Exot in der MotoGP: Bleibt KTM beim Screamer?
Als einziger Hersteller in der MotoGP 2017 setzt KTM beim Motor auf eine Screamer-Zündfolge, schließt einen künftigen Wechsel zum Big-Bang-Konzept aber nicht aus
(Motorsport-Total.com) - KTM hat mit seinem RC16 getauften MotoGP-Bike ein komplett neues Motorrad aus erster Hand gebaut. Der österreichische Hersteller ist dabei vor allem in zwei Aspekten einen ungewöhnlichen Weg gegangen, denn anders als die Konkurrenz setzt er beim Motor auf einen Screamer und beim Rahmen auf Stahl. Dabei sorgte vor allem das Festhalten am Screamer-Konzept für Zweifel und Diskussionen.

© Michelin
KTM-Pilot Pol Espargaro fährt in der MotoGP 2017 mit einem V4-Screamer Zoom
Denn nachdem sich auch Honda für einen Wechsel zum Big-Bang-Motor entschieden ist, wird KTM in der MotoGP-Saison 2017 der einzige Hersteller mit Screamer sein. "Als die Entscheidung getroffen wurde, ist das das Konzept gewesen, das zu diesem Zeitpunkt die meisten MotoGP-Weltmeister-Titel gewonnen hat - auch noch im letzten Jahr mit Honda", erklärt Alex Hofmann KTMs Herangehensweise bei der Motorentwicklung.
Im Interview mit 'ServusTV' sagt der Ex-MotoGP-Pilot: "Sie haben gewusst, was das Konzept kann und vielleicht nicht kann, und versucht, das Maximum daraus zu machen. Mehr Drehmoment, mehr Fahrbarkeit. Jetzt scheint es aber eben so, dass sich Honda davon wegbewegt." Die Abkehr hatte sich im Laufe der Vorsaison verhärtet, sodass davon ausgehen ist, dass Honda die Big-Bang-Variante in Katar verplomben lassen wird.
Jack Miller: Big-Bang-Konzept nicht besser oder schlechter
Jack Miller, Fahrer bei Marc-VDS-Honda bestätigt: "Wir haben die meisten Tests mit dem Big-Bang-Motor gemacht. Die letzte Spezifikation in Katar hat sich gut angefühlt. Er macht das Bike schon ein bisschen schwerer und es ist dann auch nicht mehr so agil in den Kurven. Das war unsere Stärke in den langsamen Kurven, da konnte man das Bike schön schnell umsetzen und den Winkel wechseln. Das haben wir aufgeben müssen."
Dennoch funktioniere das Big-Bang-Konzept mit den Michelin-Reifen, mit denen die MotoGP seit der vergangenen Saison wieder fährt, "ein bisschen besser", erklärt Miller weiter. "Denn wenn du aufs Gas gehst, dann nehmen die Reifen das besser an, das Gewicht verteilt sich sanfter und langsamer. Beim Screamer war das etwas aggressiver. Mit den Bridgestone-Reifen war das okay, aber auf Michelin gab es Probleme."
Damit könne aber nicht pauschal gesagt werden, dass das eine Konzept besser sei als das andere, betont der MotoGP-Pilot. "Ich sehe da keine klare Differenz. Genauso wie beim KTM-Chassis. Ist der Stahlrahmen einer, der nicht funktioniert? Das kann man auch nicht sagen. Es ist eine 50:50-Sache. Das muss sich auf der Strecke bewähren", sagt er. Hofmann ist sich jedenfalls sicher, dass KTM im Bedarfsfall schnell reagieren werde.
KTM 2017: Der MotoGP-Motor
KTM gewährt Einblicke in das MotoGP-Projekt. In der ersten Folge dreht sich alles um die Motorentwicklung. Weitere Motorrad-Videos
"So wie ich KTM kenne, wird man sich da nicht viel Zeit geben, wenn man merken sollte, dass man vielleicht die falsche Entscheidung getroffen hat", mutmaßt der Deutsche. "Sie werden dann relativ schnell auch bei den Motorentechnikern anklopfen und fragen, wie's ausschaut." Einen kurzfristigen Wechsel der Motorspezifikation vor Saisonbeginn hätte der Neueinsteiger vermutlich so schnell nicht realisieren können.

