Davide Brivio analysiert: Die Gründe für die Suzuki-Probleme

Suzuki blieb in der ersten Saisonhälfte deutlich hinter den Erwartungen zurück - Teammanager Davide Brivio sucht die Gründe - Japan installiert neuen Projektleiter

(Motorsport-Total.com) - "Es ist natürlich nicht die Saison, die wir uns erwartet haben", muss Suzuki-Teammanager Davide Brivio nach den ersten neun MotoGP-Rennen einräumen. Mit 28 WM-Punkten hält Andrea Iannone nur Platz 16 in der Weltmeisterschaft. Rookie Alex Rins musste verletzungsbedingt fünf Rennen auslassen und hat nur die WM-Punkte für den neunten Platz beim Saisonauftakt in Katar auf dem Konto. Kämpfte Suzuki im Vorjahr noch mit Maverick Vinales um Podestplätze und Siege, war man davon bisher meilenweit entfernt.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Ein siebter Platz ist das beste Ergebnis von Andrea Iannone Zoom

Iannone kam in die Kritik, weil er es bisher nicht geschafft hat, sich auf die GSX-RR einzustellen. Auch am Management wurden kritische Stimmen laut, dass man beide Fahrer ausgewechselt hat und nicht zumindest Aleix Espargaro als Referenz behalten hat. "Als sich Maverick im Vorjahr dazu entschlossen hat, uns zu verlassen, haben wir gedacht, wir starten das Projekt neu", meint Brivio bei 'MotoGP.com' im Rückblick. "Wir holten Andrea, weil wir dachten, er kann an die Resultate von Maverick anknüpfen. Dazu wollten wir mit Alex Rins mit einem neuen Rookie starten."

Im Hintergrund reagierte Suzuki Japan mittlerweile auf die ausbleibenden Ergebnisse. Projektleiter Satoru Terada wurde ausgetauscht. Seit Barcelona hat Shinichi Sahara diese Funktion inne. Sahara war an der Entwicklung der aktuellen GSX-R 1000 beteiligt und arbeitete schon früher im MotoGP-Team. "Nach dem Suzuki-Rückzug 2011 arbeitete er in der Produktion. Er hat eine große Leidenschaft für den Rennsport", beschreibt Brivio den Japaner. "Sahara wollte zurück in den Rennsport. Er ist sehr motiviert und ich denke, er kann an Teradas Arbeit anknüpfen und uns helfen, besser zu werden."

Andrea Iannone muss Fahrstil umstellen

Dass die GSX-RR im Vergleich zum Vorjahr so viel schlechter geworden ist, glaubt kaum jemand im Fahrerlager. Die Regeln blieben weitestgehend gleich und das Motorrad ist eine Evolution von Vinales' Maschine. Letztendlich liegt es an den Fahrern, das Potenzial auf der Strecke umzusetzen.

Vor allem Iannone blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. In Katar stand er noch in der ersten Startreihe. Aber der Italiener fuhr nur zweimal in die Top 10, ein siebter Platz (Austin) ist die beste Ausbeute.

Davide Brivio

Teammanager Davide Brivio muss die schlechten Ergebnisse erklären Zoom

"Leider sind verschiedene Dinge passiert", seufzt Brivio und versucht sich diplomatisch auszudrücken: "Andrea fuhr mit einem anderen Motorrad und brauchte lange, um sich auf unser Bike einzustellen. Er muss sich auf einen anderen Fahrstil einstellen. Unsere Rennabteilung arbeitet hart, um seinen Anforderungen gerecht zu werden. Zum Beispiel ist die Elektronik ein Bereich, in dem wir uns stark verbessern können. Er fuhr bisher mit einer sehr guten Elektronik. Auch beim Chassis können wir ein paar Dinge machen, wie den Grip am Hinterreifen verbessern."

Brivio überzeugt: Alex Rins hat Talent

Brivio glaubt, dass es bei Iannone nach Katar einen Knacks gegeben hat: "Er hat kein hundertprozentiges Vertrauen. Wenn das der Fall ist, kannst du eine halbe oder eine Sekunde langsamer sein." Und das ist in der aktuellen MotoGP eine Welt. "Wir arbeiten an unserer Seite und er an seinem Fahrstil. Wir geben sicher nicht auf und arbeiten weiter. Es ist sicher ein schwieriger Moment."

Die drei Verletzungen von Rins trafen das Team zusätzlich. Assen war praktisch erst sein zweites MotoGP-Rennen. "Und zweitens war Andrea alleine. Er hatte keine Hilfe bei der Entwicklung und keine Referenz. Ein Teamkollege motiviert und pusht dich auch", betont Brivio einen weiteren wichtigen Punkt. Dazu kamen allgemein schwierige Rennen in Jerez und Barcelona, wo viele Teams Mühe hatten. Suzuki kam in eine negative Spirale. Wenn es nicht läuft, dann läuft es nicht.

Alex Rins

Die Verletzungen behinderten den MotoGP-Start von Alex Rins Zoom

"Ich hoffe, dass die Umstellung von Andrea auf unser Bike irgendwann erledigt ist", blickt Brivio auf die zweite Saisonhälfte voraus. "Wir wissen nicht wie lange es dauert, aber früher oder später sollten wir Ergebnisse einfahren. Wir erwarten auch, dass Rins seine Saison startet und sich nicht mehr verletzt. Er hat gezeigt, dass er Talent hat. Das können wir an den Daten sehen. Wenn wir alles zusammenbringen, dann kann er wachsen und Andrea bei der Entwicklung helfen. So wie es bisher gelaufen ist, verdienen wir uns eine bessere zweite Saisonhälfte."