Entwicklung: Wo die KTM RC16 noch besser werden muss

Wie weit liegt KTM hinter der Konkurrenz? Auf welche Bereiche konzentriert sich die Entwicklung? - Technikchef Sebastian Risse gibt Auskunft

(Motorsport-Total.com) - Am 28. März beginnt beim Grand Prix von Katar die Stunde der Wahrheit für KTM. Firmenchef Stefan Pierer spricht von einem Dreijahresplan und sieht die Fortschritte von Suzuki in den vergangenen beiden Jahren als Referenz. Derzeit ist das Niveau in der MotoGP so hoch wie selten zuvor. Bei den diversen Tests im Vorjahr betrug der Rückstand von KTM rund zwei Sekunden, obwohl dieser Wert nicht direkt vergleichbar war, da man alleine und mit anderen Reifen testete.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

V4-Screamer, Stahlrohrrahmen, WP-Dämpfer: KTM geht den eigenen Weg Zoom

Beim Wintertest auf Phillip Island waren Pol Espargaro und Bradley Smith deutlich näher an der Konkurrenz dran. "Jetzt waren es zwischen 1,3 und 1,8 Sekunden, wenn es gut läuft", beziffert Technikchef Sebastian Risse im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' den Rückstand. "Wenn wir das je nach Streckenlänge halten können und sich die Basis auf mehreren Rennstrecken bestätigt, sind wir bereit für die nächsten Schritte."

Noch beim Sepang-Test gab es mehrere Chassis-Varianten und unzählige Komponenten, die von den Fahrern verglichen wurden. "Zunächst haben wir unser Programm relativ breit aufgestellt und in verschiedene Richtungen gedacht", erläutert Risse die Arbeitsschritte. "Wir haben viel aussortieren können und die Pyramide spitzt sich langsam zu, dass man genau weiß, wo die Performance schon okay ist und wo man noch etwas braucht. Die Punkte, die von den Fahrern priorisiert wurden, haben wir soweit behoben."

Kraftabgabe und Turning im Fokus

In Katar gibt es vor dem Saisonstart noch einen dreitägigen Test. Die Arbeit geht kontinuierlich weiter. "Jetzt sind wir schneller und es entstehen neue Probleme. Das ist normal. Wir wissen dadurch viel genauer, was als nächstes anliegt", so Risse, der die Kraftabgabe und Turning als wesentliche Punkte nennt, auf die sich KTM konzentrieren muss. "MotoGP-Bikes wollen grundsätzlich nicht um die Kurve. Turning ist immer ein Thema, wo man sich sicherlich immer verbessern kann und die Fahnenstange noch nicht erreicht ist."

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Renndistanz ist die Fahrbarkeit. Espargaro und Smith meinten, dass die KTM körperlich anstrengender zu fahren ist als die Yamaha. Das macht es schwieriger, konstante Rundenzeiten zu halten. "Natürlich kann man sich da physisch darauf vorbereiten, aber letztendlich machen das alle Fahrer und es gibt Motorräder, die einfacher oder schwieriger über die Renndistanz zu fahren sind", sagt Risse. "Wir arbeiten ständig dafür auf Seiten des Motors, der Elektronik und des Chassis, um das Motorrad etwas vergebener zu machen."

Sebastian Risse

Sebastian Risse leitet die technische Entwicklung der KTM RC16 Zoom

In Bezug auf die Renndistanz spielt auch der Reifenverschleiß und der Grip eine große Rolle. Da KTM bisher viele Komponenten verglich, fuhr man hauptsächlich kürzere Runs. "Vor allem wenn das Projekt noch so jung ist, kann man nicht so viel auf Longruns gehen, weil man zu viel Zeit dafür braucht", gibt Risse zu Bedenken. "Man muss es trotzdem im Auge behalten. Soweit haben wir positives Feedback. Wir können mit allen Reifen flott unterwegs sein. Für die Renndistanz kommt es auf die Vorzüge des Fahrers an, ob er mehr Grip oder mehr Stabilität haben möchte. Aber vom Verschleiß über die Renndistanz sieht es ziemlich gut aus."

Beim V4-Triebwerk setzt KTM als letzter Hersteller auf einen Screamer. Prinzipiell sollte genug Leistung zur Verfügung stehen. "Ich denke schon. Australien ist keine klassische Leistungsstrecke, aber in vielen schnellen Kurven geht es auch um die Linie. Die Kombination aus allem sorgt dann dafür, wo man am Ende mit dem Topspeed liegt. Wir sind ganz zufrieden und haben den Eindruck, dass wir in anderen Bereichen mehr aufholen müssen als beim Motor", sagt der Technikchef.