Jenkner: "Wir möchten uns entwickeln"

Bridgestone-Servicetechniker Steve Jenkner gibt Einblick in die Philosophie beim japanischen Reifenhersteller - Wettbewerb erwünscht, aber unrealistisch

(Motorsport-Total.com) - Die Zustände sind zwar noch weit von jenen in der Formel 1 entfernt, doch auch in der MotoGP-WM kommt den Reifen beziehungsweise dem Funktionieren dieser an den verschiedenen Bikes eine immer größere Bedeutung im Kampf um Siege und Podestplätze zu.

Titel-Bild zur News: Bridgestone

Bei Bridgestone wird bezüglich der Reifensorgen aufs Reglement verwiesen

Alleinausrüster Bridgestone geriet in der zweiten Saisonhälfte 2011 massiv ins Kreuzfeuer der Kritik seitens der MotoGP-Piloten. Die Zweirad-Asse klagten darüber, dass die japanischen Gummis nicht schnell genug auf Temperatur kamen und so für diverse Stürze verantwortlich waren. Inzwischen wurde nachgebessert. "Das Problem mit dem schlechten Aufwärmverhalten ist gelöst", bestätigt Steve Jenkner, bei Bridgestone als Servicetechniker zuständig, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Doch auch in dieser Saison sieht sich der japanische Hersteller der Kritik von Teams und Fahrern gegenübergestellt. Aktuell stehen der zu hohe Verschleiß und damit die Unberechenbarkeit über die Renndistanz im Zentrum der Beschwerden. Yamaha-Werksfahrer Ben Spies sowie die Ducati-Piloten Valentino Rossi und Nicky Hayden berichteten während an den zurückliegenden Rennwochenenden wiederholt von sich auflösenden Laufflächen auf den Hinterreifen.

Die Bridgestone-Slicks sorgen wieder und wieder für Kopfzerbrechen Zoom

Darüber hinaus ist man speziell im Lager des Honda-Werksteams mit der jüngsten Entwicklungsstufe der Vorderreifen nicht glücklich. Jenkner bittet diesbezüglich um Verständnis. "Dieses Jahr ist das erste Jahr, indem es wieder 1.000 Kubikzentimeter gibt, jedoch mit einer weit entwickelten Elektronik", stellt der Bridgestone-Servicetechniker die Herausforderung für den Reifenhersteller heraus und fügt hinzu: "Wir ermitteln die Mischungen auf Grund der Daten. Nach diesem Jahr haben wir viel mehr Daten und können uns besser darauf einstellen. Wir möchten uns entwickeln - genau wie die Fahrer und Teams."

Geht es nach den Meinungen im Hause Bridgestone, dass müssen die Japaner nicht zwingend der einzige Reifenlieferant für die Königsklasse auf zwei Rädern bleiben. "Wir sind selbst nicht unbedingt die Verfechter eines Einheitsreifens. Wir hätten gern einen Wettbewerb", sagt Jenkner, dämpft aber gleichzeitig die Hoffnungen auf den Einstieg eines Konkurrenten: "Der Rest vom Fahrerlager ist zufrieden, weil die Rennen spannend sind. Das war das Ziel der Einheitsreifen: Die Weltmeisterschaft nicht durch den Reifen zu entscheiden."

"Wir sind selbst nicht unbedingt die Verfechter eines Einheitsreifens. Wir hätten gern einen Wettbewerb." Steve Jenkner

Auch Jenkner selbst hätte es lieber, wenn ein zweiter Reifenhersteller hinzukommen würde. "Aus Sicht des Marketings bringt ein Wettkampf sicher mehr als ein Einheitsreifen", ist der Gesamtfünfte der 125er-Weltmeisterschaft 2002 überzeugt, weiß aber, dass es "eine politische Entscheidung und eine Frage der Kosten" ist, die im MotoGP-Fahrerlager über die Gummiversorgung entscheidet.