Ducati: Silverstone-Stürze aufgeklärt
Die Ursache für die Synchron-Stürze von Valentino Rossi und Nicky Hayden in Silverstone ist gefunden: Bodenwelle ließ Haftung abreißen
(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix in Silverstone Mitte Juni sorgten die Ducati-Werkspiloten für verdutzte Gesichter. Im Qualifying ging zuerst Valentino Rossi und später Nicky Hayden genau an der gleichen Stelle zu Boden. Nach der kurzen Bergab-Geraden vor der finalen Kurvenkombination, die zu Start/Ziel führt, klappte beiden ehemaligen Weltmeistern das Vorderrad der Desmosedici ein - ohne Vorwarnung, noch bevor das Motorrad in Schräglage überging.

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Valentino Rossi konnte sich den Silverstone-Sturz zuerst nicht erklären
Die Stürze waren auf den ersten Blick nur schwer zu verstehen. Doch nun scheint es eine plausible Antwort zu geben: "Da haben wir die Lösung gefunden. Die Ducati-Fahrer fahren an der Stelle eine andere Linie und fahren über eine Bodenwelle", verrät Bridgestone-Servicetechniker Steve Jenkner 'Motorsport-Total.com'. Sie haben den Kontakt verloren. Es war kein Zufall."
Jenker hat durch seine Tätigkeit bei Bridgestone einen genauen Einblick. Er betreut die vier Ducati-Piloten und weiß genau, wo die Probleme liegen. "Die Ducati lässt sich schlecht einlenken. Das ist das Hauptproblem", analysiert er. "Deswegen lenken die Fahrer eher ein, um den Scheitelpunkt zu treffen. Andere Motorräder umfahren die Welle, weil sie später einlenken. Die Ducatis waren einen halben Meter von der Ideallinie der anderen Motorräder weg. Die Ducati-Ideallinie sieht anders aus."
Das Phänomen einklappendes Vorderrad - noch vor dem eigentlichen Kurveneingang - sieht man bei den Ducati-Piloten häufiger. Auch in Laguna Seca beendete Rossi sein Rennen auf diese Art und Weise, an einer Stelle, die er vor vier Jahren noch auf den Knien kauernd küsste: der Corkscrew.

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Bridgestone-Servicetechniker Steve Jenkner war bei der Analyse dabei Zoom
Nach dem Rennen zeigte sich Rossi erstaunt über das Reifenbild seines Vorderreifens. Er meinte, der Vorderreifen sah aus wie neu und zweifelte daran, dass er überhaupt auf Temperatur kam. "Diese Aussage war etwas schnell dahingesagt", hält Jenkner fest, der Rossi auch in Laguna Seca betreute. "Er hat sich das gesamte Wochenende nie über den Vorderreifen beschwert, eher hinten."
"Nach einem Sturz, bei dem das Vorderrad eingeschlagen über den Asphalt schliddert, sieht der Reifen sehr seltsam aus. Das hat er wohl nach seinem Sturz gesehen, als er zudem noch etwas durcheinandergewürfelt war. Dann dachte er sich sicher: 'Oh, das konnte ja nicht funktionieren'", erklärt der Bridgestone-Servicetechniker. "Die Temperatur war in Laguna nie ein Problem."
Trotz der etwas übereifrigen Aussage des MotoGP-Routiniers zeigt Jenkner Verständnis: "Man sieht was und wird sofort gefragt. Er ist an einer Stelle gestürzt, an der man normalerweise nicht stürzt. Was dort passiert ist, wird weiterhin ein Rätsel bleiben. Er war nahezu aufrecht und verliert das Vorderrad."

