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Di Giannantonio: Ducati schließt Zukunft als Test- und Ersatzfahrer nicht aus
Katar-Sieger Fabio Di Giannantonio ärgert sich, wie wenig Zeit jungen MotoGP-Piloten heute gegeben wird, sich entfalten zu können - Ducati skizziert Möglichkeit für 2024
(Motorsport-Total.com) - So groß die Freude bei Fabio Di Giannantonio am vergangenen Sonntag in Katar über seinen ersten MotoGP-Sieg war, so sehr klang beim 25-jährigen Italiener, der seine zweite Saison in der Königsklasse fährt, auch der Ärger darüber durch, dass er für die MotoGP-Saison 2024 derzeit ohne Vertrag dasteht.

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Wird Fabio Di Giannantonio künftig der Testfahrer für das Ducati-Werksteam? Zoom
Zerschlagen haben sich die Hoffnungen für 2024 für Di Giannantonio sowohl im Honda-Werksteam, wo es um die Nachfolge von Marc Marquez geht, als auch im Ducati-Kundenteam VR46, wo der Platz des designierten neuen Honda-Piloten Luca Marini zu besetzen ist. Wenngleich derzeit noch nicht zweifelsfrei feststeht, wer für 2024 die zweite VR46-Ducati neben Marco Bezzecchi bekommt, so ließ Teamchef Alessio "Uccio" Salucci vor wenigen Tagen anklingen, dass es nicht "Diggia" sein wird.
"Ja, ich war sauer", sagte Di Giannantonio, als er am vergangenen Sonntag kurz nach seinem Katar-Sieg auf die Situation für 2024 angesprochen wurde. "Ich habe hart gekämpft, wir standen kurz vor etwas, doch dann hat sich nichts ergeben. Ich habe wieder hart gekämpft, wir standen wieder kurz vor etwas, doch wieder hat sich nichts ergeben. Da wurde mir klar, dass ich nur noch ein einziges Ass im Ärmel habe, nämlich einfach rauszugehen und Vollgas zu geben."
"Einfach rausgehen und Vollgas geben". Genau das hat Di Giannantonio am Katar-Wochenende getan. Mit P2 im Sprint und P1 im Grand Prix war er derjenige der 22 MotoGP-Piloten im Feld, der an diesem Wochenende die meisten Punkte gesammelt hat. Highlight war natürlich sein erster Grand-Prix-Sieg am Sonntag. "Dieses Ergebnis kann mir keiner mehr nehmen. Wann immer ich auf das Ergebnis des Katar-Grand-Prix 2023 zurückblicken werde, werde ich meinen Namen als Sieger sehen", so der neueste MotoGP-Rennsieger.
Di Giannantonio: "Ich finde, ich liege absolut im Zeitplan"
Und trotzdem steht Di Giannantonio nach aktuellem Stand der Dinge ohne Job für 2024 da. Diese Situation wurmt ihn ganz gewaltig: "Ich habe es schon so oft gesagt und bin mittlerweile fast schon müde, es immer wieder zu sagen. Es ist einfach schade, was momentan in der MotoGP-Szene passiert. Ich bin ein Fahrer, der gerade mal seine zweite Saison hier fährt. Ich zeige gute Leistungen und ich finde, ich liege bezogen darauf, wann ich diese guten Leistungen zeige, absolut im Zeitplan."

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Di Giannantoino am Sonntag in Katar: MotoGP-Sieger, aber kein Job für 2024 Zoom
"Das ist nun mal keine einfache Rennklasse", so "Diggia" über die Königsklasse der Motorrad-WM. "Es braucht hier einfach Zeit, bis du dein volles Potenzial entfalten kannst. In der MotoGP-Klasse geht es um harte Arbeit und darum, jedes noch so kleine Detail zu perfektionieren, sei es bezogen auf das Motorrad oder bezogen auf deinen Fahrstil. Und dieses Bemühen, alles so perfekt wie möglich hinzukriegen, das benötigt einfach Zeit."
"Man kämpft hier gegen die besten Fahrer und noch dazu gegen die besten Teams der Welt. Um die schlagen zu können, muss einfach alles perfekt zusammenpassen", sagt er, um zu erklären: "Dieser Prozess muss natürlich erst mal irgendwo beginnen. Nachdem das vergangenen Jahr für mich kein zählbares Jahr war, spürte ich in diesem Jahr dank dem Eintritt von 'Frankie' eine Veränderung."
Crewchief Carchedi hat großen Anteil an "Diggias" Fortschritten
Damit spielt der Gresini-Ducati-Pilot im zweiten Jahr auf seinen Crewchief Francesco "Frankie" Carchedi an. Der Brite, der in der MotoGP-Saison 2020 mit Suzuki-Pilot Joan Mir den WM-Titel errungen hatte, löste in der Gresini-Box von Di Giannantonio im Winter 2022/23 Donatello Giovanotti als Crewchief ab. Giovanotti ist seither der Crewchief für Alex Marquez, den anderen Fahrer im Gresini-Team.
In der Zusammenarbeit mit Carchedi sieht Di Giannantonio einen ganz wichtigen Faktor im Zusammenhang mit seinem eigenen Aufwärtstrend in der Saison 2023. Dies betonte er bereits im Frühjahr, noch vor Saisonbeginn. Und dies stellt er nun, nach seinem ersten Sieg, nochmals ganz deutlich heraus.

