Crutchlow: "Glaube nicht, dass es mein Fehler war"

Cal Crutchlow, nach Mugello WM-16., spricht über ein frustrierendes Wochenende - Probleme mit der Front sucht er nicht bei sich, sondern im technischen Bereich

(Motorsport-Total.com) - Für Cal Crutchlow war der Ducati-Heim-Grand-Prix in Mugello nach drei Runden beendet. Der Brite kam schon nach drei Runden zu Sturz - und sein Motorrad räumte anschließend auch noch Stefan Bradl aus dem Rennen. Doch Crutchlow glaubt nicht, dass das ein Fahrfehler war, sondern vermutet die Ursache eher im Bereich der Front.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow

Cal Crutchlow hatte sich den Grand Prix in Mugello definitiv anders vorgestellt Zoom

"Die ersten Runden fühlten sich auch gut an - so, als ob wir am Ende des Rennens auftrumpfen könnten. Aber dann spürte ich Probleme mit der Front", berichtet er. "Zuerst dachte ich, es hänge mit dem vollen Benzintank zusammen, aber es stellte sich heraus, dass es das nicht war. Es ging vielmehr um den Reifendruck vorne. Der stieg von Runde zu Runde, und zwar viel stärker als im Training und viel stärker als bei allen anderen Ducati-Fahrern."

Laut Crutchlow hatten auch die anderen Ducati-Piloten mit der Front zu kämpfen, "aber sie hatten keine Probleme mit dem Reifendruck. Ja, die Streckentemperatur war heute ein bisschen höher, aber im Moment glaube ich nicht, dass es mein Fehler war. Ich habe nichts anders gemacht, sondern war im Gegenteil sogar langsamer als in der Runde davor. Trotzdem bin ich gestürzt. Ich hatte mich schon auf einen Kampf mit den Jungs vor mir gefreut. Das Team und Bridgestone werden das untersuchen."

Probleme mit der Front ab der ersten Runde

"Ich hatte gleich nach den ersten drei Kurven des Rennens überhaupt kein Gefühl für die Front. Sobald ich das Gas aufdrehte, verlor ich die Front", schildert er seine Schwierigkeiten. "Ich hatte einen unachtsamen Moment, in dem Pedrosa an mir vorbeiging. Ich habe ihn zurücküberholt, aber er konnte mich noch einmal überholen - und dann bin ich abgeflogen." Dabei hatte er eigentlich vor, sich an den Spanier (der später Vierter wurde) anzuhängen.

"Jedes Mal, wenn ich das Gas aufdrehte, hatte ich in der Kurvenmitte leichtes Untersteuern - aber nicht Untersteuern im Sinn von abgetragen werden, sondern in dem Sinn, dass mir das Vorderrad einklappte. Das war ein sehr merkwürdiges Gefühl - nicht wie ein normales Untersteuern, sondern als würde etwas nicht stimmen. Deswegen dachte ich zunächst an den vollen Benzintank. Aber den hatte ich heute Morgen auch, und da hatte ich kein Problem und konnte viel schnellere Runden fahren", rätselt Crutchlow.


Ducati-Onboard-Kamera in Mugello

Und weiter: "Wir haben in den Daten etwas sehr Merkwürdiges gefunden, mit dem ich das ganze Wochenende keine Probleme hatte. Ich hatte nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass mir die Front wegknicken könnte, wie es im Rennen passiert ist. Und in den ersten drei Runden des Rennens war ich so oft knapp davor, vom Motorrad zu fliegen, dass ich fast überrascht bin, es überhaupt so weit geschafft zu haben. Typisch ich: Ich gebe nicht auf, bis etwas passiert. Wir müssen untersuchen, was da passiert ist."

Hoffnungen auf erneutes Podium bleiben unerfüllt

"Ich bin enttäuscht über dieses Ergebnis. Genauer gesagt ist es ja eigentlich gar kein Ergebnis. Drei Runden beim Mugello-Grand-Prix zu schaffen, das ist nie gut. Im Vorjahr hatte ich hier ein tolles Rennen und darauf habe ich insgeheim wieder gehofft, denn ich fühlte mich recht zuversichtlich", so der 28-Jährige. Der Sturz sei dann "furchterregend" gewesen: "Ich konnte mich nicht aufrichten, weil mein Arm unter meinem eigenen Körper eingeklemmt war, und dann kam das Motorrad auf mich zu."

Cal Crutchlow

Cal Crutchlow liegt in der Weltmeisterschaft derzeit nur an der 16. Position Zoom

Kurzzeitig hatte er sogar Angst, unter die Räder eines Kollegen zu kommen: "Da kamen 15 Motorräder auf mich zu und ich hatte keinen Plan, wohin ich sollte. Sie kamen in Zweiergruppen auf mich zu, aber der jeweils Zweite davon konnte mich nicht sehen. Der Erste wich dann immer aus - und der Zweite kam direkt auf mich zu. Ich wusste nicht, wo ich hinlaufen sollte. Das war eine Schrecksekunde." Die aber zum Glück nicht in Tränen endete.

Dabei hatte alles so gut angefangen: "Ich hatte einen großartigen Start. Dann ging Lorenzo unheimlich schnell an mir vorbei, das glaubt ihr mir nicht! Er verpasste den Bremspunkt ganz deutlich. Ich schätze, er hat einen Fehler gemacht, denn denn in der Mitte der Kurve war er immer noch am Runterschalten, und aus der Kurve heraus hatte er immer noch den vierten Gang drin. Weil mich Lorenzo fast getroffen hätte, verlor ich drei, vier oder sogar fünf Plätze."

Ducati gehört derzeit genau in diesen Bereich

Dass Andrea Dovizioso und Andrea Iannone praktisch zeitgleich über die Ziellinie fuhren, überrascht Crutchlow nicht. Seiner Meinung nach sind die Positionen sechs und sieben momentan der Bereich, in den die Ducatis gehören: "Wie immer: Ducatis bleiben beisammen. Meine heute leider nicht", sagt er. "Andrea Iannone ist einen Reifen gefahren, 'Dovi' den anderen, aber sie sind trotzdem gemeinsam ins Ziel gekommen. Das ist unsere Situation."


Fotos: Cal Crutchlow, MotoGP in Mugello


Nun freut sich Crutchlow auf Barcelona, wo er sich erhofft, mit dem Team einen Schritt nach vorne zu machen: "Den Test nach Barcelona brauchen wir, ein bisschen Zeit auf dem Motorrad. Ich bin im Rennen immer konkurrenzfähiger als im Training oder im Qualifying. Darum habe ich mich heute so aufs Rennen gefreut." Und er meint selbstironisch: "Vor uns muss der beste Teil der Saison liegen. Ich bin 16. in der Meisterschaft, erst zweimal ins Ziel gekommen. Aber so ist es halt."

"Man muss das Positive aus der Situation mitnehmen, und ich war immerhin schneller als vergangenes Jahr. Der Wettbewerb ist halt auch schneller geworden. Ich bin mit der Ducati in diesem Jahr schneller als mit der Yamaha im vergangenen Jahr", so Crutchlow. "Ich bin im Vorjahr mit dem Podestplatz ein sehr gutes Rennen gefahren. Heute wäre wahrscheinlich kein Podium drin gewesen, aber zumindest hätte ich im Kampf um die Positionen dahinter mitmischen können."