"Ich konnte kaum atmen": Marc Marquez mit brutalen Stürzen in Assen
Zweimal fliegt Marc Marquez am Freitag bei hoher Geschwindigkeit ab - Er übt Kritik an den großen Steinen in den Assen-Kiesbetten und fordert Änderungen
(Motorsport-Total.com) - Der erste Trainingstag bei der Dutch TT in Assen wurde von zahlreichen Stürzen geprägt, vor allem im Nachmittagstraining. Marc Marquez hatte am Freitag gleich zwei Stürze - einen im ersten Training am späten Vormittag und einen im zweiten Training.

© Ducati
Marc Marquez hatte einen schmerzhaften Trainingstag Zoom
Im Anschluss an das zweite Training, bei dem er sich als Sechster direkt für Q2 qualifizierte, stattete der WM-Führende dem Medical Center einen Besuch ab. Wenig später kam nach den Checks Entwarnung von Ducati.
Die Untersuchungen bestätigten, dass Marquez keinerlei Knochenbrüche erlitten hat. Er zog sich lediglich Abschürfungen im Gesichtsbereich, am Finger, am Bauch sowie am linken Ellbogen zu - letztere bereits beim Sturz am Vormittag.
Im ersten Training ist der Ducati-Fahrer in der schnellen Ramshoek-Linkskurve bei etwa 190 km/h gestürzt. Teammanager Davide Tardozzi sagte in einer ersten Stellungnahme, dass Marquez einen Fehler gemacht hat, weil er zu früh runtergeschaltet hat.
Am frühen Abend sagt Marquez selbst dazu lediglich: "Der erste Sturz, das war in der dritten Runde. Da hatte der Reifen nicht die richtige Temperatur." Er befand sich in seiner vierten Runde, aber in seiner dritten fliegenden. Es war der weiche Vorderreifen montiert.
Noch im Kiesbett riss er sich den linken Handschuh von der Hand und checkte seine Finger. "Ja, ich hatte ein bisschen Angst, weil ich mir leicht den Nacken angeschlagen habe - so eine seltsame Stelle. Und meine Hand war komplett taub."
"Deshalb habe ich sofort den Handschuh ausgezogen, um zu verstehen, was mit meinem Arm los ist. Ich konnte ihn bewegen, aber die Hand hat nicht funktioniert." Nach einigen Minuten war wieder alles in Ordnung. Auch MotoGP-Arzt Angel Charte ließ ihn nach einem Check weiterfahren.
Nach dem Sturz fuhr Marquez noch zwei Runs und beendete das erste Training mit Bestzeit. Auch am Nachmittag lief zunächst alles nach Plan. Aber als er dann zum Schluss seine letzte Qualifying-Runde in Angriff nahm, flog er in Ruskenhoek (Kurve 7) ab.
Wieder war es eine Linkskurve. Im ersten Moment hatte Marquez Mühe, wieder auf die Beine zu kommen und musste von zwei Sportwarten gestützt werden. Er bestätigt, dass er im ersten Moment Schmerzen im sensiblen Bereich zwischen den Beinen spürte.
"Man spürt die Folgen mit etwas Verzögerung. Man denkt: Okay, ich stehe auf - und dann merkt man plötzlich, dass man kaum atmen kann." Deshalb setzte sich Marquez hinter den Leitplanken auf einen Stuhl, um durchzuatmen.
Nach beiden Stürzen übt er Kritik an der Gestaltung der Kiesbetten in Assen: "Das Kiesbett ist zu grobkörnig. Ich lag mit dem Gesicht nach unten im Kies, bei hohem Tempo, und das hat meinen ganzen Bauchbereich, meine Körperteile und ja, auch das Gesicht ziemlich getroffen."
"Denn wie gesagt - und ich wiederhole es - im Kies liegen Felsbrocken. Sie müssen das bis nächstes Jahr beheben, denn das ist eine Strecke, auf der man bei Stürzen in der Regel mit sehr hoher Geschwindigkeit ankommt."
War der zweite Sturz auch ein Fehler? "Es war ein Qualifying-Versuch, aber ich war gezwungen, den Vorderreifen vom Vormittagssturz wiederzuverwenden. Ich bin den Versuch mit diesem Reifen gefahren."
"Der war bereits abgekühlt und wurde dann wieder benutzt, mit ein paar weiteren Runden - nur zwei, aber trotzdem. Und dann habe ich hinten einen neuen Reifen aufgezogen, aber vorne waren es dann schon acht Runden - da hat die Performance bereits nachgelassen."
Marquez ist trotzdem für Q2 qualifiziert und wie Ducati bestätigt hat, wird er das Wochenende am Samstag fortsetzen. Haben die beiden Stürze bei hohem Tempo dennoch Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der TT, die er 2014 und 2018 in der Königsklasse gewonnen hat?
"Nein", winkt er ab, "am Ende war - wie gesagt - der große Fehler der erste Sturz. Den hätte man vermeiden müssen. Denn die Strecke war noch nicht ideal und die Temperatur ziemlich niedrig. Aber der zweite Sturz war im Qualifying-Versuch."
"Da kann man morgen im Qualifying nicht mit dem Gedanken rausfahren, bloß nicht zu stürzen. Also ändert das nichts an meiner Herangehensweise." Trotz der Stürze bleibt Marquez im Kampf um die Assen-Krone präsent - doch der Weg dorthin ist steiniger geworden.


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