesetzt haben, lagen allesamt falsch. Bei einigen ist dieser Reifen schon nach drei, vier Runden komplett eingegangen. Johann Zarco musste deshalb seine Honda sogar an der Box abstellen.

Der große Gewinner des Samstags war einmal mehr Marc Marquez. Dass er es an der Spitze so "einfach" haben würde, damit hätte ich nach dem Trainingstag nicht gerechnet. Er selbst spricht ebenso von einem "völlig unerwarteten Samstag".

Selbst nach der Poleposition und dem Sprintsieg sagt Marc Marquez, dass Bruder Alex und Ducati-Teamkollege Francesco Bagnaia in Rechtskurven zwar immer noch besser sind. Aber er selbst steigert sich kontinuierlich.

"Selbst mit 32 Jahren gibt es noch viele Dinge, an denen ich arbeiten und die ich verbessern kann", sagt der WM-Führende. "Bisher habe ich in dieser Saison die größten Fortschritte in Rechtskurven geschafft." Auch sein Team versteht immer besser, was er beim Motorrad braucht.

Alex Marquez bestätigt, dass Marc vor allem in Linkskurven schneller war. Zu Beginn der zweiten Runde hat Alex zwar in Kurve 1 überholt, aber er spricht von einem "halben Manöver", weil er nicht "restlos überzeugt" war.

Auf die Frage, ob es am Sonntag das große Bruderduell geben könnte, antwortet Alex Marquez: "Nein, im Gegenteil. Leider genau das Gegenteil. Ich könnte ‘ja' sagen, aber ich bevorzuge es, die Dinge realistisch zu betrachten."

Denn laut Alex Marquez fährt Marc mit gebrauchten Reifen in einer eigenen Liga. Gelingt Marc im Grand Prix wieder ein guter Start und managt er die ersten Runden gut, dann wird er voraussichtlich ab der vierten, fünften Runde vorne wegziehen und "Adios!" sagen.

Bagnaias außergewöhnliches Problem mit der Tankgröße

Deshalb stellt sich die Frage, wer hinter Marc und Alex Dritter wird. Von dem, was wir am Freitag gesehen haben, müsste das Bagnaia sein. Aber mit dem Sturz im Qualifying und Startplatz elf hat er sich selbst sein Wochenende versemmelt.

Im Sprint blieb Bagnaia wie so oft blass. Schon im Vorjahr hat er angemerkt, dass er sich mit dem kleineren Benzintank für das kurze Rennen in der Bremsphase nicht wohlfühlt und deshalb kaum attackieren und überholen kann.

Francesco Bagnaia

Einmal mehr musste Bagnaia die Gründe eines schwierigen Sprints erklären Zoom

Er und sein Team stehen weiterhin vor einem Rätsel. Denn kein anderer Ducati-Fahrer hat jemals diesen Aspekt als Problem im Sprint ausgemacht. Für Bagnaia wird es am Sonntag um Schadensbegrenzung gehen, um nicht zu viele WM-Punkte zu verlieren.

Sicherlich ist es nicht unmöglich, dass Bagnaia mit dem normal großen Benzintank eine Aufholjagd starten kann. Aber ich glaube, da gibt es auch andere Kandidaten für das Podium. Da ist natürlich das VR46-Duo.

Sorgt Aldeguer am Sonntag für die große Überraschung?

Franco Morbidelli ist im Sprint zwar Dritter geworden, aber er hatte große Mühe mit dem Reifenverschleiß sowohl vorne als auch hinten, obwohl er die Medium-Reifen gefahren ist. Bei Fabio Di Giannantonio ist die Startphase noch nicht optimal.

Dabei geht es nicht um den ersten Moment der Beschleunigung, sondern wenn er durch die Gänge schaltet. Er hat in diesem Jahr einen neuen Elektronik-Ingenieur. Speziell in diesem Bereich sieht "Diggia" noch Verbesserungspotenzial beim Set-up.

Franco Morbidelli

Fermin Aldeguer zeigte mit einer starken Schlussphase auf Zoom

Ein heißer Außenseiter für ein Topergebnis ist Fermin Aldeguer, der sich in der letzten Kurve noch Platz vier geschnappt hat. Nach Austin hat mich der Rookie auch an diesem Wochenende beeindruckt. Er kämpft mit den Routiniers, hält im Duell dagegen und zeigt eine tolle Performance.

Im Sprint war vor allem Aldeguers Schlussphase stark! Das könnte sein großes Ass im langen Rennen werden. Crewchief Frankie Carchedi konzentriert sich seit den Wintertests mit Aldeguer auf diese Konstanz über die Renndistanz. Deswegen könnte er durchaus für eine Überraschung sorgen.

Starkes Qualifying die halbe Miete für Quartararo

Toll war auch der Samstag von Fabio Quartararo. Erstmals seit Assen 2022 startete er aus der ersten Reihe. Es zeigte sich wieder das Muster, dass er von einer guten Startposition mit der Yamaha im Spitzenfeld mitschwimmen kann, auch wenn er im Duell mit stumpfen Waffen kämpft.

"Es ist gut, wirklich cool", freut sich Quartararo über Platz fünf, nur knapp hinter Morbidelli und Aldeguer, "aber uns fehlt noch dieses kleine Extra, um die Reifen nicht zu sehr zu beanspruchen. Wir wissen, dass die Ducatis das Ganze etwas besser managen als wir."

Fabio Quartararo, Marc Marquez

Erstmals seit Assen 2022 raste Fabio Quartararo in die erste Startreihe Zoom

Deswegen habe ich meine Zweifel, ob der Franzose über die lange Distanz gegen die vielen Ducati-Fahrer bestehen und auf das Podest fahren kann. Aber wenn er wieder mitschwimmen kann, dann könnte er durchaus der erste Ducati-Verfolger sein.

