Dani Pedrosas Testarbeit bei KTM "von außen vielleicht nicht zu verstehen"

KTM-Testfahrer Dani Pedrosa beschreibt, worauf es bei der Arbeit abseits der MotoGP-Rennwochenenden ankommt, gerade in Zeiten der Concession-Regeln

(Motorsport-Total.com) - Dani Pedrosa fährt zwar seit 2019 keine MotoGP-Rennen mehr auf Vollzeitbasis. Dennoch ist der dreimalige Vizeweltmeister der Königsklasse bis heute eng verbunden geblieben. Pedrosas Job seit seinem (eigentlichen) Rücktritt ist der des Test- und Entwicklungsfahrers für KTM.

Titel-Bild zur News: Dani Pedrosa

Dani Pedrosa ist seit 2019 Test- und Entwicklungsfahrer im MotoGP-Programm von KTM Zoom

In seiner Rolle für KTM, die Pedrosa direkt nach seinem Abschied von Honda (Ende 2018) angenommen hat, beschränkte sich der Spanier zunächst zweieinhalb Jahre lang tatsächlich auf Testfahrten. Im August 2021 aber gab er beim Grand Prix der Steiermark auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg ein überraschendes Renn-Comeback.

Mit einer Wildcard auf einer fünften KTM RC16 angetreten, zeigte "Little Samurai" sofort, dass er keinen Rost angesetzt hatte. Gleich im ersten Freien Training in Spielberg kratzte er an den Top 10, im Qualifying verpasste er einen Top-10-Startplatz zwar knapp, im Rennen aber kam er als Zehnter ins Ziel.

Noch besser als am Steiermark-Wochenende 2021 lief es für Pedrosa bei seinen zwei weiteren Wildcard-Einsätzen seither. In der MotoGP-Saison 2023 trat der KTM-Testfahrer am Spanien-Wochenende (Jerez) und am San-Marino-Wochenende (Misano) an. Dabei beendete er alle vier Rennen (zwei Sprints, zwei Grands Prix) in den Top 7. Die an lediglich zwei Rennwochenenden gesammelten 32 WM-Punkte weisen Pedrosa in der abschließenden MotoGP-Gesamtwertung 2023 vor Honda-Stammpilot Joan Mir aus!

Dabei unterscheidet sich die Arbeit, die er als Testfahrer verrichtet, grundlegend von der Arbeit eines Stammfahrers, wie Pedrosa erklärt. "Man muss weiter vorausschauen können. Deine Arbeit wird ergänzt von der Arbeit zahlreicher Techniker und Ingenieure, die ebenfalls vorausschauen", wird Pedrosa aus der neuen Dokumentation "Test rider: Dani Pedrosa", erschienen auf der Streaming-Plattform DAZN, zitiert.

Der vielleicht wichtigste Aspekt, den es in diesem Zusammenhang zu bedenken gilt, sind laut Pedrosa die Concession-Regeln. "Man darf nicht vergessen, dass heutzutage eine [falsche] Entscheidung, die man trifft, das Leben des Teams für ein Jahr zerstören kann", so der KTM-Testfahrer.

Dani Pedrosa

Die KTM RC16 wird seit Jahren federführend von Pedrosa weiterentwickelt Zoom

"Wenn man sich auf eine Entscheidung festgelegt hat, kann man sie laut Reglement nicht mehr ändern. Das betrifft zum Beispiel den Motor", sagt Pedrosa und erklärt: "Wenn die Ingenieure also mit der Idee kommen, zwei unterschiedliche Motoren zu testen, dann muss die Entscheidung die richtige sein. Denn wenn man die falsche trifft und das ganze Projekt damit in die falsche Richtung geht, wird man für das gesamte Jahr bestraft."

So gelte es, bei der Auswahl der Motoren den richtigen Kompromiss für möglichst alle Strecken im MotoGP-Rennkalender zu finden. "Wenn man sich die 21 Strecken anschaut und man den Fokus nur auf die Geraden legt, dann wird man vielleicht in drei Rennen gut aussehen, in den den anderen aber schlecht", nennt Pedrosa ein Beispiel für einen zu starken Fokus auf Spitzenleistung des Motors.

"Auch das Gegenteil kann passieren, nämlich dass man zu sehr auf eine ausgewogene Charakteristik [des Motors] achtet. Dann sieht man vielleicht auf einigen Strecken ganz gut aus, man kann aber keine Akzente setzen", so der KTM-Testfahrer.

Alles in allem sei seine Arbeit bei KTM laut Pedrosa "ein Prozess, bei dem man zunächst eine Basis schafft und dann kleine Schritte nach oben macht, bis man eine Pyramide hat, von der man das Gefühl hat, dass sie auf sicherem Fundament steht. Es ist eine Philosophie, die von außen vielleicht nicht verstanden wird, die aber auf lange Sicht zu besseren Ergebnissen führt".

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