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Dauerthema Sicherheit: Der große MotoGP-Kriegsrat
Die Unfälle der Saison 2008 haben die MotoGP-Funktionäre zum Handeln veranlasst, das aktuelle Thema sind die zu hohen Kurvengeschwindigkeiten
(Motorsport-Total.com) - Der Sturz von Dani Pedrosa am Sachsenring, der ihn bis jetzt mehr oder weniger aus dem WM-Kampf katapultiert hat, hat die Motorradwelt aufgerüttelt. Denn der junge Spanier war nicht der einige, der in der laufenden Saison einen schlimmen Unfall erlitt, auch Jorge Lorenzo, Loris Capirossi oder John Hopkins zollten dieses Jahr schon mehrfach den hohen Geschwindigkeiten der MotoGP schmerzhaften Tribut.

© Yamaha
Die MotoGP soll sicherer werden, darin sind sich alle Protagonisten einig
Aus diesem Grund haben am Freitag vor dem Grand Prix von Tschechien Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta und der Sicherheitsrepräsentant der Fahrer, Franco Uncini ein Treffen mit allen Fahrern einberufen, um über die Situation zu sprechen. Man war der Meinung, dass dies ein Thema sei, wo alle Fahrer etwas zu sagen hätten und nicht nur die Mitglieder der Sicherheitskommission.#w1#
Denn die Motorrad-WM ist an einem gefährlichen Punkt angelangt. Zwar investieren die Streckenbetreiber Jahr für Jahr Unsummen, um ihre Pisten sicherer zu machen, doch das kann keine Lösung für die Ewigkeit sein. Und irgendwann wird auch die längste Auslaufzone die hohen Energien, welche auf den Fahrer während eines Sturzes einwirken, nicht mehr abfedern können.
"Im Prinzip haben wir in den letzten Rennen gemerkt, dass sich die Kurvengeschwindigkeit dramatisch erhöht hat", erklärte Ezpeleta gegenüber 'Motor Cycle News'. "In Laguna Seca war die Höchstgeschwindigkeit auf der langen Geraden fast die selbe, wie vergangenes Jahr, aber die Rundenzeiten waren trotzdem 1,6 Sekunden schneller. Es ist wichtig, zu merken, dass wir die Kurvengeschwindigkeiten sukzessive gesteigert haben."
Sicherheit ist nach wie vor ein heißes Eisen
Der offene Krieg zwischen Bridgestone und Michelin, die sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben, trägt auch nicht gerade zu einer Senkung der Kurvengeschwindigkeit bei. Zudem wird die Arbeit der Sicherheitskommission stetig komplizierter: "Das macht die Arbeit, die wir gemeinsam mit der Sicherheitskommission in die Streckensicherheit investieren, immer schwieriger", so Ezpeleta.
"Ich habe von den Promotern gehört, dass es wichtig ist, darüber zu reden, genau wie damals, als wir durch den Schritt von 990 ccm auf 800 ccm die Höchstgeschwindigkeit gesenkt haben. Jetzt haben wir eben dieses Problem. Wir haben festgestellt, dass die Kurvengeschwindigkeiten dramatisch angestiegen sind."
"Deswegen haben wir die Sicherheit an den Strecken stark verbessert. Darüber haben wir im Meeting der Sicherheitskommission am Freitag gesprochen. Weil dieses Thema jedoch von größter Wichtigkeit ist, haben wir uns dazu entschlossen, es noch einmal mit allen Fahrern zu diskutieren", fuhr der Dorna-Chef fort.
"Aus diesem Grund trafen wir die Fahrer heute bei einem weiteren Meeting. Ich stellte ihnen das Problem vor und sie diskutierten es und entwickelten einige Ideen, die jetzt der Grand-Prix-Commission (GPC) präsentiert werden, um das Problem zu lösen."
