• 27.12.2013 08:46

Bradl: Endlich auf dem MotoGP-Podium angekommen

Verpasste Chancen, das erste MotoGP-Podium der Karriere und eine schmerzhafte Verletzung: Stefan Bradls zweite MotoGP-Saison hatte Höhen und Tiefen

(Motorsport-Total.com) - LCR-Honda-Pilot Stefan Bradl griff bereits in seiner MotoGP-Debütsaison nach dem Podium und wollte 2013 unbedingt den Sprung in die Top 3 schaffen. Dieses Ziel konnte der ehemalige Moto2-Weltmeister beim Rennen in Laguna Seca erreichen. Zu Saisonbeginn sah es aber lange Zeit nicht danach aus. Bei den ersten vier Rennen landete Bradl drei Mal im Kiesbett. Probleme mit dem Vorderrad nagten am Selbstvertrauen.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl gelang in seiner zweiten MotoGP-Saison der Sprung aufs Podest Zoom

Bereits beim zweiten Sepang-Test spürte Bradl, dass etwas nicht stimmt: "Wir haben etwas mehr Grip am Hinterrad gefunden. Als ich dann am Schluss einen Longrun gefahren bin, sind neue Aspekte beim Vorderrad aufgetaucht, wo ich ein wenig Probleme bekommen habe", bemerkte er damals. In Katar und Jerez stürzte Bradl. Später erkannte das Team, dass Einstellungen an der Öhlins-Gabel nicht optimal waren. Durch einen Umstieg von Nissin zu Brembo konnte LCR die Daten mit dem Honda-Werksteam vergleichen und fand den Fehler.

Ab Mugello lief es für Bradl besser. Mit einem vierten Platz beim Grand Prix von Italien bestätigte er sein bisher bestes MotoGP-Ergebnis aus der Rookie-Saison. Fortan fuhr Bradl bis zur Sommerpause konstant in den Top 6 ins Ziel. Begünstigt durch die Verletzungen von Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa nutzte der Deutsche in Laguna Seca die Gunst der Stunde und sicherte sich die Pole-Position und fuhr im Rennen erstmals aufs Podium.

Mit breiter Brust und einem neuen Vertrag für die Saison 2014 kam Bradl in Indy aus der Sommerpause zurück. Bei den Rennen in Indy, Brünn und Silverstone fuhr der LCR-Pilot hinter Markenkollege Alvaro Bautista ins Ziel, was den Vorsprung in der Fahrerwertung verkleinerte. In Misano zeigte Bradl eine kämpferische Vorstellung und setzte sich gegen Tech-3-Pilot Cal Crutchlow durch.


Fotostrecke: Saison-Highlights: Stefan Bradl

Einen Rückschlag musste Bradl in Sepang hinnehmen. Im Freien Training stürzte der zu diesem Zeitpunkt in der Fahrerwertung auf Position sechs liegende Honda-Pilot und zog sich eine Verletzung am Fuß zu, die einen Rennstart in Malaysia unmöglich machte. Und auch in Australien musste der Deutsche aussetzen. Mit Schmerzen quälte sich Bradl beim Honda-Heimspiel in Motegi über die Distanz, hatte beim Saisonfinale nur noch minimale Chancen auf Platz sechs in der Fahrerwertung und reiste mit 14 Punkten Rückstand auf Bautista nach Valencia. Beim Saisonfinale behauptete Bradl seinen siebten Platz in der Fahrerwertung.

Expertenmeinung von Alex Hofmann:
"Stefan ist vom Talent absolut in den Top 5, vielleicht sogar in den Top 3. Er muss noch etwas an sich feilen und hat sein Potenzial vielleicht noch nicht zu 100 Prozent erkannt. Wenn er das noch mit Arbeit und einer harten Feile schleifen kann, dann werden wir von ihm auch mehr sehen. Ich wünsche es ihm und hoffe, dass das auch passieren wird."

Expertenmeinung von Edgar Mielke:
"Pleiten, Pech und Pannen zu Saisonbeginn. Da hat er sich leicht unter Druck gesetzt. Wie er sich mit den Führungskilometern auf dem Sachsenring und auch in Laguna Seca zurückgemeldet hat, war in Ordnung. Am Ende kam noch etwas Pech hinzu. Stefan Bradl ist jetzt 24 und immer noch eine Option für die Zukunft, aber der nächste Schritt muss 2014 kommen."

Meinung von Stefan Kiefer (Bradls Moto2-Teamchef):
"Insgesamt doch gut, insbesondere sehr gut in Laguna Seca. Wenn man aber auf der anderen Seite sieht, dass Marc Marquez, der aber wirklich ein Ausnahmetalent zu sein scheint, in der ersten Saison alles machen kann, dann hätte der Stefan schon in dem ein oder anderen Rennen eine Idee stärker sein können. Insgesamt glaube ich aber, dass der Stefan riesengroßes Potenzial, die richtigen Ansätze und den richtigen Fahrstil für die MotoGP hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er im nächsten Jahr den nächsten Schritt in Richtung Podestplätze machen wird."

Meinung von Motorsport-Total.com-Redakteur Sebastian Fränzschky:
"Zuerst einmal muss ich Stefan Bradl zu acht Top-5-Ergebnissen in der Saison 2013 gratulieren. Der einzige Deutsche in der MotoGP hat sich in seiner zweiten Saison in der Königsklasse etabliert und spätestens beim Rennwochenende in Laguna Seca bewiesen, dass er einen Platz in der MotoGP verdient hat. Ohne die Probleme zu Saisonbeginn und die Verletzung hätte Bradl die Saison als WM-Fünfter beendet. Hätte, wäre, wenn zählt im Motorsport aber nicht."

"In der kommenden Saison muss eine weitere Steigerung erfolgen, wenn Bradl auch in Zukunft mit Werksmaterial an den Start gehen möchte. Ende 2014 läuft Dani Pedrosas Vertrag bei Repsol-Honda aus. Sollte Bradl regelmäßig in der Spitzengruppe mitfahren, könnte er die RC213V von Pedrosa übernehmen. Andererseits drängen aus der Moto2 und Moto3 junge Talente, die Lucio Cecchinello bereits auf seinem Radar haben sollte."

Die Meinung der Leser von Motorsport-Total.com:
Wir haben in einer Umfrage unsere Leser befragt, wie sie die zweite MotoGP-Saison von Stefan Bradl bewerten. Insgesamt wurden 1.425 Stimmen abgegeben. Das Ergebnis fiel eindeutig aus: 63,37 Prozent finden seine zweite Saison schlecht, denn er hätte bessere Ergebnisse schaffen müssen. Im Umkehrschluss bewerten 36,63 Prozent, dass Bradl das Optimale herausgeholt hat.