Asymmetrischer Vorderreifen im Rennen eine Alternative?

Obwohl der asymmetrische Vorderreifen bei seinem Debüt auf Phillip Island 2014 für viele Probleme sorgte, wollen einige Piloten dem Pneu eine neue Chance geben

(Motorsport-Total.com) - Der asymmetrische Vorderreifen kommt am Sachsenring erstmals in diesem Jahr zum Einsatz - und sorgt gleich für eine Menge Gesprächsstoff. Schließlich hinterließ der Pneu bei seinem ersten Einsatz auf Phillip Island 2014 eher einen mittelprächtigen Eindruck, viele Fahrer stürzten damals. Trotzdem denken viele Piloten darüber nach, dem Reifen noch einmal eine Chance zu geben. Das Fazit nach dem ersten Testtag fällt jedenfalls überwiegend positiv aus.

Titel-Bild zur News: Andrea Iannone

Der asymmetrische Reifen mit der blauen Markierung gefällt vielen Piloten Zoom

"In der Früh bin ich zunächst mit dem weichen Vorderreifen gefahren, am Nachmittag nur mit asymmetrisch", berichtet beispielsweise Weltmeister Marc Marquez, der auf dem Pneu die Tagesbestzeit setzte. Er erklärt: "Ich möchte diesen Reifen gut verstehen. Auf Phillip Island hatten wir einen ähnlichen Vorderreifen und dort hatte ich Bedenken. Hier sieht es danach aus, dass er gut funktioniert."

"Trotzdem kenne ich den Reifen noch nicht gut genug und bin noch nicht zu 100 Prozent überzeugt", zeigt sich Marquez allerdings zurückhaltend. Auch der Spanier gehörte im vergangenen Oktober zu den zahlreichen Sturzopfern. "Ich habe den asymmetrischen Reifen am gesamten Nachmittag verwendet", verrät derweil auch WM-Spitzenreiter Valentino Rossi.

"Er kann für das Rennen eine gute Option sein." Valentino Rossi

"Das ist wichtig, um ihn zu verstehen", erklärt der Italiener. "Ich habe versucht, viele Runden zu fahren. Ich fühle mich gut, er ist nicht so schlecht. Er kann für das Rennen eine gute Option sein." Das sieht auch Andrea Dovizioso so. Der Ducati-Pilot bezeichnet den Pneu als "sehr gut" und berichtet: "Ich hatte keine Probleme damit. Am Samstag müssen wir genau herausfinden, wie der asymmetrische Reifen im Vergleich zum mittleren ist."

Crutchlow hat schlechte Erinnerungen

"Ich denke, die mittlere Mischung ist der Reifen, den wir im Rennen unter normalen Bedingungen einsetzen werden", erklärt "Dovi", der dem asymmetrischen Reifen damit eine eher geringe Chance einräumt. Auch sein ehemaliger Teamkollege Cal Crutchlow ist übrigens kein Fans des Pneus. "Ehrlich gesagt habe ich vor dem Wochenende gesagt, dass ich ihn nicht anfassen werde", berichtet der Brite.


MotoGP am Sachsenring

Er erklärt: "Ich habe wegen diesem Reifen im vergangenen Jahr 280.000 (Pfund; Anm. d. Red.) verloren. Da habe ich gesagt: 'Den könnt ihr behalten!'" Hintergrund: Crutchlow lag in Australien auf Podiumskurs, stürzte allerdings in der letzten Runde, wodurch ihm eine satte Prämie durch die Lappen ging. "Wir sind ihn trotzdem gefahren, weil unsere Reifenauswahl an diesem Wochenende wirklich schlecht ist", ergänzt er allerdings.

"Ich habe wegen diesem Reifen im vergangenen Jahr 280.000 Pfund verloren." Cal Crutchlow

Zwar stellt Bridgestone den Teams an diesem Wochenende viele verschiedene Vorderreifen zur Auswahl, doch Crutchlow fürchtet, dass ihm die Reifen ausgehen könnten, wenn er sich für zu viele Pneus der falschen Mischung entscheidet. Im Hinblick auf die klassischen Vorderreifen erklärt er: "Die rechte Flanke des Reifens ist so beschissen, dass du viele Runden fahren musst, um das nötige Selbstvertrauen aufzubauen, Hitze hineinzubringen und alles mögliche."

