Edwards: Erfahrung als Trumpfkarte

Colin Edwards ist selbst überrascht, mit 37 Jahren noch auf einem MotoGP-Bike zu sitzen - Lob für Cal Crutchlow, Kritik an James Toseland

(Motorsport-Total.com) - Der zweimalige Superbike-Champion und MotoGP-Routinier Colin Edwards ist mit seinen 37 Jahren derzeit der zweitälteste Pilot in der Königsklasse des Zweiradsports. Nur Loris Capirossi hat noch ein Jahr mehr auf dem Buckel als der Tech-3-Yamaha-Pilot.

Titel-Bild zur News: Colin Edwards

Colin Edwards geht heute besonnener zu Werke als noch in seinen Anfangsjahren

Dass Edwards in diesem für Rennfahrer fortgeschrittenen Alter überhaupt noch auf einem Bike sitzen würde, hätte er eigener Aussage zufolge vor nicht allzu langer Zeit selbst nicht für möglich gehalten. "Mein Plan war immer, mit 32 oder 33 nach Hause zu gehen", wird der "Texas Tornado" von 'GPWeek.com' zitiert. "Das Problem an der Sache ist, dass ich nach wie vor motiviert bin, Motorradrennen zu fahren."

Auf welchem Bike und in welchem Team seine Zukunft liegt, darüber ist sich Edwards derzeit noch nicht im Klaren. Fest steht für ihn nur, dass er für einen Rücktritt noch nicht bereit ist, da er es mit den jüngeren Piloten nach wie vor aufnehmen kann, wie er festhält: "Die Erfahrung, das Gefühl für das Motorrad und das über die Jahre angeeignete Wissen sind meine Trümpfe. Ich saß im Alter von drei oder vier Jahren erstmals auf einem Motorrad. Es ist nicht alles, was ich kann und weiß, aber einfach das, was ich am liebsten mache."

Im Unterschied zu seiner "Sturm-und-Drang"-Zeit und anders als so mancher seiner jüngeren Fahrerkollegen im MotoGP-Feld geht der Texaner auf dem Bike inzwischen überlegter zu Werke. "Ich muss heute nicht mehr riskieren als früher, um mit den Jungs mithalten zu können. Es ist ein kalkuliertes Risiko, das ich eingehe", sagt Edwards und fügt in seiner unwiderstehlich direkten Art an: "Als junger, dummer Zappelphilipp bremst du schon mal einfach 20 Meter später und schaust, was passiert... Das ist bei mir heutzutage anders. Ich arbeite mich Runde für Runde näher ans Limit heran."

Lob für Crutchlow - Kritik an Toseland

Mit der Jugend sieht sich Edwards im Tech-3-Team an der Seite seines 25-jährigen Teamkollegen und MotoGP-Rookies Cal Crutchlow auch heute noch direkt konfrontiert. "Wir sprechen miteinander und tauschen Informationen über das Bike aus, aber er ist schon ein Dickkopf, der seine eigenen Ideen hat. Das mag ich", lobt der US-Amerikaner seinen britischen Teamgefährten.

Dass der Zug anderenfalls sehr schnell abgefahren sein kann, habe das Beispiel James Toseland gezeigt. Der zweimalige Superbike-Weltmeister aus Großbritannien fuhr in den Jahren 2008 und 2009 an der Seite von Edwards für Tech-3-Yamaha, brachte dort aber anders als beispielsweise sein Nachfolger Ben Spies kein Bein auf den Boden.

"Wenn du einfach nur dasitzt und wartest, was passiert, ist der Zug abgefahren", hält Edwards mit seiner Kritik an Toseland nicht hinter dem Berg. "Wenn du es hier zu etwas bringen willst, musst du den Bereich, in dem du dich wohlfühlst zwangsläufig verlassen. Du musst nach jedem Crash einfach wieder aufstehen und es erneut probieren." Speziell mit den heutigen Reifen liegt man laut Edwards "mit einem MotoGP-Bike schneller auf dem Boden, als man glaubt".