Braucht die MotoGP Sprintrennen? Die Beweggründe der Verantwortlichen

Ab 2023 wird es an jedem Samstag eines MotoGP-Wochenendes ein Sprintrennen geben - Dorna, FIM und IRTA erklären, warum das Format verändert werden muss

(Motorsport-Total.com) - Mit der Ankündigung von Sprintrennen ab der Saison 2023 sorgte die MotoGP am vergangenen Wochenende in Spielberg für eine echte Überraschung. Was am Freitag bereits durchgesickert war, wurde tags darauf offiziell bestätigt: Die Grands Prix sollen künftig durch samstägliche Sprints aufgewertet werden.

Titel-Bild zur News: Carmelo Ezpeleta, Jorge Viegas, Herve Poncharal

Carmelo Ezpeleta, Jorge Viegas und Herve Poncharal sind von der Sprintidee überzeugt Zoom

Neben begeisterten wurden auch schnell kritische Stimmen laut. Doch die Verantwortlichen betonen, wie wichtig die Idee für die Attraktivität und Wirtschaftlichkeit des Sports sei.

"Wir denken, dass es nach zwei Jahren COVID, in denen wir alle unglaubliche Opfer gebracht haben, um diese wichtige Meisterschaft aufrechtzuerhalten, an der Zeit ist, im Fernsehen, aber auch bei den Zuschauern vor Ort mehr Aufmerksamkeit zu erregen", erklärt etwa FIM-Präsident Jorge Viegas die Beweggründe.

"Wir brauchen mehr Zuschauer, wir brauchen eine bessere Show, und wir müssen die Samstage füllen." Denn zuletzt hatte die MotoGP mit sinkenden Zuschauerzahl zu kämpfen. Zu manchen Rennen kamen deutlich weniger Fans als vor der Pandemie.

Ezpeleta: "Versuchen, bessere Show zu bieten"

Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta betont: "Es war von Anfang an das Ziel dieser Meisterschaft, der FIM, der IRTA und der Dorna, den Sport immer besser zu machen: die Sicherheit, die Show, alles. Wir arbeiten in allen Bereichen, aber besonders in diesem."

"Wir haben uns in anderen Sportarten nach Möglichkeiten umgesehen und versuchen, eine bessere Show zu bieten, insbesondere für die Fans, die Veranstalter und das Fernsehen. Es ist sehr wichtig für uns, einen neuen Zeitplan anzubieten, der unserer Meinung nach unsere Präsenz bei allen Grands Prix verbessern wird."

Dieser neue Zeitplan sieht neben dem Qualifying, das ab 2023 am Samstagvormittag stattfinden soll, ein Sprintrennen am Nachmittag vor. Es wird über die halbe Distanz des Hauptrennens am Sonntag ausgetragen und es gibt knapp die Hälfte der Punkte.

"Darüber haben wir mit der FIM, den Herstellern und den Teams diskutiert, und am Freitag habe ich mit den Fahrern in der Sicherheitskommission gesprochen", so Ezpeleta.

Herve Poncharal, Präsident der Teamvereinigung IRTA, verrät: "Zurück aus der Sommerpause hatten wir ein sehr wichtiges Treffen zusammen mit Mike Trimby, der die Teams der IRTA vertritt, mit Carmelo und Carlos Ezpeleta. Es war das erste Mal, dass wir das Projekt gesehen haben, und es gefiel uns von Anfang an."

"Ich denke, wenn man sich nicht vorwärts bewegt, macht man einen Schritt zurück. Und obwohl unsere Show großartig ist, vielleicht die beste auf der Welt, heißt das nicht, dass wir keinen Raum für Verbesserungen haben. Es gibt Raum für Verbesserungen."

"Wie Carmelo schon sagte: Ja, wir haben uns angeschaut, was woanders passiert, und wir wären dumm, wenn wir uns nicht anschauen würden, was woanders passiert und woanders funktioniert", spricht Poncharal die Parellelen zur Formel 1 oder zur Superbike-WM an, wo es Sprintrennen bereits gibt.

Mehr Präsenz bei vergleichbarem Aufwand

Die Teams seien der Idee sehr wohlwollend begegnet und sehen vor allem die Vorteile: "Sie denken, dass es auch dem Geschäft der Teams helfen wird. Denn die Medien, da bin ich mir sicher, werden es sehr mögen, werden es lieben. Die Sponsoren, wenn die Medien aktiver sind, werden es sehr mögen", so Poncharal.


Fotos: MotoGP: Grand Prix von Österreich (Spielberg) 2022, Rennen


Mehr Kosten oder Aufwand sollen durch die Sprintrennen aber nicht entstehen, erklärt der IRTA-Präsident weiter. "Deshalb werden die Motoren und die Reifen gleich bleiben, die Kilometerleistung am Wochenende wird mehr oder weniger gleich bleiben."

"Wir werden versuchen, den Fahrern nicht noch mehr Arbeit aufzubürden, aber es wird mehr Action geben, mehr Spannung, und darum geht es in der MotoGP", blickt er voraus.

In die Statistik der Grand-Prix-Sieger werden die Sprintrennen aber nicht eingehen. "Im Endeffekt ist das kein weiteres Grand-Prix-Rennen, das wir dem Wochenende und dem Format hinzufügen", stellt Ezpeleta klar. Im Grunde tauschen wir ein Training gegen ein Sprintrennen aus, für das es Punkte gibt."

Statt sie zu den normalen Siegen und Podien zu zählen, sollen die Sprintergebnisse extra ausgewiesen werden: "Die historischen Daten der Fahrer werden um eine weitere Zeile ergänzt. Ein Fahrer wird also eine Anzahl von schnellsten Runden, Poles, Podiumsplätzen und Siegen haben. Und eine Anzahl von Sprintsiegen."

"Es wird ein Podium für das Sprintrennen geben, aber es zählt nicht für die Gesamtzahl der Podiumsplätze, die der Fahrer hat. Grand-Prix-Sieger ist, wer am Sonntag gewinnt."

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