Jack Miller: Aerodynamik ist "letzter Puzzlestein" bei der MotoGP-Entwicklung

Über die Aerodynamik lässt sich die meiste Performance finden - Deshalb liegt der Fokus der MotoGP-Teams darauf - Jorge Lorenzo ein Kritiker der "Mini-Formel-1"

(Motorsport-Total.com) - Die Bedeutung der Aerodynamik-Entwicklung in der MotoGP wurde auch für die Saison 2024 ersichtlich. Alle Hersteller haben den Fokus stark auf diesen Bereich gelegt, denn die Aerodynamik beeinflusst die Performance des Motorrads in praktisch allen Fahrzuständen.

Titel-Bild zur News: Jack Miller

KTM entwickelt die Aero gemeinsam mit Red Bull Advanced Technologies Zoom

In Katar wurden die Rundenzeiten im Vergleich zum vergangenen Herbst deutlich schneller. Das ist auch auf die Aerodynamik zurückzuführen. Die Ingenieure lernen immer besser, diesen Aspekt in das Gesamtpaket zu integrieren.

"Das ist die Hauptsache", sagt Jack Miller über die Aerodynamik. "Wir haben über so viele Jahre die Elektronik, die Motoren, die Reifen und so weiter entwickelt. Jetzt sind wir beim letzten Puzzlestein angelangt."

"Ich habe die Aussage von jemandem bei Aprilia gesehen, dass es für sie billiger wäre, die Aerodynamik anstatt den Motor zu entwickeln. Das stimmt. Wir wollen nicht einen dieser MotoGP-Motoren neu entwickeln. Das wäre verrückt."

"Die Aerodynamik ist ein einfaches Feature, das man montieren kann und eine Hilfe ist. Aber wo endet das? Wohin führt das?", fragt sich der KTM-Fahrer selbst und zuckt mit den Schultern: "Ich weiß es nicht."

Aprilia hat deutliche Änderungen und Verfeinerungen des Aerodynamik-Konzepts vorgenommen. Bei den Wintertests wurden die verschiedensten Konfigurationen ausprobiert. Neben Flügeln bei der Vordergabel gab es zum Beispiel große Leitbleche bei der Hinterradschwinge.

Auch der Bereich hinter dem Sitz fällt nicht in den homologierten Aerobody und kann jederzeit modifiziert werden. "Wir sehen, dass sich viel in unserem Sport ändert", meint Aleix Espargaro. "Es ist Teil des Spiels."

"Ich habe oft gesagt, dass es nicht darum geht, ob ich es mag oder nicht mag. So sind die Regeln und man muss der Beste sein. Unser Motorrad ist aerodynamisch recht gut. Bei jedem gibt es viel Aero. Unsere Aero ist sehr gut."

Aprilia Diffusor

Das neue Diffusor-Heck der Aprilia RS-GP Zoom

"Wenn man ein gutes Team an Aerodynamik-Ingenieuren hat, dann erzeugt das Motorrad in der Kurvenmitte viel Anpressdruck. Das haben wir, aber wir haben auch nicht zu viel Luftwiderstand auf der Geraden."

Aerodynamik macht Überholvorgänge schwieriger

Spätestens mit dem neuen Technischen Reglement ab 2027 soll die Aerodynamik beschnitten werden. Die Details dazu werden im Hintergrund ausgearbeitet. Flügel werden bleiben, aber die Möglichkeiten und Auswirkungen der Aerodynamik sollen begrenzt werden.

"Technologie ist wichtig", findet Ex-Weltmeister Jorge Lorenzo bei Mundo Deportivo. "Wenn die Technologie auf Straßenmodelle übertragen wird, ist das positiv, wenn man sicherere Motorräder verkaufen kann."

"Wenn also die vergangenen Jahre geholfen haben, die Aerodynamik zu entwickeln, dann um die Straßenmotorräder etwas sicherer zu machen. Aber es stimmt, dass die Zuschauer es nicht schätzen, wenn Rennmotorräder ästhetisch und technologisch wie eine kleine Formel 1 aussehen."

"Wenn man die Flügel entfernt und weniger Turbulenzen erzeugt werden würden, dann hätten die Fahrer nicht solche Schwierigkeiten beim Überholen. Die Motorräder wären auch in den Kurven etwas langsamer", findet Lorenzo.

Casey Stoner, Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo

Vor wenigen Jahren sahen die MotoGP-Bikes noch deutlich anders aus Zoom

Deshalb ist er ein Befürworter der geplanten Maßnahmen, die auch eine Hubraumreduktion auf 850 Kubikzentimeter vorsehen sollen: "Die Motorräder gehen vielleicht etwas zu schnell. Sie schaffen fast 370 km/h, das ist ein hoher Speed."

"Die Motorräder fahren jetzt auch sehr schnell durch die Kurven und generieren viele Turbulenzen. Deshalb sieht man nicht diese Überholmanöver, die man ohne dieser Flügel und Anbauteile sehen würde", ist der Spanier überzeugt.

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