Mögliche Lösungen sollen noch nicht öffentlich gemacht werden

© Kawasaki
Motorsport is dangerous - ein leider ehernes Gesetz für die Ewigkeit Zoom
Das Ergebnis dieser Beratung und die verschiedenen Lösungsansätze sollen an die verschiedenen Arme und Organisationen der Motorradweltmeisterschaft weitergeleitet werden: "Wir werden dies der GPC präsentieren, die leiten es dann an die FIM, MSMA und die Dorna weiter, so wird jedermann darüber diskutieren. Die Promoter haben schon 80 Millionen Euro in die Sicherheit investiert, gegenwärtig stecken sie mehr 1,7 Millionen Euro mehr in die Sicherheit, als noch vor drei Jahren."
MSMA ist die Herstellervereinigung, FIM der Motorradverband und Dorna ist der Ausrichter, Organisator und Inhaber der Rechte an der Motorrad-WM. "So kann es nicht weitergehen. Ist es nötig, immer schneller und schneller zu fahren? Nein, das ist es nicht", so Ezpeleta, der mit den Ergebnissen noch nicht herausrücken will: "Sie haben darüber debattiert, aber wir können noch nicht bekannt geben, was da rausgekommen ist. Wir haben beschlossen, dass wir das Ergebnis an die MSMA weiterleiten werden, nicht an die Presse."
"In diesem Meeting ging es um die Sicherheit der Fahrer. Die Reduzierung auf nur einen Reifenhersteller könnte eine Lösung sein, aber, das wäre keine Lösung, welche zwangsläufig zu mehr Sicherheit führen würde." Die Möglichkeit eines Reifenmonopols hing bereits vergangene Saison im Raum, als die MotoGP von der Bridgestone-Dominanz geradezu verschlungen wurde.
Piloten stimmen mit Ezpeleta überein
Was meinen eigentlich die Fahrer zu der Sache? Auch Loris Capirossi und Valentino Rossi sind sich des Sicherheitsproblems voll bewusst: "Wir haben über Sicherheit gesprochen, weil das die wichtigste Sache überhaupt ist. Die Motorräder werden immer schneller, erklärte Capirossi. "Es ist wirklich schwierig, die Strecken noch sicherer zu machen."
"Jedes Jahr fragen wir nach mehr Auslaufzonen und wenn wir das tun, geben die Streckenbetreiber mehr als 80 Millionen Euro für die Sicherheit aus. Dieses Jahr haben wir in Jerez nach mehr Auslaufzonen und einem neuen Streckenbelag gefragt, Jerez hat all das getan und 1,7 Millionen Euro investiert."
Doch so kann es nicht weitergehen: "Es ist unmöglich, das jedes Jahr zu tun, die Strecken haben nicht genug Geld, jedes Jahr alles neu zu überbauen. Daher müssen wir versuchen, andere gute Lösungen zu finden, um nicht langsamer, aber sicherer zu fahren. Wir haben schon einige Ideen, mehr kann ich darüber aber nicht sagen."
Yamaha-Star und WM-Leader Rossi stimmte mit Ezpeleta überein: "Carmelo sagte, dass die Sicherheit zu einem Problem geworden ist, weil wir viel an den Strecken tüfteln, diese geben einen Haufen Geld aus, was eine gute Sache ist. Aber momentan müssen wir Jahr für Jahr die Auslaufzonen verbessern. Das bedeutet, dass die Strecken jedes Jahr tiefer in die Taschen greifen müssen, also sagen einige: 'Hey, jedes Jahr wird es mehr Geld'."
"Wir müssen uns also etwas einfallen lassen, um ein wenig langsamer durch die Kurven zu fahren. Am Freitag hat Carmelo uns, also Chris (Vermeulen; Anm. d. Red.), Loris und Marco (Meldandri; Anm. d. Red.) so in der Sicherheitskommission gesagt."
"Aber wir waren der Meinung, dass es besser ist, mit allen Fahrern darüber zu beraten, daher haben wir mit jedem gesprochen und wir haben schon ein paar Ideen, wie wir die Geschwindigkeit etwas senken können. Aber ich weiß nicht, was daraus wird, man muss das auch mit den anderen Herstellern besprechen", lautete der Standpunkt des Italieners zu dem Thema. Wie es mit der Sicherheit in der Königsklasse weitergeht, wird die Zukunft zeigen.

