FIM-Präsident Jorge Viegas: "Die Rennkommissare sind nicht perfekt"

Jorge Viegas nimmt Stellung zur Causa um die Strafe für Marc Marquez - Auch als FIM-Präsident ist er mit den Entscheidungen der Kommissare nicht immer glücklich

(Motorsport-Total.com) - Die MotoGP-Rennkommissare waren in den vergangenen Jahren oft der Kritik ausgesetzt. Entscheidungen, ob es eine Strafe gibt, welche es gibt oder ob es gar keine gibt, wurden oft als inkonstant und nicht nachvollziehbar bewertet. Dazu kam jüngst die Posse um die Strafe für Marc Marquez, die wegen einer nicht korrekten Formulierung im ursprünglichen Dokument schließlich vor dem FIM-Berufungsgericht gelandet ist.

Titel-Bild zur News: Jorge Viegas

Ende 2018 wurde Jorge Viegas zum FIM-Präsidenten gewählt Zoom

"Die Situation ist sehr einfach", meint FIM-Präsident Jorge Viegas. "Marquez hat getan, was er getan hat. Jeder hat das gesehen. Er hat sich entschuldigt und gesagt, dass er einer Strafe zustimmt. Die Rennkommissare haben etwas geschrieben, das etwas unklar war."

"Sie schrieben, die zwei Long-Lap-Strafen müssen in Argentinien absolviert werden. Aber das war nicht ihre Intention, denn sie wollten sagen, dass er sie absolvieren muss, wenn er dabei ist. Sonst wäre es ja keine Strafe."

"Ich sagte ihnen, dass sie das klarstellen sollen. Das haben sie sofort getan. Das Honda-Team hat dagegen Einspruch eingelegt. Herr Puig hat mich angerufen und gesagt, dass sie das tun werden. Der Einspruch wurde an die Rennkommissare, die für Einsprüche zuständig sind, gesendet."

"Die Rennkommissare für Einsprüche waren nicht sachkundig genug, denn es handelt sich dabei nicht um eine sportliche Entscheidung, sondern um eine rechtliche Entscheidung. Deshalb wurde der Fall an die FIM-Richter weitergeleitet."

Bis das FIM-Berufungsgericht eine Entscheidung trifft, ist die Strafe vorläufig ausgesetzt. Noch ist keine Entscheidung gefallen. Sie sollte in der Woche vor dem Jerez-Grand-Prix getroffen werden. Noch wurde von der FIM aber nichts publik gemacht.

"Wenn ich Marquez wäre", sagt Viegas weiter, "dann würde ich Einspruch einlegen, aber die zwei Long-Lap-Strafen absolvieren. Denn jetzt sagt jeder, dass er die Strafe nicht antreten will. Das ist meine persönliche Meinung."

Seit der Saison 2019 ist Ex-Rennfahrer Freddie Spencer der Vorsitzende der drei Rennkommissare. Mit Honda wurde der US-Amerikaner zweimal Weltmeister der 500er-Klasse und einmal der 250er-Klasse. Die beiden weiteren Rennkommissare sind aktuell Andres Somolinos und Tamara Matko.

Viegas: "Nicht einfach, gute Leute zu finden"

Wie bewertet Viegas die anhaltende Kritik an dem Trio? "Die Rennkommissare sind nicht perfekt. Jeder kennt die Schiedsrichter im Fußball. Auch sie sind nicht perfekt. Ich kann versichern, dass sie aufgrund ihrer Kompetenz und ihrer Unabhängigkeit ausgewählt worden sind."

"Ich würde nie in meinem Leben eingreifen. Die FIM entscheidet die Rennkommissare. Am Ende des Jahres machen wir eine Bewertung und trainieren sie. Wir versuchen, die besten Rennkommissare zu haben."

"Es ist nicht einfach, Leute mit Erfahrung, Unabhängigkeit und Kompetenz zu finden. Sie müssen den Sport kennen. Sie dürfen mit den Fahrern nicht befreundet sein, aber auch nicht gegen die Fahrer sein."

Viegas gibt zu den Entscheidungen der Kommissare auch zu: "Manchmal bin ich natürlich auch nicht zufrieden. Jeder hat seine eigene Meinung dazu." Viele Fahrer erklärten jüngst, dass sie sich "machtlos" fühlen, weil sie in keine Entscheidungsprozesse eingebunden sind.

Freddie Spencer

Ex-Weltmeister Freddie Spencer (re.) ist seit 2019 Rennkommissar Zoom

Das betrifft nicht nur Entscheidungen der Rennkommissare, sondern generelle Dinge wie die Einführung des Sprintrennens oder das Wochenendformat allgemein. Viegas will das aber nicht gelten lassen, denn seiner Ansicht nach hören die FIM und die Dorna auf die Fahrer.

"Die Fahrer sind in der Sicherheitskommission präsent. Ihre Meinung wird gehört. Zum Sprintrennen gibt es zum Beispiel kontroverse Meinungen. Quartararo mag es überhaupt nicht. Ich habe mit ihm gesprochen."

"Ich habe ihm versprochen, dass wenn das nicht funktioniert, dann werden wir die Entscheidung überdenken. Bisher haben wir unglaubliche Rennen gesehen. Mir hat das sehr gefallen. Niemand klagt mehr darüber. Vielleicht bürgert es sich so wie in der Superbike-WM ein."