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Ducati-Device verboten: Fahrer ärgern sich über verlorene Testzeit

Ab 2023 darf Ducati das vordere "Ride Height Device" nicht mehr nutzen, was Jack Miller wütend macht - Aleix Espargaro übt Kritik an den MotoGP-Verantwortlichen

(Motorsport-Total.com) - In der Vorbereitung auf die MotoGP-Saison 2022 sorgte Ducati mit einer Weiterentwicklung des sogenannten "Ride Height Device" für Aufsehen. Fahrer der neuen GP22 konnten damit nicht mehr nur die Front, sondern auch das Heck während der Fahrt absenken - für eine bessere Traktion und Beschleunigung.

Titel-Bild zur News: Jack Miller

Jack Miller wütet: "Man sollte keine Regel erfinden, um es zu verbieten" Zoom

Doch die Kritik der Konkurrenz folgte auf dem Fuße. Nach den ersten zwei Saisonrennen verbot die FIM schließlich "die Verwendung jeglicher Vorrichtung, die die vordere Fahrhöhe des Motorrads während der Fahrt verändert oder einstellt", allerdings erst ab 2023. Das Holeshot-Device für den Start ist davon ausgenommen.

Ducati-Werkspilot Jack Miller hat zum Verbot eine klare Meinung: "Es ist unfair, und das unabhängig davon, ob wir es benutzen oder nicht." Ducati hatte Device für die beiden Werksfahrer nach dem Saisonauftakt in Katar zunächst zurückgestellt.

"Ducati hat viel Geld und Zeit investiert, um dieses System zu entwickeln und zum Laufen zu bringen. Wenn man das tut, nimmt man Ressourcen von anderen Bereichen des Motorrads weg, in die man diese Zeit und Energie für die Entwicklung vielleicht investieren könnte", gibt Miller zu bedenken und ergänzt: "Letzten Endes ist Ducati auch kein so großes Unternehmen wie einige andere hier."

Miller: Warum am Heck okay und vorne nicht?

Sich aus deren sich zu beschweren und ein solches Verbot zu initiieren, findet der Australier nicht in Ordnung. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sie die Vorrichtung am Heck alle weiternutzen, nach dem Ducati damit anfing und von der Konkurrenz einer nach dem anderen nachzog. "Jetzt hat es jeder, und sie wollen es behalten."

"Für mich ist das nicht fair", sagt Miller. "Man kann sich nicht aussuchen, welche Regeln man will und welche nicht. Das macht für mich keinen Sinn und ist ein bisschen wählerisch, was die Regeln angeht. Deshalb bin ich damit nicht einverstanden."

"Wir haben daran gearbeitet, dieses System zu entwickeln, und die anderen können versuchen, es nachzurüsten oder nicht. Es ist ihre Entscheidung. Aber man sollte einem Team nicht vorschreiben können, was es verwenden darf und was nicht, wenn es den Regeln entspricht. Man sollte keine Regel erfinden, um es zu verbieten."

Auch Millers Markenkollege Jorge Martin aus dem Pramac-Team merkt an: "Das Schlimmste ist die ganze Zeit, die wir beim Testen damit verbracht haben, um es zum Laufen zu bringen - Zeit, die wir für andere Dinge hätten verwenden können, wie eine bessere Basis für das Motorrad zu finden. Aber so ist es nun einmal."


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Gleichzeitig sagt Martin, der seit Indonesien ohne das System fährt: "Ich denke nicht, dass es ein Hindernis für die Zukunft sein wird, nicht darauf zurückgreifen zu können." Sein Teamkollege Johann Zarco war zuletzt der Einzig, der damit fuhr.

"Wir können es immer noch dieses Jahr nutzen", sagt er. "Ich denke, es ist für die Entwicklung interessant. Wir haben dadurch neue Eindrücke gewonnen und die anderen Hersteller können es ja nachmachen, um zu sehen, was es für sie tut. Nun hat man die Entwicklung begrenzt, wobei ich nicht finde, dass das Motorrad damit gefährlicher ist. Es ist schade für Ducati, aber wir werden uns anpassen."

Espargaro: "Die Entscheidung ist richtig, aber ..."

Aprilia-Pilot Aleix Espargaro kann den Standpunkt von Ducati zwar verstehen, hält das Verbot aber für eine "gute Entscheidung", und zwar aus mehreren Gründen. "Ich sehe nicht, dass wir in der Zukunft diese Vorrichtungen an Straßenmotorrädern haben werden und die MotoGP ist der richtige Ort, um das zu testen."

"Man kann an der neuen Aprilia die Flügel sehen, die wir vor zwei Jahren entwickelt haben. Man kann viele Dinge sehen, aber ich sehe die Leute auf der Straße nicht mit diesen Vorrichtungen zur Höhenverstellung, denn es macht es sehr schwierig, das Motorrad zu kontrollieren. Jedes Mal muss man mehr und mehr Knöpfe drücken."

Espargaro sieht in dem Verbot aber auch ein tiefer liegendes Problem der MotoGP, die etwas untersagt, das technisch gesehen eigentlich den geltenden Regularien entspricht.

"Ich will nicht polemisch sein, aber ich denke, dass die Meisterschaft das Niveau ihrer Techniker anheben muss", findet der Spanier. "Wobei es fast unmöglich ist, dass sie bessere Ingenieure bekommen, als wir sie in den Teams haben."


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"Ein gutes Beispiel ist Gigi Dall'Igna (Ducati-Motorsportchef; Anm. d. R.), ein sehr intelligenter und guter Ingenieur. Aber auch bei Aprilia haben wir sehr, sehr gute Techniker, die eine Menge Dinge erfinden können. Ich denke also, dass die Techniker der IRTA oder der Dorna ein bisschen mehr voraus und besser sein müssen. Denn wenn nicht, kann ich die Position von Ducati wirklich verstehen."

"Sie befolgen die Regeln. Sie investieren Geld, sie investieren Zeit, was manchmal noch schlimmer ist als Geld. Denn sie haben diese Zeit in die Entwicklung der Front Height Device gesteckt und nicht in den Motor, zum Beispiel", weiß Espargaro.

"Aber was die Sicherheit angeht, ist das System meiner Meinung nach nicht sicher. Ich denke also, dass die Meisterschaft gut daran getan hat, es zu verbieten. Aber ich kann sie verstehen. Ich kann verstehen, dass sie natürlich nicht glücklich sind."