Kaum Testfahrten für Stammfahrer erlaubt: KTM würde Änderung begrüßen

In kaum einer Sportart können Athleten so wenig mit ihrem Gerät trainieren wie MotoGP-Fahrer - KTM würde mehr Testfahrten für die Stammfahrer begrüßen

(Motorsport-Total.com) - Testmöglichkeiten für MotoGP-Stammfahrer sind mittlerweile extrem begrenzt. Vor dem Saisonauftakt gab es insgesamt fünf Testtage. Nur Rookies erhielten drei zusätzliche Tage. Während der Saison 2023 sind zwei Montagstests vorgesehen. Und nach dem Saisonfinale gibt es noch einen weiteren Testtag.

Titel-Bild zur News: Jack Miller, Fabio Quartararo, Johann Zarco

Jack Miller hatte vor der Saison nicht viele Testtage, um die KTM kennenzulernen Zoom

Klammert man die drei Rookie-Testtage aus, so sind die Testmöglichkeiten für die Stammfahrer an weniger als zehn Fingern abzuzählen. Über die Jahre wurden die Testtage immer mehr eingeschränkt, um die Kosten nicht aus dem Ufer laufen zu lassen. Außerdem gibt es mehr Rennen.

Für die Testteams und die Testfahrer müssen die Teams drei Teststrecken nominieren. Wie viel gefahren werden kann, wird über das Reifenkontingent pro Saison eingeschränkt. Auch daran gab es bereits Kritik von den Testfahrern Dani Pedrosa und Stefan Bradl.

Ganz anders ist die Situation in der Superbike-WM. Zusätzlich zu den offiziellen Testtagen dürfen die Stammfahrer während der Saison zehn private Testtage absolvieren. In der seriennahen Meisterschaft gibt es 2023 acht Rennwochenenden weniger als im MotoGP-Kalender.

In der Königsklasse bleibt das Problem mit den wenigen Testfahrten für die Stammfahrer, vor allem wenn jemand wegen Verletzungen monatelang pausieren musste. "Es ist schon extrem hart, was wir den Fahrern abverlangen", findet KTM-Motorsportchef Pit Beirer deutliche Worte.

"Es gibt wenige Sportarten auf Weltniveau, wo die Sportler mit ihrem Gerät ganz wenig in Berührung kommen und dann performen müssen." Im Tennis wäre es zum Beispiel undenkbar, dass ein Spieler zur Vorbereitung auf ein Grand-Slam-Turnier nicht spielen dürfte.

Brad Binder, Pit Beirer, Sebastian Risse

Die Fahrer stehen vom ersten Training an unter Erfolgsdruck Zoom

In der MotoGP müssen die Fahrer aus dem Stand weg Topleistungen abrufen. "Dann ist in der ersten Runde die Fernsehkamera drauf, die Stoppuhr läuft", beschreibt Beirer den Druck. "Jetzt gibt es am Samstag das Sprintrennen. Also der Druck wird für alle noch größer."

"Man kommt am Freitag ins Fahrerlager und das Wetter ist etwas wacklig. Das heißt, am Freitag entscheidet im ersten Training nach 40 Minuten die Rundenzeit über Q1 und Q2. Wenn es dann am Nachmittag regnet, dann war es das."

"Dann ist dein ganzes Wochenende gelaufen, weil du im Sprint und im Hauptrennen hinten stehst, wenn man sich am Freitag nicht für Q2 qualifiziert. Der Druck für die Fahrer ist schon brutal." Deswegen wurde das Reglement kurzfristig geändert.

Freies Freitagstraining ein erster Schritt in die richtige Richtung

Seit Silverstone gilt das erste Freitagstraining nicht mehr für Q1 und Q2. Nur der Freitagnachmittag zählt. "Das hilft schon mal, dass man losfährt und nicht den brutalen Druck hat", zeigt sich Beirer mit dieser Änderung zufrieden.

Trotzdem zeichnet sich momentan keine Möglichkeit ab, dass die Stammfahrer in Zukunft auch abseits der Rennwochenenden die Chance bekommen, in Ruhe testen und mit ihren Teams ohne Druck an den Motorrädern arbeiten können.

Pol Espargaro

Das Comeback war für Pol Espargaro nach langer Verletzungspause nicht einfach Zoom

"Etwas mehr Streckenzeit für die Fahrer würde sicher helfen. Auch uns würde es helfen, weil wir gerne etwas mehr testen würden", hält Beirer fest. "Natürlich sind die Kosten dann ein Thema. Es würde auch Yamaha und Honda helfen, mehr Streckenzeit mit ihren Rennfahren zu haben."

Aber der Kostenfaktor wäre beträchtlich. "Der Aufwand ist einfach enorm. Wenn man testen will, dann bewegen sich 30 Leute und zwei LKW nach Spanien. Deswegen sind Tests auch zum Schutz der Budgets limitiert", so der Deutsche.

Trotzdem wäre KTM für etwas mehr Tests, sei es für verletzte Fahrer vor einem Comeback oder bei einer längeren Pause im Kalender: "Nach fünf Wochen Pause müssen unsere Fahrer in Silverstone im Regen wieder voll ans Limit gehen. Da wäre es schon ganz gut, wenn man [davor] etwas mehr Streckenzeit hätte."

Für 2024 wurde bereits angekündigt, dass es während der Saison statt zwei wieder drei Montagstests nach Grand-Prix-Wochenenden geben wird.

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