Bridgestone: Alles eine Frage der Logistik
Der dichtgedrängte Rennkalender der MotoGP stellt auch Bridgestone vor eine Herausforderung - Reifenkoordinator Thomas Scholz erklärt, wie diese bewältigt wird
(Motorsport-Total.com) - Der Terminkalender der MotoGP bietet allen Beteiligten während der Saison kaum eine Verschnaufpause. Mit Ausnahme der Sommerpause Anfang August finden die Rennen im Zwei-Wochen-Rhythmus statt, teilweise startet das nächste Rennen sogar schon eine Woche später. Eine besondere Herausforderung war in der Saison 2011 der Grand Prix der USA in Laguna Seca, der nur sieben Tage nach dem Rennen auf dem Sachsenring stattfand.

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Der Transport von Reifen und Material ist eine logistische Herausforderung
Nicht nur die Fahrer und Teams, sondern auch Reifenlieferant Bridgestone musste innerhalb weniger Tage mit Pneus und Material in gut 9.000 Kilometern Entfernung wieder einsatzfähig sein. Reifenkoordinator Thomas Scholz erklärt im Exklusiv-Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', wie das Unternehmen diese logistische Herausforderung meistert. "Die Reifen für Laguna Seca sind bereits sechs bis sieben Wochen vorher per Seefracht unterwegs. Eine Lieferung kommt von Deutschland aus und eine von Japan, das läuft dann dort alles zusammen."
Montagesätze rund um die Welt

© Bridgestone
Bridgestone setzt in der Saison vier Montagesätze ein Zoom
Durch die Einheitsreifen und die beschränkte Anzahl der Rennreifen pro Wochenende sei der Transport ohnehin etwas übersichtlicher geworden. Doch nicht nur die Pneus selbst, sondern auch die komplette Montageausstattung von Bridgestone muss rechtzeitig am neuen Rennplatz ankommen. Hier wendet der Reifenhersteller laut Scholz folgendes System an: "Um bei den Überseerennen Kosten zu sparen, haben wir folgende logistische Lösung gewählt: Wir haben vier Sätze Montageeinheiten komplett fertig."
"Ein Satz steht permanent in Malaysia, da wir dort im Winter die Tests und im Herbst das Rennen haben. Ein Satz steht immer in Australien, ein Satz ist in Japan und ein Satz ist flexibel. Den nehmen wir beispielsweise für Katar, wohin er per Seefracht transportiert wird, um Kosten zu sparen. Nachdem er aus Katar zurückkam, haben wir ihn wieder frisch gemacht, alles aufgefüllt und dann ging er zusammen mit den Reifen nach Laguna Seca."
Unterstützung durch US-Tochter
Vor dort aus wurde das Material nach dem Wochenende per LKW nach Indianapolis gebracht, wo Ende August das zweite Rennen in den USA stattfand. In Nordamerika wird das Bridgestone-Rennteam von der US-amerikanischen Vertretung des Reifenherstellers unterstützt, die nicht nur den Transport innerhalb der USA übernehmen. "Die bauen in Laguna Seca alles auf, inklusive Vorzelt, sodass wir dort genau so wie in Deutschland arbeiten können. Nur die Reifen sind halt nicht in den LKWs gelagert, sondern in 40-Fuß-Containern," sagt Scholz
"In Indianapolis haben wir sogar ein eigenes Gebäude, in dem wir arbeiten können. Das ist perfekt organisiert, die bereiten alles für uns vor," so Scholz. Daher sei auch das ab 2012 geplante dritte USA-Rennen in Austin aus logistischer Sicht kein großes Problem. "Wenn wir davon ausgehen, dass das Rennen in Katar immer Ende März/Anfang April ist, kommen wir mit dem Zeitplan ganz gut hin. Dann können wir die drei Amerika-Rennen gut bestücken, weil uns Bridgestone Amerika und bei der Logistik und dem Materialtransport sehr gut unterstützt.
Auf die Qualität der Reifen wirkt sich der Transport im Container mit Schwankungen bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit nach den Erfahrungen von Scholz nicht nachteilig aus. "Wir haben ja seit Jahren die Erfahrung aus Malaysia, wo es extrem heiß ist. Dort werden Reifen, die wir zu viel im Bestand haben, über den Winter gelagert. Die stehen in der Nähe des Flughafens überdacht, sodass sie nicht in der prallen Sonne stehen. Wir haben dort Temperatursensoren angebracht, sodass wir stichprobenartig die Maximaltemperaturen überprüfen können. Das ist kein großes Problem."