Teamkollege Alex Rins hat beim Start die Kupplung zu schnell kommen lassen und bekam deshalb einen Wheelie. Das kostete Plätze. Mit dem weichen Hinterreifen wurde es Platz zwölf. Jack Millers weicher Reifen brach komplett ein und er fiel auf Rang 19 zurück.

Heftige Vibrationen bei KTM: Acosta ist ratlos und frustriert

Auch KTM hat mit Maverick Vinales und Pedro Acosta auf den weichen Hinterreifen gesetzt. Beide waren lange im Verfolgerfeld dabei, bis schließlich auch ihre Reifen am Ende waren. Deshalb büßten sie Plätze ein. Sie kamen als Zehnter und Elfter ins Ziel und sammelten keine WM-Punkte.

Aber die falsche Reifenwahl ist gar nicht das große Problem bei KTM. Sondern massives Chattering und Vibrationen. Brad Binder, der ebenfalls hinten mit weich fuhr, war wegen der Vibrationen mehrmals neben der Strecke und im Fernsehen überhaupt nicht zu sehen.

Maverick Vinales

KTM traf mit Vinales, Acosta und Binder die falsche Reifenwahl Zoom

Acosta versteht überhaupt nicht, warum das Chattering plötzlich so stark ist. Denn er hat auf die Auspuffanlage und das Heck von 2024 gewechselt. Er spricht davon, dass sein Motorrad genauso wie im Vorjahr in Katar aufgebaut ist.

"Wir müssen herausfinden, woher dieses Chattering kommt, denn es betrifft nicht nur mein Motorrad. Es betrifft alle vier KTMs. Ich kann es nicht erklären", ärgert sich Acosta. "Ich habe keine Antwort darauf."

"Heute bin ich mit dem genau gleichen Motorrad gefahren wie im vergangenen Jahr. Damals hatte ich kein Chattering am Hinterrad. In zwei Kurven hatte ich zwar exakt die gleichen Probleme wie heute. Okay, gut - aber ich kann es nicht erklären. Ich verstehe es nicht."

Pedro Acosta

Pedro Acosta ist von der aktuellen Situation frustriert Zoom

Am Sonntag werden natürlich alle mit dem Medium-Hinterreifen fahren. Läuft es dann für KTM besser? "Ein Fragezeichen", meint Acosta. "Ich werde mit dem gleichen Motorrad fahren. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende landen."

Ist der Spanier von der Situation frustriert? "Ja, ein wenig Frustration. Es ist frustrierend. Ich meine, so zu fahren ist nicht einfach. Es ist nicht einfach, unter diesen Bedingungen zu kämpfen - und erst recht nicht, damit ein Ziel zu erreichen."

Auch Honda kämpft mit Vibrationen

KTM ist aber nicht die einzige Marke, die auf dem Lusail-Circuit mit extremen Vibrationen zu kämpfen hat. Honda geht es nicht viel besser. Laut Luca Marini kostet das viel Rundenzeit, aber er glaubt, dass man über das Set-up die Vibrationen etwas reduzieren kann.

Aufgrund der Vibrationen ging auch Zarcos Poker mit dem weichen Hinterreifen nicht auf. Denn nach den ersten Runden lag er noch in aussichtsreicher sechster Position und hatte Chancen, in den Top 9 WM-Punkte mitzunehmen.

Johann Zarco

Johann Zarco musste den Sprint sogar an der Box aufgeben Zoom

"Wir hatten erwartet, dass ich den Reifenabbau kontrollieren könnte. Doch ich hatte zu starke Vibrationen am Motorrad. Ich konnte nicht einmal mehr mit dem Gas spielen. Ich konnte nicht mehr richtig fahren, habe zu viele Positionen verloren und wäre beinahe mehrmals gestürzt."

Um keinen Sturz und keine Verletzung zu riskieren, gab Zarco auf. Ob Joan Mir am Sonntag starten kann, entscheidet sich erst kurz vor dem Warm-up. Der Spanier musste wegen einer Magen-Darm-Entzündung auf den Sprint verzichten.

Jorge Martin sehr beachtlich, Ai Ogura wieder stark

In der Einleitung habe ich von Gewinnern und Verlierern gesprochen. Auch bei Aprilia gibt es sie. Jorge Martin hat bisher ein rundum gelungenes Comeback auf einem für ihn praktisch komplett neuen Motorrad hingelegt. Chapeau!

Er konnte am Samstag Rundenzeiten zeigen, die phasenweise auf Augenhöhe mit seinen Kollegen Ai Ogura und Marco Bezzecchi waren. Dass Martin im Sprint auch einmal Bagnaia überholen konnte, das war richtig stark!

Jorge Martin

Jorge Martin konnte sogar einmal Bagnaia überholen Zoom

Natürlich ist Martin die Kraft ausgegangen und seine Rundenzeiten sind langsamer geworden. Ob er den Grand Prix meistert, müssen wir abwarten. Wie bereits in der Freitagsanalyse erwähnt, müssen wir ihm einige Wochen Zeit geben. Dann wird er bestimmt mit der Aprilia groß aufzeigen.

So wie es erneut Ogura getan hat. Seine Aufholjagd zu Platz sieben war wieder toll! Ich bin gespannt, wie weit er im Grand Prix nach vorne kommen kann. Oguras Leistungen haben seinen Teamkollegen Raul Fernandez mental gebrochen. Er zählt zu den Verlierern der bisherigen Saison.

Euer,


Gerald Dirnbeck

Das ist meine Einschätzung des MotoGP-Wochenendes. Lust auf mehr? Dann folge mir gerne auf Facebook und Bluesky für weitere Einblicke und aktuelle Updates - ich freue mich über dein Like!