Butler: "Motorsport ist ein Kontaktsport"

Renndirektor Paul Butler über den Umgang mit den Regeln - Strafen werden bei gefährlichen Manövern und Situationen ausgesprochen

(Motorsport-Total.com) - In der MotoGP ist es in den vergangenen Wochen zwischen den Fahrern rund gegangen. Valentino Rossi kollidierte mit Casey Stoner in Jerez, Jorge Lorenzo regte sich über die Fahrweise von Marco Simoncelli auf. Stoner geriet in Le Mans mit de Puniet aneinander. Simoncelli und Dani Pedrosa waren in Franreich ebenfalls in ein kontroverses Überholmanöver verwickelt. Die Liste könnte man ewig fortsetzen. Die Renndirektion muss kühlen Kopf bewahren und ist dafür zuständig, dass sie Situationen zwischen den Piloten nicht aus dem Ruder laufen.

Titel-Bild zur News: Marco Simoncelli

In Le Mans bekam Marco Simoncelli eine Durchfahrtsstrafe

An der Spitze der Renndirektion steht Paul Butler. Seit dem Saisonfinale 1999 hat der Brite im Rennturm das Sagen. Ende des Jahres wird Butler aufhören und ab 2012 vom gegenwärtigen Technikdirektor der FIM, Mike Webb, ersetzt. Unterstützt wird Butler von Claude Danis (FIM), Ex-Weltmeister Franco Uncini und Javier Alonso (Dorna). Am vergangenen Wochenende hatten sie viel zu tun.

Nach dem Warmup verhängten sie eine Geldstrafe (5.000 Euro) gegen Stoner, weil er de Puniet auf die linke Schulter geboxt hatte. Im Rennen folgte eine Durchfahrtsstrafe gegen Simoncelli, weil sein Manöver gegen Pedrosa, der sich dabei das Schlüsselbein brach, als zu hart empfunden wurde. Butler erklärt die Schwierigkeiten der Rennleitung, in welchen Situationen eine Strafe angebracht ist und wann nicht.


Fotos: MotoGP in Le Mans


Zu Lorenzos Kritik an Simoncellis Fahrweise sagt Butler folgendes aus Sicht der Rennleitung: "Motorsport ist ein Kontaktsport. Wir hören uns an, was die Fahrer zu sagen haben und beobachten diese Situationen sorgfältig. Natürlich reagieren wir auf gefährliches Verhalten, aber wir können die Natur des Rennsports nicht verändern.", wird der Brite von 'SpeedTV' zitiert.

Fahrer gehen mit weißer Weste in neue Saison

Butler verweist beispielsweise auf einen Vorfall aus dem Jahr 2008 in der 250er-Klasse. "Es gab eine gefährliche Situation um Hector Barbera auf der Geraden in Mugello. Wir haben Simoncelli verwarnt und ihm eine Geldstrafe auferlegt, weil er auf der Gerade plötzlich die Linie gewechselt hat. Das hat zu Barberas Sturz geführt. Wir haben bei diesem Vorfall entschieden, dass sich Simoncelli nicht korrekt verhalten hatte und Barbera in Gefahr gebracht hat."

"Der Unfall passierte, weil Barberas Bremshebel den Sitz von Simoncellis Maschine berührte, als Marco an der schnellsten Stelle der Gerade nach links gezogen ist, um Barbera aus dem Windschatten zu schütteln." Butler nennt dieses Beispiel aus der Vergangenheit, um die schwierige Grenze zwischen einem vorbelasteten Fahrer und einer weißen Weste zu ziehen.

Simoncelli fand seine Durchfahrtsstrafe in Le Mans ungerecht. Sie sei nur deshalb getroffen worden, weil andere Piloten sich über seine Fahrweise beschwert hatten. "Wir können Vorfälle aus der Vergangenheit genauso wenig außer Acht lassen, wie Geschworene die Aussage eines Zeugen nicht missachten dürfen. Unsere Philosophie ist es aber, dass jeder Pilot zum Saisonstart eine weiße Weste hat."

"Wir können Kontakte und Kollision nicht verhindern, die für jeden klar sind, der jemals auf einem professionellen Level gefahren ist", so Butler. "Manchmal ist eine Berührung unvermeidbar, wenn zwei Fahrer am Limit gegeneinander kämpfen. Manchmal hat keiner von beiden Schuld, weil sie gegeneinander fahren. Die Fahrer müssen ermutigt werden ein Rennen zu fahren. Unsere Aufgabe ist es, die Regeln durchzusetzen. Das setzte einen Grundverstand vom Motorsport voraus."

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