powered by Motorsport.com
  • 19.03.2022 13:09

  • von Mario Fritzsche, Co-Autor: Scherazade Mulia Saraswati

Honda-Frust auf Michelin: Marquez zweimal gestürzt, Espargaro stinksauer

Marc Marquez und Pol Espargaro hadern mit den 2018er-Reifen, die Michelin für den Indonesien-Grand-Prix 2022 dabei hat - Espargaro spricht von "unfairem" Verhalten

(Motorsport-Total.com) - Im Honda-Werksteam herrscht am laufenden MotoGP-Wochenende zum Grand Prix von Indonesien in Mandalika bislang nichts als Frust. Nachdem Marc Marquez auf der neuen Strecke am Freitag in Kurve 11 gestürzt war und deshalb den vorläufigen Q2-Einzug verpasst hatte, trat am Samstagvormittag zunächst das ein, was man bei Honda befürchtet hatte.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Marc Marquez stürzte in Q1 gleich zweimal und startet nur aus Rehe fünf Zoom

Weil die Streckenbedingungen im FT3 am Samstagvormittag alles andere als optimal waren, haben sowohl Marquez als auch Pol Espargaro den Q2-Einzug tatsächlich verpasst. Eine letzte Chance, diesen nachträglich noch zu schaffen, hatten sie in Q1. Aber auch das ging nach hinten los.

Marquez ist im Q1 innerhalb von sechs Minuten gleich zweimal gestürzt: zunächst in Kurve 13 und kurz darauf mit dem zweiten Bike in Kurve 12.

"Ich habe etwas versucht, was nicht möglich war", bekennt Marquez und spricht davon, dass "wir alle bei Honda seit Beginn des Wochenendes unerwartet Probleme haben". Damit verweist er auf die seit dem Mandalika-Test vor fünf Wochen veränderten Hinterreifen. Für das Rennwochenende hat Michelin welche mit einer härteren Karkasse mitgebracht.

Diese Reifenkonstruktion wurde zuletzt beim Grand Prix von Thailand 2018 in Buriram eingesetzt. Dass sich der MotoGP-Reifenlieferant nun nach dreieinhalb Jahren für ein Comeback dieser Reifen entschieden hat, liegt am großteils neuen Asphalt, den der Mandalika Circuit seit den Testfahrten vom Februar erhalten hat.

Mit der härteren Karkasse haben insbesondere die Honda-Piloten zu kämpfen. Diese eigentlich betagten Hinterreifen kommen an der RC213V des Jahrgangs 2022 nicht auf Temperatur. Die Folge ist, dass die Vorderreifen über Gebühr strapaziert werden.

"Ich habe in der Vergangenheit mit diesen Reifen schon Rennen gewonnen", erinnert Marquez und versucht sich diplomatisch auszurücken: "Deshalb können wir es nicht auf die Reifen schieben. Es ist einfach so, dass unser Motorrad jetzt ein anderes ist."

Zu seinen zwei Stürzen sagt Marquez: "In Q1 habe ich es halt einfach probiert. Den ersten Sturz habe ich nicht verstanden. Den zweiten hätte ich sicherlich verhindern können, aber ich war ein bisschen von der Linie abgekommen und konnte das Bike nicht mehr abfangen. Es war meine letzte Chance auf das Q2 und die habe ich weggeworfen."

Nach seinen zwei Stürzen innerhalb von sechs Minuten hatte sich Marquez nur für den 15. Startplatz qualifiziert. Daraus wird de facto der 14., weil Yamaha-Werkspilot Franco Morbidelli bestraft wurde und dafür die Schuld auf sich nimmt.

Was Marquez betrifft, so ist ihm das Aufrücken um eine Position aber gar nicht mal so recht. "Der 15. Startplatz wäre mir ehrlich gesagt lieber gewesen, denn der befindet sich auf der sauberen Seite. Dort, wo sich der 14. befindet, ist die Strecke schon schmutzig."

"Ich muss auf jeden Fall attackieren und werde ein Risiko eingehen müssen, um es in die Top 10 zu schaffen", so Marquez, der noch anfügt: "Ich hoffe einfach, dass ich morgen ein besseres Gefühl auf dem Bike haben werde, denn heute war einfach nicht unser Tag."

Pol Espargaro wirft Michelin "unfaires" Verhalten vor

Pol Espargaro startet am Sonntag sogar nur von P16. Er blieb im Q1 zwar im Sattel seiner Honda, war aber trotzdem langsamer als sein zweimal gestürzter Teamkollege. Genau wie Marquez verweist auch er darauf, dass die nun vorliegenden Hinterreifen nicht zur aktuellen RC213V passen. Verglichen mit Marquez drückt sich Espargaro aber wesentlich angefressener aus.

"Über den gesamten Winter, und sogar schon im vergangenen Jahr, hat Honda jede Menge Informationen über die Reifen gesammelt. Das Ergebnis war ein neues Bike, das perfekt zu den aktuellen Reifen passt. Dann gab es beim Test [in Mandalika] Probleme. Und was macht Michelin, um die Situation zu verbessern? Sie bringen einen vier Jahre alten Reifen", so Espargaro.

"Für diesen vier Jahre alten Reifen ist das Motorrad nicht gemacht", betont Espargaro, der beim Mandalika-Test mit den 2022er-Reifen noch Bestzeit gefahren hatte. Entsprechend angefressen ist er ob der jetzigen Situation: "Wir haben das beste Bike in der Startaufstellung für die aktuellen, die normalen, Reifen. Wir sind wirklich stinksauer, denn wir waren schnell. Wir finden, dass [die Änderung] in gewisser Weise unfair ist. Wir haben im Winter so intensiv mit diesem neuen Bike gearbeitet."

Pol Espargaro

Pol Espargaro sieht Honda um die harte Arbeit im Winter gebracht Zoom

"Honda hat da wirklich Unglaubliches geleistet und verdient Ergebnisse wie jetzt nicht", ärgert sich Espargaro. Und um seine Vorwürfe in Richtung Michelin noch abzuschließen, merkt der Honda-Pilot noch an, dass "Ducati hier beim Test große Probleme hatte, denn man war sehr langsam, vor allem in Bezug auf den Rhythmus. Jetzt aber fliegen sie".

Espargaro gibt aber auch zu: "Ich bin kein Reifentechniker und kann Michelin daher nicht sagen, was man zu tun hat." Trotzdem ist er mit der Entscheidung für die 2018er-Reifenkonstruktion alles andere als glücklich: "Mein Verständnis wäre, wenn man ständig nach Verbesserungen strebt, kann man keinen vier Jahre alten Reifen auspacken."

Pol Espargaro

Espargaro startet in Mandalika gar nur vom 16. Platz und sieht für das Rennen schwarz Zoom

Mit Blick auf das Rennen am Sonntag sieht Espargaro schwarz: "Mit diesen Reifen werden wir ernsthaft Probleme haben, überhaupt ins Ziel zu kommen. Denn weil der Hinterreifen nicht genügend arbeitet, zerstören wir in Kurvenfahrt den Vorderreifen. Das ist ein Problem, das vom Hinterrad kommt. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was wir tun sollen."

Die beiden LCR-Honda-Piloten Alex Marquez und Takaaki Nakagami schlossen das Qualifying zum Indonesien-Grand-Prix auf den Positionen 19 und 24 ab. Nakagami startet somit am Sonntag als Letzter.

Neueste Kommentare