Sicherheit geht vor

"Aber morgen soll es viel wärmer werden als heute, was für uns alle besser sein sollte", vermutet Crutchlow. Auch Honda-Kollege Dani Pedrosa sieht das ähnlich und erklärt: "Wenn es aber morgen nicht so kühl ist, wird es interessant werden, wie sich die Reifen verhalten - vor allem der Vorderreifen." Der Spanier probierte den asymmetrischen Reifen als einer der wenigen Piloten gar nicht aus, erklärt allerdings mit einem Lächeln: "Vielleicht probiere ich ihn morgen aus."


Fotos: Suzuki-Speziallackierung am Sachsenring


Die beiden Suzuki-Piloten ließen es sich währenddessen nicht nehmen, den Pneu ausführlich zu testen. "Ich habe ihn verwendet und er ist gut", urteilt Aleix Espargaro und ergänzt: "Vielleicht ist er ein bisschen weicher, aber es ist gut, denn in vielen Kurven hast du eine Menge Bewegung - aber wenigstens kannst du die auch spüren. Diese Strecke ist sehr gefährlich, es gibt viel Stürze."

"Es ist besser, etwas Performance zu verlieren, dafür aber etwas Sicherheit zu gewinnen." Aleix Espargaro

"Auch an diesem Vormittag haben wir in jeder Klasse viele Stürze gesehen. Ich denke, dass es besser ist, etwas Performance zu verlieren, dafür aber etwas Sicherheit zu gewinnen." Teamkollege Vinales ergänzt: "Wir waren das gesamte zweite Training mit dem asymmetrischen Reifen unterwegs. Ich denke, dass das auch unser Rennreifen sein wird. Wenn er zu hart ist, dann funktioniert das Motorrad nicht sehr gut. Aber mit diesem ist es sehr gut."

Phillip-Island-Probleme gelöst?

"Ich habe ihn am Nachmittag verwendet und er hat mir gefallen. Bereits im vergangenen Jahr in Valencia und auf Philipp Island war ich damit ziemlich zufrieden. Ich bin niemand der superharte Vorderreifen mag", erklärt derweil Ex-Champion Nicky Hayden und ergänzt: "Wenn man ihn das erste Mal verwendet, dann fühlt es sich etwas merkwürdig an, aber jetzt bin ich Bridgestone dankbar, dass sie ihn mitgebracht haben."

Dass sich die Phillip-Island-Probleme wiederholen könnten, glaubt der US-Amerikaner nicht: "Auf Phillip Island war der Übergang ein Problem, aber sie haben den Übergangspunkt geändert. Für mich ist das hier kein Problem." Zwar habe es sich in den ersten Runden noch etwas merkwürdig angefühlt, anschließend hatte Hayden aber keine Schwierigkeiten mit dem Pneu.


Fotostrecke: GP Phillip Island, Highlights 2014

Auch bei Bridgestone ist man zufrieden. "Bisher hat unsere Reifenauswahl an diesem Wochenende so funktioniert, wie wir uns das erhofft haben", freut sich Manager Shinji Aoki und ergänzt: "Die Fahrer haben positiv auf den asymmetrischen Vorderreifen reagiert und insgesamt haben wir ein gutes Level an Sicherheit und Performance." Allerdings sei es noch zu früh, um darüber nachzudenken, welcher Reifen im Rennen am Sonntag der bevorzugte sein wird.

"Auf Phillip Island war der Übergang ein Problem, aber sie haben den Übergangspunkt geändert." Nicky Hayden

Tatsächlich gab es am Freitag bei recht kühlen Bedingungen verhältnismäßig wenig Stürze am Sachsenring zu sehen - ganz besonders in der gefürchteten Kurve elf. Möglicherweise ist das auch ein Verdienst des asymmetrischen Vorderreifens. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie viele Piloten den Reifen letztendlich tatsächlich auch im Rennen verwenden werden.