Beim Abschied von Aprilia: Espargaro emotional, Vinales pragmatisch

Aleix Espargaro gibt seinem letzten MotoGP-Wochenende mit Aprilia 10/10 Punkten, während Maverick Vinales schon auf den Wechsel zu KTM hinfiebert

(Motorsport-Total.com) - Bei Aprilia standen die Zeichen am letzten MotoGP-Sonntag 2024 auf Abschied, denn sowohl für Aleix Espargaro als auch Maverick Vinales war es das letzte Rennen mit dem italienischen Hersteller. Espargaro ist ab der kommenden Saison Honda-Testfahrer, Vinales wechselt ins zweite Team von KTM.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Aleix Espargaro konnte seinen letzten MotoGP-Auftritt genießen Zoom

Für Espargaro endete seine aktive MotoGP-Karriere mit einem Top-5-Ergebnis, nachdem er am Samstag im Sprint noch Vierter geworden war. "Ich bin glücklich und dankbar, denn ich hätte mir kein besseres Wochenende erträumen können", sagt er.

"Ich durfte mich nach 20 Saisons auf meiner Heimstrecke verabschieden, mit meiner Familie, mit vielen Überraschungen und mit der Liebe von Aprilia. Ich war konkurrenzfähig, hätte fast die Poleposition erreicht und kämpfte mit den Ducatis. Jorge hat den Titel gewonnen und ich konnte ihm ein wenig helfen."

Im Rennen spielte Espargaro für Martin auf Platz drei zeitweise den "Bodyguard" und hielt insbesondere Enea Bastianini zu Beginn hinter sich. Das brachte ihm seitens des Ducati-Piloten Kritik ein. Dieser mutmaßte, Espargaro habe ihn einbremsen wollen und deshalb nicht selbst um ein Podium gekämpft.

Espargaro: Ducatis in der Schlussphase zu stark

Auf die Frage, ob ein Podestplatz am Sonntag drin gewesen wäre, antwortet Espargaro jedoch: "Unmöglich. Im ersten Teil des Rennens dachte ich, dass ich die Pace habe, um um den Sieg zu kämpfen. Ich ging wirklich ans Limit des Motorrads."

"Gleichzeitig versuchte ich, konservativ zu sein, um im letzten Teil des Rennens vielleicht einen Vorteil zu haben. Keine Ahnung, wie sie das machen, aber die Ducatis haben mit dem weichen Hinterreifen besser durchgehalten", hält er fest.

"Die letzten zehn Runden waren ein Albtraum für mich. Obwohl ich mit der härteren Reifenmischung unterwegs war, hatte ich keine Traktion mehr. Aber ich bin froh, dass ich Jorge ein wenig beschützen konnte. Im letzten Teil des Rennens versuchte ich, nah am Podium zu bleiben, aber es war nicht möglich."


Fotos: MotoGP 2024: Saisonfinale in Barcelona, Grand Prix


Angesprochen auf die Emotionen an seinem letzten Rennwochenende, gibt Espargaro zu: "Mir kamen schon in der Startaufstellung die Tränen. Aber sobald die Ampel anging, war ich extrem fokussiert. Darauf bin ich stolz. Nach der Zielflagge brachen dann aber wieder alle Dämme. Ich konnte kaum etwas sehen."

"Ich hielt dann mit Jorge an und er sagte nur zu mir: 'Wir haben es geschafft, wir haben es geschafft.' Das war unglaublich - sich so bei den Fans in Katalonien zu verabschieden, mit meinem besten Freund als Weltmeister und das letzte Mal mit Aprilia. Das sind 10/10 Punkte. Ich schätze mich als sehr glücklich ein."

Vinales fiebert Wechsel auf die KTM entgegen

Mit deutlich weniger Emotionen beging Vinales seinen Aprilia-Abschied. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, der Spanier sei einfach froh, dass es vorbei ist, und mit den Gedanken bereits bei seiner neuen Aufgabe im Lager von KTM.

Bereits den Sprint hatte er nach einer verkorksten Startphase nur auf Platz 15 beendet. Im Rennen am Sonntag musste er infolge eines Verbremsers in Kurve 1 die Strecke verlassen und kam schließlich nicht über den zwölften Rang hinaus.

Maverick Vinales

Für Maverick Vinales war im letzten Rennen mit Aprilia nicht viel zu holen Zoom

"Ich konnte das Motorrad nicht richtig abbremsen. Wahrscheinlich war der harte Reifen einfach noch nicht bereit", erklärt Vinales sein Problem in der Startphase kurz und bündig. "Aber ich akzeptiere das Ergebnis und richte meinen Blick nach vorn."

Auf Nachfrage ergänzt der Spanier: "Wir haben nicht die richtige Reifenwahl getroffen, insbesondere am Hinterrad. Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Offensichtlich müssen viele Dinge verbessert werden, aber das überlasse ich den nächsten Jungs." Für ihn ist das Kapitel Aprilia nach diesem Sonntag abgehakt.

Nur wenige Highlights mit Aprilia für Vinales

Im Rückblick räumt Vinales aber ein, dass es durchaus ein paar Rennen gab, "in denen ich mich großartig fühlte". Neben seinem Sieg in Austin im April nennt er Le Mans 2023 als Beispiel. "Ohne Sturz hätte das ein weiterer Sieg werden können."

"Das Motorrad hatte hin und wieder ein gutes Potenzial. Aber vor allem der zweite Teil der Saison war sehr schwierig - für alle Aprilias. Wir haben alles versucht, Schwinge gewechselt, Chassis gewechselt, um zu verstehen, was vor sich geht." Einer Lösung auf die Spur gekommen, sei Aprilia aber trotz allem nicht.

"Die einzige Idee, die ich habe: Wir sind auf einem Hoch in die Saison gestartet, während die anderen mit ihren neuen Bikes noch zu kämpfen hatten. Und dann haben sie aufgeholt." Und Aprilia ist ohne weitere Steigerung entsprechend zurückgefallen.

Auf seinen Wechsel zu KTM freut sich Vinales, auch wenn er weiß, dass der österreichische Hersteller 2024 ebenfalls unter den Erwartungen geblieben ist: "Es ist eine tolle Herausforderung. Es wird nicht einfach, denn es ist ein ganz anderes Motorrad. Aber ich denke, es passt viel besser zu meinem Fahrstil."

"Ich habe das Motorrad noch nicht ausprobiert, aber angesichts der Ergebnisse gibt es viel Arbeit. Wenn wir um Siege kämpfen wollen, müssen wir uns verbessern." Vinales wird 2025 neben Enea Bastianini im Tech3-Team antreten, das dann nicht mehr in GasGas-Farben, sondern in KTM-Orange auffahren wird.