• 28.10.2024 13:05

  • von G.Dirnbeck, Co-Autoren: G. Garcia Casanova, L.D'Adderio

Honda in Thailand: Bestes Saisonergebnis für Zarco, das Werksteam experimentiert

Auch in Buriram ist Johann Zarco die Honda-Speerspitze - Luca Marini experimentiert erfolglos mit Gewichtsverteilung - Joan Mir weiterhin von Vibrationen geplagt

(Motorsport-Total.com) - In Thailand gelang Johann Zarco zum zweiten Mal in der MotoGP-Saison 2024 ein Top-10-Ergebnis. Schon in Indonesien hat der Honda-Fahrer über Platz neun gejubelt. Nun gelang dem Franzosen des LCR-Teams in Buriram ein achter Platz.

Titel-Bild zur News: Johann Zarco, Luca Marini, Raul Fernandez

Im Regen fuhr Zarco zum zweiten Mal in diesem Jahr in die Top 10 Zoom

Den Grundstein dafür legte Zarco bereits am Freitag, als er sich direkt für Q2 qualifizieren konnte. "Es ist die Bestätigung der Fortschritte, die wir seit Beginn der Übersee-Rennen gemacht haben", sagt der Routinier.

"Seit Mandalika besteht am Freitag die Chance, ins Q2 zu kommen. Ich bin sehr glücklich, dass ich es geschafft habe." Einmal mehr war Zarco von der Performance her die Speerspitze des Honda-Lagers. Das Werksteam arbeitete an anderen Dingen.

"Wir haben hier", erläutert Luca Marini, "beim Set-up einen anderen Kompromiss eingeschlagen, um für das nächste Jahr eine Richtung zu finden. Es geht um die Gewichtsverteilung, um mehr Gewicht auf das Hinterrad zu bringen."

"Damit der Hinterreifen besser funktioniert, denn dort fehlt uns am meisten. Es geht darum, den Reifen in der ersten Runde besser auf Temperatur zu bringen, aber auch um den Reifenverschleiß. Im Vergleich zu KTM, Aprilia und Ducati ist das bei uns etwas merkwürdig."

"Deshalb wollen wir das verstehen. Wir müssen weiterarbeiten, um das Motorrad besser auszubalancieren. Auch ich kann beim Fahren noch etwas finden, weil ich bisher nur auf eine Art mit dem Motorrad gefahren bin."

Experiment mit Gewichtsverteilung der falsche Weg

Nach den Experimenten am Freitag stellte sich die geänderte Gewichtsverteilung am Samstag schließlich als der falsche Weg heraus. Marini qualifizierte sich nur als Vorletzter. Im Sprint war ebenfalls nicht mehr als Platz 19 möglich.

"Es war ein Desaster, ein wirklich schlechter Tag", ärgerte sich der Italiener nach dem Sprint. "Mit einem neuen Reifen können wir die zusätzliche Performance nicht nutzen. Im Vergleich zur Konkurrenz haben wir im Qualifying und beim Rennstart Probleme."

Luca Marini

Luca Marini probierte ein erfolgloses Experiment mit der Gewichtsverteilung Zoom

"Zarco und Mir sind einen guten Sprint gefahren, aber meine Performance ist schlechter als in den vergangenen Rennen. Ich kann nur sagen, dass wir beim Set-up eine andere Richtung eingeschlagen haben, aber sie sieht nicht korrekt aus. Deshalb kehre ich zu meiner Standardabstimmung zurück."

"Wir wollten Traktion finden, aber es sieht so aus, dass es nicht nur an der Gewichtsverteilung liegt, sondern Chassis, Schwinge und das ganze Paket müssen verbessert werden, um mehr Traktion zu finden. Denn ich habe Turning, Gefühl am Kurveneingang und Kurvenspeed verloren."

"Wenn ich das Gas aufdrehe, dann dreht der Hinterreifen immer noch stark durch. Wir haben etwas probiert, aber mit der Abstimmung können wir unsere Probleme nicht lösen", seufzt Marini und nennt die Erkenntnis: "Wir müssen an der Hardware arbeiten."

Zarco sucht mehr Performance, scheitert aber

Honda sammelte im Sprint keine WM-Punkte. Zarco kam knapp vor Joan Mir als Zwölfter ins Ziel. "Beim Start habe ich zum ersten Mal in diesem Jahr keine Positionen verloren, aber dann hatte ich in den ersten Runden kein Glück", berichtet Zarco.

"Di Giannantonio vor mir musste zweimal hart bremsen. Einmal um Bezzecchi auszuweichen und das zweite Mal, um Quartararo auszuweichen. Deshalb musste ich auch bremsen. Am Ende der ersten Runde wollte ich Di Giannantonio nicht überholen, weil er schneller war."

"Aber drei Fahrer sind innen hineingestochen und ich musste das Motorrad aufrichten. Deshalb konnte ich den guten Start nicht nutzen." Schließlich steckte Zarco im Sprint hinter der KTM von Jack Miller fest und kam nicht vorbei.

Johann Zarco

Nach dem guten Freitag fand Johann Zarco keine Fortschritte Zoom

Aber es gab noch ein anderes Problem. Nach dem guten Freitag wollte die LCR-Crew noch mehr Performance finden. Aber das klappte nicht: "Bei der Pace hat das gute Gefühl vom Freitag gefehlt. Wir haben etwas probiert, haben aber einen Rückschritt gemacht."

