Butler über Capirossi 1998

Die Saison 1998 wurde bei den 250ern vom Dreikampf der Aprilia-Piloten bestimmt und durch ein umstrittenes Manöver von Loris Capirossi beendet

(Motorsport-Total.com) - Der Zwischenfall vom Saisonfinale 1998 war einer der anrüchigsten Unfälle der modernen Grand-Prix-Geschichte. In der letzten Runde des argentinischen Grand Prix' kam es zu einer viel diskutierten Szene, bei der Loris Capirossi und Tetsuya Harade die Hauptrollen spielen.

Titel-Bild zur News: Loris Capirossi

Für sein Manöver 1998 in Argentinien musste Loris Capirossi viel Kritik einstecken

Die Saison war von den drei Aprilia-Piloten geprägt, die die Meisterschaft unter sich ausmachten. In 14 Rennen konnte lediglich der fünf Jahre später verstorbene Daijiro Kato in Suzuka den einzigen Nicht-Aprilia-Sieg feiern. Vor dem Saisonfinale in Argentinien lagen Capirossi (204 Punkte; Anm. d. Red.) und Harada (200 Punkte; Anm. d. Red.) nur vier Punkte auseinander. Damit hätte der Japaner mit einem Sieg aus eigener Kraft Weltmeister werden können. Rossi war mit 176 Zählern bereits raus aus dem Kampf um den Titel.

Bis zur letzten Kurve sah es nach dem zweiten Titel für Harada aus. Capirossi war sich seiner nur noch sehr geringen WM-Chance bewusst und riskierte mit einem gefährlichen Manöver einen Sturz. Er stach viel zu schnell innen in die Rechtskurve und schickte seinen Teamkollegen ins Kiesbett. Am Ende gewann Valentino Rossi das Rennen und feierte den vierten Triumph in Folge. Capirossi selbst konnte hinter Rossi noch Zweiter werden.

Wenig später gab es einen Protest vom Opfer der Aktion. Zuerst bekam der um den Titel gebrachte Harada Recht und Capirossi wurden die 20 Zähler für Rang zwei gestrichen. Wenig später legte der Italiener ebenfalls Protest ein und bekam ebenfalls Recht. Am Ende behielt Capirossi die Punkte. Ob mit oder ohne, er wäre so oder so Weltmeister geworden, weil Harada durch den Ausfall auf dem Stand von 200 Punkten blieb.


Fotos: Loris Capirossi, MotoGP in Silverstone


Danach folgten zahlreiche Beschwerden und Capirossi musste viel Kritik für sein Manöver einstecken. Aprilia feuerte den Italiener auf Grund der Aktion und dadurch führte der Weg des neuen Weltmeisters zu Gresini Honda. Harada stieg mit Aprilia zu den 500ern auf und feierte dort lediglich zwei Podestplätze und wurde am Ende WM-Zehnter. Er hatte danach nie wieder eine ernsthafte Chance auf einen Weltmeistertitel.

13 Jahre nach dem Zwischenfall äußert sich Renndirektor Paul Butler gegenüber 'SpeedTV' zu den damaligen Urteilen: "Bestimmte Entscheidungen, wie Überholen in einer Gelbphase oder Frühstart, sind keine Themen für einen Einspruch. Andere, die mit Rennausgang zu tun haben sind ein Thema, wenn sie nach dem Ende des Rennens getroffen werden. Das war in Argentinien der Fall."

"Der Entscheidung von dem Tag stimme ich zu. Der anderen, dass Capirossi unverantwortlich gefahren ist und ihm die 20 Punkte abgezogen werden sollten, stimmte ich auch zu. Aber die Entscheidung war nicht aufrechtzuerhalten. Ich widerspreche der Entscheidung der FIM, aber bei solchen Unfällen hat ein Fahrer jedes Recht, den Prozess mit einer Berufung auszuschöpfen", so Butler.