MotoGP nicht mehr wie vor 20 Jahren: Ex-Rossi-Chef über das Tief der Japaner

Ex-MotoGP-Teammanager Davide Brivio analysiert, warum die japanischen Hersteller zuletzt Probleme hatten, mit den Europäern mitzuhalten

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP hat sich in den vergangenen Jahren rasant verändert. Ducati hat sich mit diversen Innovationen einen Vorteil verschafft. Die Ideen der Italiener wurden zum Großteil von den anderen Herstellern kopiert. Von der einstigen Dominanz der japanischen Werke ist in der MotoGP nicht mehr viel zu sehen. Davide Brivio, der in der Vergangenheit für Yamaha und Suzuki tätig war, erkennt genau, was das Problem ist.

Titel-Bild zur News: Francesco Bagnaia, Fabio Quartararo, Marc Marquez

Ducati konnte an Honda und Yamaha vorbeiziehen Zoom

Dass die japanischen Hersteller bei der Entwicklung von den Europäern überholt wurden, wundert Brivio nicht. "Das Problem der japanischen Hersteller ist, dass sie nicht verstanden haben, dass die jetzige MotoGP nichts mit der MotoGP von vor 20 Jahren zu tun hat", erklärt der Italiener gegenüber dem 'Slick Magazine'.

In der vergangenen MotoGP-Saison endete die Serie von WM-Titeln japanischer Hersteller. Ducati gewann mit Francesco Bagnaia den ersten Titel seit 2007. War das der Beginn einer neuen Ära in der MotoGP?

Aus der Sicht der japanischen Hersteller sind Yamaha-Pilot Fabio Quartararo und Honda-Pilot Marc Marquez die Hoffnungsträger. Ihnen gegenüber steht eine Armada hungriger Ducati-Piloten. Aber auch Aprilia und KTM könnten für Überraschungen sorgen. Im gesamten Feld der MotoGP gibt es nur noch sechs japanische Motorräder (vier Hondas und zwei Yamahas).

Honda und Yamaha setzten auf Evolution, Ducati revolutionierte die MotoGP

Vor zehn Jahren sah die Welt noch ganz anders aus: Honda und Yamaha dominierten die MotoGP. Die Top 7 der Fahrerwertung bestanden damals ausschließlich aus Honda- und Yamaha-Piloten. Ducati beendete die MotoGP-Saison 2013 mit einem großen Rückstand in der Herstellerwertung und ließ lediglich die CRT-Hersteller hinter sich.

Damals waren bahnbrechende Innovationen von einem Jahr auf das nächste selten. Honda brachte 2011 das Seamless-Getriebe. Abgesehen davon gab man sich mit kleinen Evolutionsschritten zufrieden.

Davide Brivio

Goldene Yamaha-Ära: Davide Brivio feierte mit Valentino Rossi große Erfolge Zoom

"Als der Grand-Prix-Sport noch ein Geschäft war, in dem die Japaner dominieren, verfolgte die Entwicklung der Motorräder die japanische Philosophie", bestätigt Davide Brivio. Doch das einstige Erfolgsmodell der Japaner ist nicht mehr ausreichend, um in der MotoGP erfolgreich zu sein.

Casey Stoner

Honda RC212V: Das Seamless-Getriebe debütierte 2011 und wurde von allen Herstellern kopiert Zoom

Was die Japaner von den Europäern lernen müssen

"Neuerungen kommen so langsam. Wird ein neuer Rahmen benötigt? Das dauert drei Monate. Brauchen wir einen neuen Motor? Dann sprechen wir über das kommende Jahr", teilt Davide Brivio seine Erfahrungen mit japanischen Herstellern.

"Europäische Hersteller haben eine aggressivere Herangehensweise an den Rennsport. Dadurch haben sie eine neue Art des Rennsports entwickelt. Yamaha und Honda müssen sich anpassen", ist Davide Brivio überzeugt.

Ducati Desmosedici

Die Ducati Desmosedici ist aktuell die Benchmark in der MotoGP Zoom

Damit Honda und Yamaha in der MotoGP wieder zu alter Stärke finden, dürfen die Ingenieure der Hersteller "nichts unversucht lassen" und müssen "ständig über neue Lösungen nachdenken", so Brivio.