"Habe mir den Arsch verbrannt": Bezzecchi stürzt kurz nach OP, aber P3
Nur fünf Tag nach Operation und später Anreise erlebt Marco Bezzecchi ereignisreichen Indonesien-Freitag mit erneutem Sturz, aber starker Rundenzeit
(Motorsport-Total.com) - Starke, aber auch stark von Schmerzen geprägte Vorstellung von Marco Bezzecchi am Freitag in Mandalika: Am Trainingstag zum Grand Prix von Indonesien der MotoGP-Saison 2023 raste "Bez" mit seiner VR46-Ducati auf den dritten Platz und damit direkt ins Q2 für Samstag - und das, nachdem er sich erst am vergangenen Sonntag einer Operation am rechten Schlüsselbein unterzogen hatte.

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Die VR46-Ducati von Marco Bezzecchi nach Sturz am Freitag in Mandalika Zoom
Die OP war notwendig geworden, nachdem Bezzecchi am Samstag beim Flat-Track-Training auf der VR46-Ranch in Tavullia (Italien) gestürzt war. Seit dem chirurgischen Eingriff vom Sonntagmorgen erholte sich der aktuelle WM-Dritte in der Heimat, begann aber schon am Dienstag wieder mit leichtem körperlichen Training. Nach Indonesien flog er buchstäblich auf den letzten Drücker.
Am Mandalika International Circuit auf der Insel Lombok kam Bezzecchi erst am Freitagmorgen kurz vor 8:00 Uhr an. Eine Stunde später begann das erste Freie Training (FT1). In dieser Session belegte er den fünften Platz, hatte aber in den Schlussminuten einen Sturz in Kurve 11. Glücklicherweise hat sich Bezzecchi dabei das frisch operierte Schlüsselbein nicht direkt wieder verletzt. Auch andere Verletzungen blieben aus.
"Im Bemühen, meine Arme zu schützen, habe ich mir den Arsch verbrannt", sagt Bezzecchi in Anspielung darauf, wie er in der Auslaufzone von Kurve 11 über den Asphalt gerutscht ist. "Dann kam ich irgendwann im Kiesbett an und es war zum Glück alles okay."
Nachdem Bezzecchi im Anschluss an den FT1-Sturz zum zweiten Mal binnen weniger Stunden ärztlich durchgecheckt wurde, hat er grünes Licht für die Teilnahme am weiteren Rennwochenende erhalten. Und im Nachmittagstraining, das über den direkten Q2-Einzug entschied, fuhr der VR46-Pilot dann mit nur 0,170 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit die drittschnellste Runde des Tages.
Zwischenzeitlich hatte Bezzecchi das Klassement im Nachmittagstraining sogar angeführt, bevor er in den Schlussminuten noch von beiden Aprilia-Werkspiloten verdrängt wurde. Ausgehend davon, dass er vor fünf Tagen noch auf dem OP-Tisch in Italien lag, ist der VR46-Pilot mit dem Verlauf des Freitags in Indonesien zufrieden. In seiner Medienrunde am späten Freitagnachmittag Ortszeit wirkt er aber ziemlich mitgenommen.
Bezzecchi schildert seine "nicht einfache Woche"
"Es war keine einfache Woche für mich. Ich bin ja erst heute Morgen hier angekommen", stöhnt Bezzecchi und verrät: "Während des Fluges ist die Schulter ein bisschen angeschwollen. Schmerzen habe ich. Ich hatte aber mit noch stärkeren Schmerzen gerechnet, weil ich mir im Kopf schon das Schlimmste ausgemalt hatte."
Von den Schmerzen wurde Bezzecchi am Freitag beim Fahren seiner Ducati "bei jedem Bremsvorgang beeinträchtigt, weshalb ich es beispielsweise am Nachmittag zunächst ruhig angehen ließ, um mich dann von Runde zu Runde zu steigern". Und wie sieht es mit der Risikobereitschaft aus? "Ich versuche, nur dann Risiken einzugehen, wenn es sein muss", sagt der WM-Dritte mit einer Stimme, die nicht gerade euphorisch klingt.

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Am Montag hatte Bezzecchi noch den Gedanken, nicht nach Indonesien zu fliegen Zoom
Am Montag, dem Tag nach der Operation, "war mein erster Gedanke, dass ich das Rennen [in Mandalika] auslassen werde und stattdessen direkt nach Phillip Island fliegen werde", denkt Bezzecchi zurück.
Doch schon einen Tag später gab es den Sinneswandel: "Als ich am Dienstag aufgewacht bin, ging es mir auf einmal unglaublich besser. Das kam mir seltsam vor, aber ich fühlte mich wirklich besser und konnte den Arm mehr und mehr bewegen und hatte dabei weniger und weniger Schmerzen."
Valentino Rossi musste erst überzeugt werden
"Also", erinnert sich Bezzecchi weiter an den Dienstag, "ging ich ins Fitnessstudio, um es zu versuchen. Ich bekam nicht von allen Zustimmung dafür, weshalb ich versucht habe, alle zu überzeugen, vor allem meine Mutter". Aber nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch innerhalb der VR46-Akademie und des VR46-Teams musste Bezzecchi Überzeugungsarbeit leisten.
Auf Nachfrage, wie Teambesitzer Valentino Rossi die Situation zu Beginn der Woche einschätzte, antwortet Bezzecchi: "Anfangs war er ein bisschen konservativer als ich. Dann aber habe ich ihm erklärt, dass ich mich gut fühle und ich es versuchen kann. Da bekam ich Zustimmung. Er ist ja auch ein Fahrer und versteht."

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In der VR46-Box in Mandalika: Bezzecchi kämpft gegen die Schmerzen Zoom
Nachdem Bezzecchi den Freitag in Mandalika unter Schmerzen auf dem dritten Platz beendet hat, wurde er von Teamchef Alessio "Uccio" Salucci als "Held" bezeichnet. Davon will Bezzecchi selber aber nichts wissen und sagt nur: "Als ich das Klassement gesehen habe, dachte ich einfach nur, das war die heutige Aufgabenstellung. Sicher, ich war zufrieden, aber heute ist ja erst Freitag."
In Vorausschau auf das weitere Wochenende meint Bezzecchi: "Morgen wird es schwieriger als heute. Ich werde mir die Kräfte schon am Morgen einteilen müssen, um das Qualifying und den Sprint durchstehen zu können. Das Qualifying ist zwar nicht sehr lang, aber trotzdem sehr anstrengend. Für Sonntag kann ich nur auf das Adrenalin zählen."

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Trotz Schmerzen raste "Bez" auf P3 im Klassement und damit direkt ins Q2 Zoom


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