"Wenn es gut läuft, können wir es nicht besser machen. Obwohl ich Mühe hatte, war die Rundenzeit ähnlich wie am Freitag. Ich war nicht viel langsamer, aber die anderen wurden viel schneller. Das hat es kompliziert gemacht. Wenn das Motorrad gut ist, sollten wir nichts mehr ändern."

"Aber das ist nicht die Philosophie des Rennsports. Man will es immer besser machen. Man muss arbeiten." Ein Teufelskreis, in dem die Honda-Ingenieure derzeit gefangen sind. Wie Marini festgehalten hat, muss es technische Weiterentwicklungen geben.

Joan Mir kämpft weiter mit Vibrationen

Viel Arbeit hatten die Honda-Ingenieure auch bei Mirs Motorrädern. Denn er klagte wie in den vergangenen Wochen über Vibrationen. "Mit einem neuen Reifen ist das unglaublich. Deshalb kann ich nicht gut fahren", schildert der Ex-Weltmeister. "Das sehen wir auch in den Daten."

"Es ist schwierig zu verstehen, warum das nur bei mir auftritt. Ich verstehe es nicht. Die Vibrationen treten schon sehr früh auf, wenn ich runterschalte. Vielleicht kommt das von der Kupplung. Das tritt in den harten Bremszonen auf, aber alleine in Kurve 4 verliere ich deswegen drei Zehntel."

Joan Mir

So wie auf den vorherigen Strecken kämpfte Joan Mir mit starken Vibrationen Zoom

"Ich muss weniger Schräglage fahren und bin langsamer. Das Qualifying macht unser Wochenende sehr kompliziert. Ich habe immer noch große Probleme mit Vibrationen. Es ist sehr schwierig, mit einem neuen Reifen zu fahren. Man erreicht sehr schnell das Limit des Motorrads."

"Die Ingenieure versuchen das Problem zu verstehen, aber es ist für sie schwierig zu verstehen, warum die Vibrationen bei einem Fahrer stärker und bei anderen weniger stark auftreten. Bevor wir das nicht verbessert haben, kann ich im Qualifying keine Performance zeigen."

"Mit den Vibrationen kann man das Vorderrad nicht nutzen. Das killt die Performance in den Qualifying-Runden. Im Rennen konnte ich einen guten Rhythmus fahren." Bis bei Mir der Hinterreifen nachgelassen hat. Er ist im Sprint mit dem harten Hinterreifen gefahren.

Probleme im Nassen sind so wie im Trockenen

Als es am Sonntag nass war, fühlte sich Marini schon im Warm-up "wohl": "Ich fühlte mich wohl und habe überall Stürze riskiert, weil es super schwierig war. Aber ich war schnell. Das Problem für mich war, dass Überholen sehr schwierig war."

"Unsere Traktion am Kurvenausgang war nicht fantastisch. Wenn man einer KTM und einer Ducati folgt, ist es sehr schwierig. Dann hatte ich mit Zarco und Mir tolle Zweikämpfe. Das hat Spaß gemacht. Wir haben Stürze riskiert, aber alles ist gut gelaufen."

Alle vier Honda-Fahrer bestätigten, dass es im Regen praktisch so wie im Trockenen ist. "Es ist fantastisch, wenn es sich ähnlich anfühlt", lacht Marini sarkastisch. "Der Grip am Kurveneingang ist unsere Limitierung."

Luca Marini

Für Marini bestätigten sich im Nassen die Probleme im Trockenen Zoom

"Wenn man früher einlenken kann, ist Turning besser und vielleicht findet man etwas bessere Traktion. Aber ich bin zufrieden, wie wir ein schwieriges Wochenende beendet haben." Marini beendete den Grand Prix vor Takaaki Nakagami als Zwölfter.

Zarco schaffte es zwar auf Platz acht, doch der Rückstand zur Gruppe davor betrug fast zehn Sekunden. "Ein guter Tag", freut sich der Franzose über sein bestes Saisonergebnis. "Das ist immer ein Motivationsschub."

"Zu Beginn war es schwierig, weil ich viele Positionen verloren habe. Dann habe ich versucht, nicht die Konzentration zu verlieren. In der zweiten Rennhälfte fühlte ich mich besser und konnte die achte Position übernehmen."

Mir fällt mit unfahrbarem Motorrad weit zurück

Auch Mir mischte zu einem Zeitpunkt in einer Gruppe mit den anderen drei Honda-Fahrern mit, bevor seine Rundenzeiten stark einbrachen. "Irgendetwas ist in den letzten zehn Runden passiert", rätselt der Spanier. "Ich habe zwei Sekunden Performance verloren."

"Wir kennen den Grund nicht. Ich habe alles gegeben. Ich bin als 19. gestartet und habe nach drei Runden schon um die Top 10 gekämpft. Was in den letzten Runden passiert ist, war lächerlich. Ich konnte das Motorrad nicht verzögern und das Gefühl in Schräglage war weg."

Joan Mir

Für Joan Mir endete ein guter Grand Prix erneut enttäuschend Zoom

"Ich hatte hinten massive Momente, das Motorrad war fast nicht zu kontrollieren. Es kann am Reifen liegen, an einem Elektronikproblem oder an vielen Dingen. Ich glaube, ein Top-10-Ergebnis wäre möglich gewesen. Zarco ist Achter geworden und ich war vor ihm. Es ist frustrierend."

Mir fiel in der Schlussphase auch nach einem Zwischenfall mit Marc Marquez auf Platz 15 zurück. Somit sammelten alle vier Honda-Fahrer in Thailand WM-Punkte. Konkurrent Yamaha ging komplett leer aus. Trotzdem hat Honda in der Herstellerwertung 36 Punkte Rückstand auf Yamaha.