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Die Erben des "Doktors": Wie Rossi den Nachwuchs fördert

Valentino Rossi betreibt mit seiner "VR46-Fahrer-Akademie" & dem Yamaha "Master Camp" aufwendige Nachwuchsarbeit - "Könnte meine Zukunft sein", glaubt er

(Motorsport-Total.com) - Valentino Rossi ist kein gewöhnlicher Motorrad-Fahrer. Der Italiener wird von seinen Tifosi als lebende Legende gefeiert, die Farbe Gelb wird automatisch mit dem neunfachen Weltmeister assoziiert. Auch mit 37-Jahren gehört er immer noch zur absoluten Weltspitze in der MotoGP. 2017 jagt er seinen zehnten Titel. Doch es geht dem "Doktor" nicht nur um seine eigenen Erfolge. Er gibt sein Wissen und seine Erfahrung an junge Talente weiter, um seine Nachfolger aufzubauen. Die "VR46-Fahrer-Akademie" ist seit 2014 mit dieser Aufgabe beschäftigt.

Titel-Bild zur News: Valentino Rossi

Valentino Rossi sorgt sich mit Einsatz und Leidenschaft um den Nachwuchs Zoom

"Am Beginn haben wir versucht, es langsam aufzubauen, weil es für mich natürlich nach wie vor das Wichtigste ist, schnell zu sein. Mit der Zeit habe ich herausgefunden, dass mir das nicht reicht", schildert Rossi die Anfänge der Nachwuchsförderung. Ihm bereitet die Arbeit mit den jungen Talenten Spaß, Druck kennt er dabei keinen. "Der wahre Druck entsteht auf der Strecke im Rennen, wenn du dein Maximum geben willst. Der Rest ist sehr einfach."

Neben der Akademie betreibt er auch zwei Nachwuchsteams in der Moto3 und der Moto2. "Es ist es sehr erfreulich. All meine Freunde arbeiten da mit. Die Arbeit mit den jungen Fahrern ist sehr schön. Wir haben das Training stark verbessert, mit der Ranch und so weiter. Es macht einfach sehr viel Spaß. Das ist eigentlich gar keine Arbeit. Ich bin ja auch der Boss", schmunzelt der Topstar. Die "Ranch" ist seine Spielwiese - eine Motocross-Strecke, auf der er mit den jungen Wilden trainiert und wohin er auch immer wieder Topstars, wie Marc Marquez, einlädt.

Rossis Grundsätze: Leidenschaft, Bodenständigkeit & viel Spaß

Der ständige Wettkampf gegen all die jungen Piloten würde ihm außerdem helfen, schilderte Rossi bereits 2015. Er verbringt sehr viel Zeit mit seinen "Jungs" und absolviert mit ihnen das abwechslungsreiche Training. Yamaha hat den Wert von Rossis Nachwuchsarbeit erkannt und ging im März 2016 einen Deal mit der Akademie ein. Der Hersteller unterstützt das Juniorprogramm mit Motorrädern, bei der PR-Arbeit und weiteren Aktivitäten. Im Gegenzug schickte man im Sommer fünf asiatische Nachwuchspiloten zu Rossi.

Das "Master Camp" sei laut Rossi genau "das Gleiche" wie auch seine Nachwuchsförderung. "Es ist etwas kompakter, weil es in vier, fünf Tagen passiert. Ich bin sehr stolz, mit Yamaha an dem Projekt zu arbeiten." Der Yamaha-Werkspilot hat anscheinend Gefallen an der Jugendarbeit gefunden: "Das könnte auch meine Zukunft sein", philosophiert er. "Für uns ist es toll, junge Fahrer zu finden und aufzubauen, damit sie dann stark genug für die Yamaha sind. Die asiatischen Fahrer sind sehr schnell. Mit einem Fahrer werden wir in dieser Saison noch etwas machen, aber das ist eine Überraschung", verrät er.

Der Grundsatz seiner Arbeit lautet: "Wir wollen, dass die Fahrer auf dem Boden bleiben. Auch das 'Master Camp' war eine tolle Erfahrung. Sie haben viel Leidenschaft gezeigt. So funktioniert die Akademie." Rossi teilt mit den jungen Piloten, die teilweise in der Moto2 und Moto3 starten, seinen Erfahrungsschatz aus 20 Jahren Wettkampf. Durch spielerisches Lernen mit ihrem großen Vorbild sollen die italienischen Fahrer in seiner Akademie mit dem Rüstzeug ausgestattet werden, um später einmal Rossis Erbe anzutreten.

Fokus auf italienischen Nachwuchs

Das "Master Camp" ist nur eine Erweiterung davon. Der asiatische Bereich wurde dafür bei der Premiere ausgewählt, weil die Region für Yamaha sehr wichtig ist. "Aber natürlich kann das auf der ganzen Welt funktionieren", ist Rossi überzeugt. "In Asien ist es schwieriger, weil die Motorsport-Kultur noch etwas hinterherhinkt. Sie haben eine tolle Leidenschaft, aber in Europa oder Australien gibt es viel mehr Geschichte." Auch 2017 werde es wieder ein oder sogar zwei "Master Camps" geben, verriet Yamaha-Boss Lin Jarvis.

Rossi arbeitet in der Zwischenzeit mit seiner Truppe weiter. "Wir haben ein Programm über die gesamte Saison mit mir entwickelt, das den Fahrern hilft, zu reifen und stärker zu werden. Wir haben gesehen, dass das funktioniert, also wäre es gut, wenn man dieses Programm auch für andere Fahrer benützt." Derzeit sind elf Talente in seinem Kader vertreten.

In der Moto3 starten Andrea Migno, Nicolo Bulega, Marco Bezzecchi und Niccolo Antonelli. Aus der Moto2 kommen Lorenzo Baldassarri, Luca Marini, Franco Morbidelli, Francesco Bagnaia und Stefano Manzi. Außerdem sind die beiden Nachwuchshoffnungen Dennis Foggia und Celestino Vietti Teil der Gruppe. Moto3-Fahrer Romano Fenati wurde nach einem Disput beim Österreich-Grand-Prix 2016 aus dem Team geworfen.