Privater MotoGP-Test nach langer Verletzungspause? Fahrer dafür, aber ...

Sollte einem Fahrer nach langer Verletzungspause ein privater MotoGP-Testtag erlaubt werden? - Fahrer sind dafür, aber die Kosten wären ein negativer Faktor

(Motorsport-Total.com) - Für die MotoGP-Stammfahrer gibt es kaum Testmöglichkeiten. Vor dem Saisonstart sind in der Regel fünf Tage vorgesehen. Im Laufe der Saison gibt es aktuell zwei Montagstests sowie nach dem Saisonfinale einen weiteren Testtag. Außerhalb der Rennwochenenden gibt es für die Stammfahrer also kaum Möglichkeiten, mit dem MotoGP-Motorrad zu trainieren und Entwicklungen zu testen.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Das Comeback in Silverstone war für Pol Espargaro mehr ein Test Zoom

Einige Fahrer trainieren mit Motocross-Motorrädern oder mit getunten Superbikes. Aber das ersetzt nicht den Speed und die körperliche Belastung der MotoGP. "Man kann mit einer 1.000er fahren, aber im Vergleich zur MotoGP ist es ein Witz", vergleicht Pol Espargaro.

"Ich habe daheim viel trainiert, aber es gibt nichts wie hier. Mit der 1.000er kann ich eine Stunde einen sehr guten Rhythmus fahren, aber dann steigt man auf die MotoGP und kann keine 40 Minuten fahren."

Espargaro weiß, wovon er spricht. Nach seiner Verletzung in Portimao bis zu seinem Comeback in Silverstone vergingen vier Monate. Zur Vorbereitung drehte er in Barcelona einige Runden mit einem Superbike, aber das Comeback-Wochenende war körperlich und mental schwierig.

"Wenn man wie ich mit einer Verletzung vier Monate daheim war und dann am Rennwochenende auf ein neues Motorrad steigen muss, dann ist es nicht einfach", hält der Routinier fest. Denn seine KTM RC16 hat sich seit dem Saisonauftakt auch stark weiterentwickelt.

"Es geht nicht nur um die körperliche Belastung, sondern auch um die Technik", meint Espargaro deshalb. "Die Motorräder und die Fahrer sind auf einem sehr hohen Level. Ein Motorrad an einem Rennwochenende zu verstehen, ist knifflig."

Deshalb stellt sich die Frage, ob einem Fahrer, der wie Espargaro oder aktuell auch Alex Rins mehrere Monate wegen Verletzungen pausieren muss, ein privater Testtag mit einem MotoGP-Motorrad vor dem Comeback erlaubt werden sollte.

Alex Rins

Auch Alex Rins muss derzeit mehrere Monate pausieren Zoom

Dazu müsste das Reglement geändert und ein dementsprechender Abschnitt implementiert werden. "Es könnte eine gute Idee sein", findet Rins. "In der Sicherheitskommission haben wir nie darüber gesprochen. Es könnte eine gute Idee sein, warum nicht?"

Ähnlich sieht es auch Espargaro: "Ich habe nicht darüber nachgedacht, aber es wäre nützlich, einen Test mit dem MotoGP-Bike zu haben. Aber es ist wie es ist. Mit so vielen Rennen ist es auch schwierig, einen Test für nur einen Fahrer zu planen."

Organisation eines privaten Tests nicht einfach und teuer

Denn das ist der Knackpunkt. Einen privaten Test zu organisieren ist nicht einfach zu bewerkstelligen. Dazu kommen die Kosten. "Ein Test würde Sinn machen", meint LCR-Teamchef Lucio Cecchinello im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Ich würde dem zustimmen."

"Logistisch wäre das aber nicht so einfach. Unsere Renntrucks sind ständig unterwegs. Das hätte auch Auswirkungen auf die Kosten. Wenn man mit einem MotoGP-Bike fahren will, kann man auch keine Clubrennstrecke verwenden."

Lucio Cecchinello

Lucio Cecchinello sieht die Kosten als Hürden für einen privaten Test Zoom

"Es ist teuer, wenn man eine vernünftige Rennstrecke exklusiv für einen Fahrer mietet. Für ein Satellitenteam könnte das sehr schwierig sein, wenn man die operativen Kosten für ein MotoGP-Bike bedenkt."

"Man braucht eine Crew von 20 Personen und alle Einrichtungen dafür. Die Miete für eine vernünftige Rennstrecke kostet zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Dazu kommen die Ersatzteile, die Motoren und so weiter."

"Man kann für einen Test zwischen 100.000 und 120.000 Euro rechnen", schätzt Cecchinello. Diese Kosten schrecken natürlich ab. "Deswegen würde ich einen Test mit einer getunten CBR vorschlagen, damit der Fahrer etwas Gefühl für die Geschwindigkeit zurückerlangt."

Aber ein Test mit einem getunten Superbike ist, wie Espargaro festgehalten hat, kein Vergleich zur MotoGP.

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