• 15.07.2013 08:54

Bradl bleiben nur die Führungskilometer

Stefan Bradl verpasst vor heimischer Kulisse seinen ersten Podestplatz - Höhen und Tiefen für die deutschen Motorradrennfahrer auf dem Sachsenring

(Motorsport-Total.com/SID) - Stefan Bradl genoss seine ersten Führungskilometer in der Königsklasse, am Ende überwog beim 23-Jährigen nach dem Heimspiel am Sachsenring aber doch die Enttäuschung. "Es war ein tolles Gefühl, das Rennen anzuführen", sagt Bradl mit gequältem Lächeln hinter der großen schwarzen Sonnenbrille. Denn das Rennen hatte traumhaft begonnen, war für ihn vor mehr als 85.000 überwiegend einheimischen Fans aber mal wieder auf dem undankbaren vierten Platz zu Ende gegangen.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl (6) führte das Heimrennen in den ersten Runden an Zoom

"Ich habe mein Bestes gegeben", betont der Honda-Pilot immer wieder, "es ist kein schlechtes Ergebnis". Doch der einzige Deutsche in der MotoGP hatte sich zu Hause natürlich viel mehr erhofft: "Ich habe schon ein bisschen mit dem Podium gerechnet. Es hat leider nicht gereicht." Bradl muss weiter auf das erste Top-3-Ergebnis seit dem Aufstieg in die schwerste Klasse warten, war aber der einzige deutsche Fahrer mit einer für die eigenen Ansprüche wirklich ordentlichen Platzierung. "Ich habe die Erwartungen erfüllt", so Bradl.

Sandro Cortese erkämpfte sich bei seiner Moto2-Premiere in der Heimat ein Jahr nach seinem umjubelten Sieg in der kleinsten Klasse als 15. ein Pünktchen. Jonas Folger war nach dem achten Platz in der Moto3 "extrem enttäuscht". Und auch für die übrigen Deutschen gab es keinen Grund zum Feiern.

Das galt ganz und gar nicht für die Zuschauer. Vor allem das MotoGP-Rennen sorgte beim Großen Preis von Deutschland für Begeisterung auf den Rängen, die am Wochenende mit insgesamt knapp 205.000 Besuchern bei Traumwetter gut gefüllt waren. Bradl griff schon beim Start an, der Moto2-Weltmeister von 2011 setzte sich direkt hinter Italiens Superstar Valentino Rossi (Yamaha) an den zweiten Platz und überholte den neunmaligen Weltmeister Ende der ersten Runde.

"Es war ein enges Überholmanöver, das hat Spaß gemacht", sagt Bradl. Doch die Konkurrenz schlug zurück, weil der Bayer nach eigenen Angaben "zu passiv" fuhr. Erst zog der spätere Sieger Marc Marquez (Honda) vorbei, dann Rossi und der Brite Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha), der noch Zweiter wurde. Bradl konnte den Kontakt nicht mehr halten.


Fotos: MotoGP auf dem Sachsenring, Girls


Zum dritten Mal ist Bradl nun Vierter geworden, zuvor hatte er es zweimal in Mugello so weit nach vorne geschafft. Dass der Traum vom ersten Podiumsplatz eines Deutschen in der schwersten Klassen seit fast 40 Jahren platzte, war ärgerlich. Denn Weltmeister Jorge Lorenzo (Yamaha) und WM-Spitzenreiter Dani Pedrosa (Honda) waren nach schweren Stürzen gar nicht am Start.

Sandro Cortese, Axel Pons

Sandro Cortese (11) erkämpfte sich in der Moto2 einen WM-Punkt Zoom

Bradl konnte das nicht nutzen. Marquez sehr wohl. Der Rookie zog im Klassement an seinen verletzten spanischen Landsleuten vorbei und führt nun die WM an. Pedrosa kehrt eventuell am kommenden Wochenende zum letzten Grand Prix vor der Sommerpause in Laguna Seca/USA zurück, Lorenzo fehlt auch da.

Überhaupt wurden die drei Tage von vielen Stürzen überschattet. Auch in den kleineren Klassen flogen die Fahrer reihenweise ab. Cortese blieb als einer der wenigen verschont. Mit dem Ergebnis konnte der Schwabe, der im Vorjahr in Sachsen noch für den ersten Heimsieg nach 41 Jahren gesorgt und danach den Titel in der Moto3 geholt hatte, gut leben.

"Wir haben immerhin einen Punkt geholt. Es war ein guter Abschluss der ersten Saisonhälfte", sagt der 23-jährige Cortese, dem in der Anfangsphase nach eigenen Angaben immer wieder "die Gänge rausgeflogen" waren. Schmerzen im Ellbogen, so wie zuletzt bei den Rennen, hatte der WM-21. nicht. Deshalb werde die ursprünglich für Dienstag geplante Operation am Unterarm auch "zu 99 Prozent" abgesagt, erklärt der Schwabe.

Jonas Folger

Jonas Folger war nach dem achten Platz in der Moto3-Klasse enttäuscht Zoom

Folger war der Frust deutlich anzusehen. "Wir hatten uns mehr erhofft, die Zuschauer auch", erklärte der 19-Jährige. Für die Moto2- und Moto3-Fahrer stehen jetzt fünf Wochen Pause an, Folger freut sich aber nicht wirklich auf freie Tage. "Es ist gut, dass man mal abschalten kann. Aber ich würde lieber weiterarbeiten", sagt der WM-Vierte. Philipp Öttl (17.), Toni Finsterbusch (21.) und Florian Alt (29.) schafften es nicht in die Punkte. Die Wildcard-Starter Kevin Hanus (Honda) und Luca Amato (Mahindra) schieden frühzeitig aus.