Paolo Simoncellis schwerer Weg zurück ins Leben

Zwei Monate nach dem Tod seines Sohne Marco leidet Paolo Simoncelli noch sehr unter dem Verlust - "Vielleicht hat der Tod von Marco etwas verändert"

(Motorsport-Total.com) - Gut zwei Monate sind vergangen, seitdem Marco Simoncelli beim MotoGP-Rennen in Sepang tödlich verunglückt ist. Hinter der Familie des Italieners liegt eine schwere Zeit der Trauer, die weiterhin andauert. Vor allem für Vater Paolo war der Verlust ein schwerer Schlag, denn er hatte ein sehr enges Verhältnis zu seinem Sohn, zeitlebens seine Karriere gefördert und war bei fast allen Rennen vor Ort, so auch in Malaysia.

Titel-Bild zur News: Paolo Simoncelli

Paolo Simoncelli kommt noch nicht über den Tod seines Sohnes hinweg

Auch zwei Monate nach dem Unfall ist er von einem normalen Alltag noch weit entfernt. "Ehrlich gesagt, fühle ich mich immer noch nicht lebendig", sagt Simoncelli im Gespräch mit der Tageszeitung 'La Stampa'. "Aber wir müssen noch ein anderes Kind großziehen, allein schon wegen ihr müssen wir weitermachen." Ein weiterer schwerer Tag wartet am 20. Januar auf die Familie Simoncelli, denn an diesem Tag wäre Marco 25 Jahre alt geworden. Bei einer großen Feier im Heimatort Coriano soll an ihn erinnert werden.

Große Anteilnahme war bewegend

Trotz seiner Trauer ist Paolo Simoncelli von der großen Anteilnahme der Motorsportwelt am Tod seines Sohnes bewegt: "Das hat mich auch überrascht. Vielleicht hat der Tod von Marco etwas verändert. Ich höre, dass sie alle bessere Menschen geworden sind. Marco war ein besonderer Mensch, ich wusste, dass er von den Menschen akzeptiert wurde, aber so etwas... Wenn daraus etwas Gutes entstände, würde es mich stolz machen. Aber mein Kind fehlt mir immer noch sehr."

"Ehrlich gesagt, fühle ich mich immer noch nicht lebendig." Paolo Simoncelli

Auch über konkrete Hilfsangebote hat sich Simoncelli senior gefreut. So hat Valentino Rossi Marcos Freundin Kate eine Stelle in seinem Vermarktungsunternehmen vermittelt. "Kate wollte weiterhin zu Hause leben, mit diesem Job ist das möglich." Ansonsten scheint der Kontakt zum Freund seines Sohnes jedoch eingeschlafen zu sein. "Von Valentino habe ich lange nichts gehört oder gesehen, keine Ahnung", kommentierte der Italiener kurz angebunden.

Motorsport bleibt gefährlich

Zu Diskussionen über ein Verbot des Motorsports, die nach dem Unfall aufgeflammt waren, hat Simoncelli eine eindeutige Meinung: "Das ist der übliche Unsinn. Seit ich klein bin, wird so etwas gesagt, wenn jemand gestorben ist. Aber die Argumente sind noch unsinnig." Die Sicherheit im Motorradsport sei sehr hoch, aber die Geschwindigkeit bringe nun einmal ein gewisses Risiko mit sich. Den Unfall seines Sohnes hält er nach wie vor für eine Verkettung unglücklicher Umstände. "Wenn jemand einen Film machen wollte, könnte er diese Szene 1000-mal drehen und hätte keinen Erfolg."

"Marco tat, was er wollte. Und er war glücklich." Paolo Simoncelli

Außerdem sei es wichtig, dass Kinder ein Ziel im Lebens haben. "Ob sie nun Arzt, Schuhmacher oder Rennfahrer werden wollten, ist nicht wichtig." Man dürfe den Kindern dieses Ziel nicht wegnehmen, da man sie damit verletzlich machen würde. "Ein Risiko gibt es auch, wenn man über die Straße läuft. Man darf einem Kind den Traum nicht vorenthalten. Marco tat, was er wollte, und das mit voller Begeisterung. Und er war glücklich."


Fotos: Impressionen: Simoncelli-Ehrung in Valencia


Eine Rückkehr in den Motorsport kann sich Simoncelli derzeit noch nicht vorstellen: "Zum jetzigen Zeitpunkt käme es mir vor, als würde ich jemanden füttern, der nicht hungrig ist." Zwar habe es bereits Angebote einiger Teams gegeben, um mit Nachwuchssportlern zu arbeiten. "Aber es ist schwer. Ich vermisse mein eigenes Baby."