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"Frankie" Carchedi: Seit Saisonbeginn 2023 der Crewchief für Di Giannantonio Zoom
"'Frankie' hat mir viel dabei geholfen, wie ich dieses Motorrad fahren muss. Man kann wirklich sagen, dass er es mir erklärt hat, wie ich dieses Motorrad fahren muss. Nach und nach haben wir all die kleinen Details verbessert. Und wie ich schon gesagt habe, ist das ein Prozess, der einfach Zeit benötigt", so "Diggia".
Aber: "Jetzt habe ich zwar mein erstes Rennen gewonnen und darauf werde ich immer stolz sein. Befreit fühle ich mich aber trotzdem nicht", gibt Di Giannantonio zu. "Denn es ist nun mal unser aller Traum, in dieser Rennklasse zu fahren. Diese Geschichte will ich weiterschreiben, diesen Weg will ich weitergehen. Deshalb werde ich mich erst dann befreit fühlen, wenn ich einen Vertrag für das nächste Jahr unterschrieben habe."
Ducati schließt Test- und Ersatzfahrerrolle für "Diggia" nicht aus
Die große Frage aber ist, wo sich für Di Giannantonio für 2024 überhaupt noch eine Möglichkeit ergeben könnte. Dass er kein Interesse an einem Wechsel zurück in die Moto2-WM hat, das hat der Italiener bereits ebenso klar zu verstehen gegeben wie, dass ihn ein Wechsel in die Superbike-WM derzeit nicht reizt.
Wenn aber in der MotoGP-WM bald alle Stammplätze belegt sind, welche Möglichkeiten gibt es dann überhaupt noch für "Diggia" für das Jahr 2024? "Ich finde, er hat gezeigt, dass er für jedes Team ein richtig guter Fahrer sein kann. Sollte das nicht klappen, dann können wir ihm vielleicht etwas anbieten", sagt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti gegenüber MotoGP.com kurz nach Di Giannantonios Katar-Triumph.

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Paolo Ciabatti kann sich vorstellen, dass "Diggia" bei Ducati ins zweite Glied rückt Zoom
Mit seinem in Aussicht gestellten Angebot spielt Ciabatti nicht auf einen Stammplatz in einem der vier Ducati-Teams für 2024 an, sondern auf eine Rolle als Ducati-Testfahrer. Vereinzelte Renneinsätze schließt er für "Diggia" in einer solchen Rolle nicht aus, sagt aber: "Die Anzahl der Wildcards wird im kommenden Jahr vielleicht begrenzt sein."
Der offizielle Ducati-Testfahrer seit mittlerweile zehn Jahren ist Michele Pirro. In dieser Rolle hat er es seither auf sage und schreibe 50 MotoGP-Rennen als entweder Wildcard-Starter oder aber als Ersatz für einen verletzten Stammfahrer gebracht. Mit 37 Jahren ist Pirro aber nicht mehr der Jüngste.
Wird Pirro in der Rolle des offiziellen Test- und Ersatzfahrers von Ducati künftig von Di Giannantonio abgelöst? Ciabatti kann es sich grundsätzlich vorstellen, sagt aber abschließend über den neuesten MotoGP-Rennsieger: "Ich hoffe, er findet für nächste Saison noch einen Platz als Stammfahrer."
Di Giannantonio selber hatte wenige Tage vor seinem Katar-Triumph gesagt: "Sollte ich nächstes Jahr nicht im Feld sein, dann 2025. Wir versuchen, den besten Weg zu finden, sodass ich zumindest 2025 wieder im Feld dabei bin."


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