Aprilia-Analyse: Sieg in Barcelona, kein Podium in Misano - die Gründe dafür

Umjubelter Doppelsieg in Barcelona, keine Chance auf das Podium in Misano - Aleix Espargaro und Maverick Vinales nennen die Gründe - Bestes Teamergebnis für RNF

(Motorsport-Total.com) - So schnell dreht sich das Bild in der MotoGP. In Barcelona jubelte Aprilia über den ersten Doppelerfolg in der Königsklasse. Eine Woche später schaffte man aus eigener Kraft nicht den Sprung auf das Podest. Im Sprint wurde Maverick Vinales Sechster und Aleix Espargaro Achter. Den Grand Prix beendete Vinales auf Platz fünf und Espargaro kam als Zwölfter ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Maverick Vinales, Miguel Oliveira

Maverick Vinales und Miguel Oliveira wurden im Grand Prix Fünfter und Sechster Zoom

"Die MotoGP ist jetzt so. Man kann nicht an jedem Wochenende gewinnen", meint Espargaro. Warum war der Unterschied zwischen Barcelona und Misano so eklatant? "Schwierig zu sagen, aber ich denke, wir bringen weniger Gewicht auf das Hinterrad."

"Wenn die Strecke viel Grip bietet, dann ändert das die Balance komplett. Ich glaube, dass wir nicht das Drehmoment wie Ducati und KTM haben. Wenn man also bei der Elektronik, der Traktionskontrolle limitiert ist, dann sieht unser Motorrad besser aus."

"Wenn es viel Grip gibt und sie die komplette Leistung auf den Boden bringen, wird es für uns schwieriger. Bei der Beschleunigung habe ich viel auf Binder und Pedrosa verloren. Auf so einer Strecke sind Ducati und KTM besser, aber auf Strecken mit schnellen Kurven ist Aprilia besser."

Deshalb hält Espargaro mit Blick auf 2024 fest: "Wir müssen unseren Motor verbessern. Bei Stop-and-Go-Strecken brauchen wir mehr Drehmoment. Ich habe das ganze Rennen niemanden überholt. Ab Platz fünf war es wie ein Zug. Mein Rennen war nach dem Start vorbei."

Dass die Gripverhältnisse eine Rolle spielten, glaubt auch Vinales. Im Freitagstraining war er schnell und zählte zum Kreis der Favoriten. Aber im Sprint gab es mit dem weichen Hinterreifen Chattering beim Hinterrad. Am Samstag wurde vermutet, dass das am weichen Reifen lag.

Aleix Espargaro

Von einem Sturz im Freitagstraining hatte Aleix Espargaro Nackenschmerzen Zoom

Am Sonntag wählte auch Aprilia den Medium-Hinterreifen. Aber bei Vinales blieben die Probleme mit Vibrationen. "Das hat die Beschleunigung etwas limitiert", grübelt der Spanier. "Ich weiß nicht, warum ich mit dem Hinterreifen so große Mühe hatte."

"Es war seltsam, weil am Freitag fühlte es sich sehr gut an. Vielleicht lag es am Grip, der sich über das Wochenende aufgebaut hat. Wir haben daraus keinen Vorteil gezogen, sondern es wurde immer schlechter. Ich hatte am Kurveneingang Probleme."

"In Spielberg und Barcelona war ich dort sehr stark. Es sieht also danach aus, dass wir auf Strecken mit wenig Grip am Kurveneingang stark sind. Das hört sich seltsam an, aber hier musste ich früher bremsen, denn sonst hätte ich die Kurven nicht geschafft."

Also wo steht Aprilia nun in der Hackordnung? "Barcelona und Misano sind zwei unterschiedliche Strecken", hält Vinales fest. "Hier gab es viel Grip und jeder war schnell. Ich denke, wir müssen als Referenz Assen, Silverstone nehmen, wo es mittleres Griplevel gibt. Dort waren wir recht schnell."

Bestes MotoGP-Ergebnis für Raul Fernandez

Freude gab es im Satellitenteam. Denn RNF erzielte das insgesamt beste Teamergebnis in diesem Jahr. Da es Miguel Oliveira und Raul Fernandez ins Q2 geschafft hatten, waren erstmals alle vier Aprilia-Fahrer im zweiten Qualifying-Abschnitt.

Den Sprint beendete Raul Fernandez als Elfter direkt vor seinem erfahrenen Teamkollegen. Im Grand Prix wurde Oliveira Sechster und Fernandez eroberte als Achter das beste Ergebnis seiner MotoGP-Karriere.

Der Schlüssel zum Aufwärtstrend von Fernandez war eine geänderte Abstimmung der RS-GP. "Wir haben einige verrückte Dinge geändert, an die ich nie geglaubt hätte", lacht der 22-Jährige. "Aber damit haben wir das Motorrad deutlich verbessert."

Raul Fernandez

Erstmals fuhr Raul Fernandez aus eigener Kraft in die Top 10 Zoom

"Ich bin wirklich glücklich, weil ich mich Tag für Tag konkurrenzfähiger fühle. Ich kann jetzt mehr meinen Fahrstil nutzen. Es ist schon lange her, seit ich es auf dem Motorrad nicht mehr so sehr genossen habe. Tag für Tag spüre ich, dass ich komme."

"Ich hatte bisher nicht das Vertrauen, die Kurven so wie jetzt zu attackieren. Jetzt kann ich mit dem Motorrad tun, was ich will. In manchen Bereichen muss ich noch arbeiten, um die Elektronik besser zu verstehen. Das ist noch meine Schwäche."

Nach dem Sprint war Oliveira nicht ganz zufrieden, weil der weiche Hinterreifen keine gute Performance aufbaute. Er hatte auch in der schnellen Kurve 11 Mühe, richtig einzulenken und Speed mitzunehmen. "Dadurch gab es einen Jojo-Effekt zu den Fahrern vor mir", so der Portugiese.

Am Sonntag lief es für Oliveira dann deutlich besser: "Ich bin zufrieden mit dem Rennen. Das Gefühl für das Motorrad war besser. Der Medium-Hinterreifen hat dafür auch etwas geholfen. Das Motorrad war etwas schöner zu fahren. Ich bin mit der Performance zufrieden. Die meiste Zeit war ich knapp hinter Vinales."

Mit diesem erfolgreichen Wochenende hat RNF auch einen Sprung in der Teamwertung gemacht. Man überholte Tech3 und LCR und verbesserte sich auf Rang acht.

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