Entscheidet der Reifenkrieg die Weltmeisterschaft?

Der WM-Kampf zwischen Casey Stoner und Valentino Rossi könnte durch den Reifenkrieg zwischen Bridgestone und Michelin entschieden werden

(Motorsport-Total.com) - 60 Punkte Differenz bei nur noch sechs zu fahrenden Rennen - eigentlich müsste im WM-Kampf zwischen den beiden Führenden alles klar sein. Doch weil Leader Casey Stoner früher ein eher ungestümer Zeitgenosse war und weil sein Gegner der siebenfache Weltmeister Valentino Rossi ist, glaubt selbst Legende Giacomo Agostini, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist.

Titel-Bild zur News: Bridgestone-Mechaniker

Die Bridgestone-Reifen könnten zum Zünglein an der Waage werden

Neben den Motorrädern und der fahrerischen Leistung könnten in dieser Saison vor allem die Reifen zum Zünglein an der Waage werden. Speziell am vergangenen Wochenende in Brünn war der Vorteil von Bridgestone eklatant, was Stoner zu einem souveränen Sieg verhalf, während Rossi auf seinen Michelin-Pneus als Siebenter gerade mal neun Punkte sammelte - eine Vorentscheidung im Titelkampf, wie viele glauben.#w1#

Jean-Philippe Weber, Michelins Verantwortlicher für den Motorradsport, streitet die Krise auch gar nicht ab: "Die Performance unserer Reifen in den ersten Runden war nicht gut genug, daran müssen wir arbeiten. Außerdem war unsere Konstanz nicht gut, wie übrigens schon im Vorjahr in Brünn, denn die Pace wurde immer langsamer. Das war gegen Rennende zwar bei allen so, aber bei uns war es schlimmer als bei der Konkurrenz", analysierte er.

Zumindest weiß man bei den Franzosen inzwischen, wo der Hund begraben liegt: "Mit den 800er-Maschinen", so Weber, "muss man den Grip an den Flanken aufrechterhalten, damit sich der Fahrer bei maximaler Schräglage auch wohl fühlt und so früh wie möglich in der Kurve wieder Gas geben kann. Dadurch hat man am Kurvenausgang mehr Geschwindigkeit und infolgedessen auch mehr Topspeed. Das ist die Philosophie, die wir verfolgen müssen."

"Besonders schön ist es, wenn man mehr als einen Fahrer auf dem Podium hat." Hiroshi Yamada

Bei Bridgestone herrscht indes eitel Wonne, schließlich brachten die Japaner in Brünn mit Stoner und John Hopkins nicht nur zwei Fahrer auf das Podium, sondern auch sechs in die Top 9: "Es ist immer schön, einen Sieg zu feiern, aber besonders schön ist es, wenn man mehr als einen Fahrer auf dem Podium hat", jubelte Motorradsportchef Hiroshi Yamada. "Dieser Doppelsieg ist der gerechte Lohn für die harte Arbeit unseres Teams."

Junichi Kawajiri, der Chef der Rennreifenentwicklung, fügte an: "Besonders befriedigend war der Sieg in Brünn, weil unsere Teams und Fahrer mit vielen verschiedenen Reifen - soft, medium und hart - unterwegs waren. All diese Reifentypen landeten in den Top 6, was aus technischer Sicht sehr befriedigend ist. Außerdem freut es uns besonders, dass Casey am vergangenen Wochenende die vierte Bridgestone-Pole-Position hintereinander erreicht hat."