Marc Marquez trotz "perfektem Rennen" in Misano "noch weit weg"

Marc Marquez fährt in Misano mit Platz sieben sein bestes Sonntagsergebnis weit vor den Honda-Markenkollegen ein - Warum auf die Spitze trotzdem noch viel fehlt

(Motorsport-Total.com) - Für Marc Marquez waren die Rennsonntage der MotoGP-Saison 2023 bisher von mäßigem Erfolg gekrönt. Erst in Spielberg und Barcelona sah er überhaupt die Zielflagge und sammelte als Zwölfter und 13. erste WM-Punkte an einem Sonntag.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez kämpfte sich in Misano als Siebter ins Ziel Zoom

In Misano gelang dem Honda-Piloten mit Platz sieben nun das erste Top-10-Ergebnis in einem Grand-Prix-Rennen der aktuellen Saison. Von Platz neun gestartet lag er längere Zeit auf Rang sechs und schloss sogar zu Maverick Vinales auf.

Doch weil Marquez anders als seine unmittelbare Konkurrenz mit dem weichen Hinterreifen unterwegs war, ging ihm gegen Rennende der Gummi aus. Der Spanier fiel noch hinter Miguel Oliveira zurück, setzte sich im Kampf gegen Raul Fernandez und Luca Marini aber durch und wurde schließlich Siebter.

"In den letzten zehn Runden hat der weiche Reifen offensichtlich stärker abgebaut als der Medium-Reifen", erklärt Marquez. "Aber es war die perfekte Strategie und ganz ehrlich gesagt war es ein perfektes Rennen. Trotzdem sind wir weit weg, denn auf die Topfahrer fehlen uns immer noch 13 Sekunden."

"Aber das war heute das Maximum. Ich habe attackiert und konnte mich am Ende verteidigen. Insofern hat sich der weiche Hinterreifen bezahlt gemacht. Aber wir müssen verstehen, warum wir nicht den Medium nehmen können. Mit ihm verlieren wir zu viel Performance, vor allem am Kurveneingang", so der Spanier.

Marc Marquez körperlich ausgepowert

Deshalb habe er auch in Spielberg und Barcelona den weichen Hinterreifen wählen müssen. "Das hat den Nachteil, dass man viel mit dem Körper spielen muss, um Traktion aufzubauen. Es ist körperlich anstrengender. Das war es auch heute."

Vor allem bei der Jagd auf Vinales habe er viel Energie verbraucht, verrät Marquez. "Ich wollte mithilfe des Windschattens bis zum Ende des Rennens an ihm dranbleiben. Aber als ich an ihm dran war, hatte ich schon keine Reserven mehr. Auch Oliveira konnte ich nicht mehr folgen, als er mich überholt hatte."

Bereits nach dem Sprint am Samstag, in dem Marquez Zehnter wurde, hatte er über die körperliche Anstrengung auf der Honda gesprochen. "Ich bin jetzt in einer sehr guten Form und fühle ich mich sehr fit. Aber wir können nur auf der Bremse einen Unterschied machen, und das kostet sehr viel Kraft", so der Spanier.

"Was die Beschleunigung angeht, sind alle Hondas gleich. Auf der Geraden sind alle Hondas gleich. Man muss es am Kurveneingang und bei den Richtungswechseln machen, und dazu muss man mehr pushen, mehr Kraft aufwenden, vor allem mit den Armen."

Joan Mir sieht trotz Rennsturz Positives

Dabei steigt auch das Risiko zu crashen. So endete der Grand Prix für Marquez' Teamkollegen Joan Mir abermals mit einem Sturz und null Punkten. Dabei hatte der Spanier nach dem Sprintrennen am Samstag noch berichtet, sich mit dem Motorrad, insbesondere mit der Frontpartie, endlich etwas wohler zu fühlen.

"Abgesehen vom Pech, das ich am Start und später mit der Long-Lap-Penalty hatte, ging es für mich zum ersten Mal etwas nach vorn. Schon solche kleinen Fortschritte machen mich glücklich", sagte Mir, obwohl er im Sprint Letzter geworden war.

Auch im Hauptrennen erwischte der Honda-Pilot keinen guten Start. "Ich war dann aber in der Lage, ein paar mehr Fahrer als gestern zu überholen. Als (Michele) Pirro und Jack (Miller; Anm. d. R.) direkt vor mir gestürzt sind, bin ich in dieser Kurve auch etwas von der Linie abgekommen. Das hat mich wieder Positionen gekostet."


MotoGP: Grand Prix von San Marino (Misano) 2023

"In der nächsten Runde bin ich dann in genau der Kurve gestürzt und übers Vorderrad weggerutscht. Solche Stürze hatte ich in diesem Jahr schon einige. Aber es ist, wie es ist. Morgen richten wir unseren Blick auf 2024", denkt er schon an Montag.

Neues Honda-Bike kein großer Fortschritt?

Dann findet in Misano ein offizieller MotoGP-Testtag statt. Honda hat dafür schon einen ersten Prototypen für 2024 nach Misano gebracht. Stefan Bradl testete bereits am Rennwochenende einige neue Teile, darunter ein neues Honda-Chassis.

Im Sprint und auch im Rennen duellierte sich Mir zeitweise mit Bradl und konnte Unterschiede feststellen. "Unter den Honda-Fahrern bin ich derjenige, der mit dem Grip am meisten zu kämpfen hat. Ich rutsche mehr als die anderen", erklärt der Spanier. "Er war deshalb in der Beschleunigung etwas besser als ich."

"Aber er war nicht auf dem Niveau der anderen Motorräder. Also mal abwarten, was wir morgen alles testen werden. Sie haben ja verschiedene Dinge ausprobiert. Aber gemessen daran, was ich heute gesehen habe, war es kein großer Unterschied."

Joan Mir

Joan Mir hofft auf Fortschritte beim Montagstest in Misano Zoom

Ähnlich äußert sich Marquez zu Bradls Testbike: "Es sieht so aus, als ob man es ein bisschen anders fahren muss. In der Performance gab es keinen großen Unterschied, aber ich will abwarten und mich nicht von den Kommentaren eines anderen Fahrers beeinflussen lassen. Ich will das Motorrad unvoreingenommen testen."

Nakagami Letzter im Rennen: Keine Balance

LCR-Pilot Takaaki Nakagami war in den Rennen von Misano Alleinkämpfer für sein Team. Ersatzfahrer Takumi Takahashi hatte in den Trainings die 105-Prozent-Hürde verpasst und durfte nicht weitermachen. Am Ende reichte es auch für Nakagami nur zu Platz 21 im Sprint und Platz 19 im Grand-Prix-Rennen.

"Die anderen Honda-Fahrer haben auf der Bremse eine bessere Balance", zieht der Japaner den Vergleich. "Bei unserem Motorrad schiebt das Hinterrad zu sehr. Daran müssen wir arbeiten. Denn das schränkt mich auf der Bremse stark ein."

"Das Vorderrad blockiert, weil das Hinterrad pusht. Ich kann also nicht im richtigen Moment abbremsen und umlegen. Das ist schwer zu kontrollieren", erklärt Nakagami. "Wir müssen also unbedingt eine bessere Balance finden. Das ist unser Ziel."

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